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Mit Leib und Seele Hausmeister

Dietmar Keller war 32 Jahre lang Hausmeister der Vettersstraße 70 und ist noch heute tief mit dem Wohnheim verbunden

  • Auch im Ruhestand ist Dietmar Keller mit dem Wohnheim an der Vettersstraße 70 bestens vertraut und für die Lösung kleinerer technischer Sorgen immer einsatzbereit. Foto: Christian Schenk

Das Studentenwohnheim in der Vettersstraße 70 bietet verschiedenen Menschen ein Zuhause, von der strebsamen Pädagogikstudentin im zweiten Semester, über den partybegeisterten Wirtschaftsstudenten aus China bis zur Salsa tanzenden Medienkommunikationsstudentin fühlt sich dort jeder wohl. Für gewöhnlich bleibt kaum einer dieser Bewohner länger in seinen Vier-Wänden als bis zum Ende seines Studiums. Oder? Dietmar Keller lebt seit 41 Jahren in der Vettersstraße 70, womit sich der 72-Jährige deutlich von den restlichen Hausbewohnern abhebt.

Der freundliche Rentner war 32 Jahre lang Hausmeister des Wohnheimes. Am 1. April 1971 trat er seine Stellung an der damaligen Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt an und war bis zum 1. April 2003 im Hause mit Leib und Seele tätig. Hausmeister war seine Berufung, sagt er, denn er liebte es zu reparieren und unter jungen Leuten zu leben. Allerdings habe er ursprünglich etwas ganz anderes gelernt. "Gelernt habe ich Kaltgussformer", erzählt der gebürtige Chemnitzer. Nach seiner Ausbildung habe er allerdings nur ein paar Jahre in diesem Bereich arbeiten können, bevor er zum Wehrdienst eingezogen wurde und in Thüringen bei der nordischen Grenzpolizei seinen Dienst leistete. Hier lernte er seine spätere Frau Liselotte kennen, mit der er zurück in seine Heimatstadt kam. In Karl-Marx-Stadt arbeitete Dietmar Keller einige Zeit als Maschineneinrichter und nahm anschließend die Stelle an der Technischen Hochschule an.

In seinen drei Jahrzehnten als Hausmeister passierte viel, weiß Dietmar Keller zu berichten. Als er begann, war das Gebäude gerade fertiggestellt worden und die Zimmer nur mit einigen Schränken und Betten ausgestattet. "Ich habe dann Berge von Decken in die Zimmer getragen, denn damals gab es noch für jedes Bett zwei Decken und auf diesen stand mit großen Buchstaben `TH Karl-Marx-Stadt´", weiß er noch wie heute. In den folgenden Jahren war er für sämtliche anfallende Tätigkeiten zuständig. "Wir haben fast alles selbst gemacht: Reparaturen, Klempnerarbeiten, Elektrikerarbeiten, Möbelreparaturen. Immer wenn etwas kaputt war, haben wir es wieder ins Lot gebracht", berichtet er. Ein Hausmeister als Allrounder, der auch außerhalb seiner Arbeitszeit ansprechbar war. "Da ist manche Stunde angefallen, die in den Abend hineingegangen ist oder nachts, wenn eine Rohrverstopfung war, was immer dann auftritt, wenn man es nicht wünschte. Da ist man ohne Murren daran gegangen und hat den Schaden behoben", erinnert er sich und lacht. Einen Einschnitt in seinen vielseitigen Berufsalltag gab es zur Wendezeit. Die Arbeitsstelle seiner Frau, die im Haus unter anderem für die Post zuständig war, fiel weg, neben der Vettersstraße 70 übernahm er zusätzlich die 72 und 1996 kam schließlich die Sanierung des Hauses. Viel Arbeit, die er stets gerne machte. Selbst nach seiner Pensionierung ließ ihn diese nicht los. "Ich habe mit dem Studentenwerk einen Minivertrag abgeschlossen, und wenn Bedarf war oder eine Urlaubsvertretung benötigt wurde, hat man auf mich zurückgegriffen", erzählt Keller begeistert und ergänzt: "Zutrauen würde ich es mir auch heute noch, aber mit 72 Jahren ist auch mal Ruhe."

Heute wohnt Dietmar Keller mit seiner Frau und dem Dackel Zander im siebten Stock des Wohnheimes in einer großzügigen Wohnung und genießt das bunte Treiben im Haus. Ausziehen würde er nie, dafür schätzt er das Leben unter den Studenten zu sehr, das ihn nach eigener Aussage jung hält. Selbst die laute Musik störe ihn nicht, denn das gehöre zum Studentenleben dazu - ebenso wie das Haus, mit dem er viele Erinnerungen verbindet, zu seinem Leben gehört. "Wir hatten mal einen Wasserrohrbruch, weil ein Student sich an ein Rohr gehangen hatte, das weggebrochen ist. Es war wie auf einem sinkenden Schiff, weil das Wasser dann dort ausgeströmt ist. Und bis wir die Quelle in der sechsten Etage lokalisiert hatten, ist das ganze Wasser bis nach unten in den Keller geflossen und stand uns bis über die Knöchel." Heute lacht der Rentner darüber. Das Haus steckt voller Leben und vieler Geschichten, die er gerne mit den Studenten teilt, denen er auf dem Gang begegnet, oder mit seinem Nachfolger, dem er auch heute noch mit Rat und Tat zur Seite steht.

(Autorin: Sandra Edel)

Katharina Thehos
12.04.2012

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