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Eine Diplomarbeit mit Bestand

Kunst an der TU Chemnitz: Ein Wandbild von Klaus Neubauer ziert seit 1969 den Treppenaufgang im Böttcher-Bau an der Ecke Georgstraße/Straße der Nationen

  • Die Autorin des Beitrages Isabel Möller, die ein Praktikum in der Pressestelle der TU Chemnitz absolviert, betrachtet das Wandgemälde im Treppenhaus. Foto: Mario Steinebach
  • Ein Blick zurück: Klaus Neubauer mit dem Entwurf seines Wandbildes, das er im Jahr 1969 im Rahmen seiner Diplomarbeit an der TH Karl-Marx-Stadt anfertigte. Foto: privat
  • Heute lebt und arbeitet Klaus Neubauer in Chemnitz-Draisdorf. Gern erinnert er sich an seine Studienzeit zurück und blättert deshalb hin und wieder in Fotoalben. Den Zeitungsartikel, der über sein Wandbild im Juli 1969 im "Hochschulspiegel" der TH Karl-Marx-Stadt erschien, hat er sich gut aufgehoben. Foto: Mario Steinebach
  • Das Wandgemälde von Klaus Neubauer gehört zum Kunstbesitz der Technischen Universität Chemnitz. Foto: Mario Steinebach

Viele Uni-Angehörige und Gäste laufen fast täglich im Hauptgebäude der Technischen Universität Chemnitz daran vorbei. Gemeint ist das große Wandgemälde im ersten Stock des Treppenhauses an der Georgstraße. Seit 43 Jahren befindet es sich schon hier zwischen Fensterfront und Flügeltür. 1969 hat sich Klaus Neubauer aus Karl-Marx-Stadt, der damals an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden studierte, die Technische Hochschule in seiner Heimatstadt als kreativen Freiraum für seine Diplomarbeit ausgewählt. "Ich fragte die damalige Hochschulleitung, ob hier nicht ein Platz für ein Wandgemälde wäre, wo ich meine Ideen öffentlichkeitswirksam verwirklichen kann", erinnert sich der heute 67-jährige Künstler und fügt hinzu: "Ich stieß sofort auf offene Ohren und erhielt nach Fertigstellung des Wandbildes neben der Bestnote sogar noch eine Prämie von 1.000 DDR-Mark - das war für einen Studenten und jungen Familienvater damals viel Geld und für die Würdigung einer künstlerischen Diplomarbeit auch nicht selbstverständlich."

Zwei Aspekte waren Neubauer beim Gestalten seines Wandbildes besonders wichtig: "Ich wollte nicht nur das Thema Studieren aufgreifen, sondern auch frei von politischen Zwängen arbeiten", erzählt Neubauer. Er sei deshalb froh gewesen, dass ihm sein Dresdner Betreuer Professor Hesse und auch die Hochschulleitung der TH freie Hand gelassen haben. Nach ersten Vorarbeiten, die in Dresden entstanden sind, schaute sich Neubauer damals erst einmal an der TH Karl-Marx-Stadt genau um. "Da der Student im Mittelpunkt stehen sollte, fertigte ich Skizzen von Studenten in typischen Lehr- oder Forschungssituationen an - zum Beispiel im Bereich Materialprüfung an der Reichenhainer Straße oder an einer Rechenanlage", erinnert sich der Künstler. "Und da auch der Freizeitbereich inklusive Familie eine Rolle spielen sollte, integrierte ich kurzerhand meine Frau und unsere beiden Kinder mit ins Bild", ergänzt er.

Mit klaren geometrischen Formen, rhythmischen Überschneidungen und einer etwas kühlen Farbkombination, die zu einer Technischen Hochschule durchaus passt, hat Neubauer in seiner Arbeit seinen Stil umgesetzt. "Dieses Bild entspricht dennoch dem Zeitgeist - Sonne und Friedenstauben waren damals beispielsweise typische Elemente in Wandgemälden", sagt Neubauer. Im Vordergrund stand jedoch, junge Menschen in ihrem Verhältnis zur Technik darzustellen. "Als das Bild fertig war, waren die Reaktionen der Lehrkräfte und der Studenten sehr positiv ausgefallen", freut sich Neubauer noch heute. Lediglich in einem Beitrag in der Hochschulzeitung, den er im Original aufgehoben hat, findet sich ein leichter kritischer Unterton, da vermutlich einige politische Instanzen an der Hochschule doch vorher gefragt werden wollten. Der Künstler ist froh, dass sein Werk nach vier Jahrzehnten keiner Gebäudesanierung zum Opfer gefallen ist und damit Bestand hat. "Ich werde sogar heute noch auf der Straße von ehemaligen Hochschullehrern - zum Beispiel vom Getriebetechniker Professor Johannes Volmer - auf mein Bild hin angesprochen", so Neubauer.

In der Kunst ist Neubauer die Selbstverwirklichung weiterhin besonders wichtig. "Aber auch die Reaktionen des Publikums spielen immer eine Rolle", sagt er. Neubauer liebt die Abwechslung: Neben der Wandmalerei fertigt er auch Skulpturen - und seit 1997 jedes Jahr großflächige Faschingsgemälde für den Glösaer Karnevalsverein.

Zur Person: Klaus Neubauer

Klaus Neubauer wurde 1944 in Chemnitz geboren. Kunsterziehung war schon in der Schule sein Lieblingsfach. Entgegen dem Wunsch seiner Eltern, wonach er Diesellokschlosser werden sollte, entschied er sich nach der Mittelschule für das künstlerisch-fachgerichtete Abitur an der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät in Dresden. Ab 1963 absolvierte er in Karl-Marx-Stadt die Ausbildung zum Dekorationsmaler. Danach studierte er an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. In seiner Heimatstadt trat er dem Verband der bildenden Künstler der DDR bei. Noch heute arbeitet Neubauer in Chemnitz-Draisdorf als Maler und Grafiker und ist seit 1990 unter anderem Mitglied im Chemnitzer Künstlerbund und im Bundesverband Bildender Künstler und Künstlerinnen. Neben vielen regionalen Ausstellungen präsentierte Neubauer seine Werke auch auf Ausstellungen in Japan, Frankreich und Italien.

(Autorin: Isabel Möller, Schülerpraktikantin des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Limbach-Oberfrohna)

Mario Steinebach
07.02.2012

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