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Augenmaß, nicht Aktionismus ist gefordert

Johannes Urban, der in seiner Promotion die deutsche Terrorismusbekämpfung analysierte, gibt Handlungsempfehlungen

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Dr. Johannes Urban promovierte zum Thema "Die Bekämpfung des Internationalen Islamistischen Terrorismus. Der Ansatz der Bundesrepublik Deutschland und Empfehlungen seiner Optimierung." Foto: privat

Terrorismusbekämpfung, das verdeutlichten zuletzt die geplanten Anschläge auf zwei Nahverkehrszüge Ende Juli in Deutschland, ist eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit. "Die Gefahr, dass es in unserem Land zu Terroranschlägen kommt, war lange nicht so groß wie heute", meint Dr. Johannes Urban, der vor kurzem an der TU Chemnitz seine Doktorarbeit zum Thema Terrorismusbekämpfung mit Auszeichnung verteidigte. Der Politikwissenschaftler untersuchte dabei die Stärken und Schwächen des deutschen Vorgehens gegen den Internationalen Islamistischen Terrorismus - eine Analyse, die gerade in diesen Tagen an Bedeutung gewinnt.

In seiner Arbeit nimmt Urban zunächst eine Gefahreneinschätzung für die Bundesrepublik vor. Sein Blick fällt dabei sowohl auf Akteure, Ideologie und Bezugsgruppe des islamistischen Terrorismus als auch auf die Rahmenbedingungen, die islamistische Terroristen und ihre extremistischen Unterstützer hierzulande vorfinden. Anschließend betrachtet der Wissenschaftler Handlungsansätze und Strategien der deutschen Terrorismusbekämpfung und gibt Vorschläge zu deren Optimierung. "Auffällig sind vor allem Mängel bei der Bekämpfung von Ursachen und Triebkräften des Terrors", erläutert Urban. "Hier sollten die Integration von Muslimen in die Gesellschaft und die Demokratisierung muslimischer Staaten stärker gewichtet werden. Auch bessere Aufklärungsarbeit in der muslimischen Zielgruppe zur islamistischen Ideologie halte ich für wichtig." Des Weiteren bemängelt Urban die Renovierungsbedürftigkeit der deutschen Sicherheitsarchitektur. Von einer stärkeren Vernetzung einzelner Organe, etwa mit Hilfe einer Anti-Terror-Datei, bis zu einer effektiven Qualitätssicherung der Fluggastkontrollen auf Flughäfen reichen seine Vorschläge. Auch bei den rechtlichen Grundlagen der Terrorismusbekämpfung sieht Urban Handlungsbedarf. Seine Devise bleibt jedoch stets die "differenzierende, nicht diskriminierende Anwendung auf Betroffene". Augenmaß, nicht Aktionismus sei gefordert.

Die Themenfindung zu seiner Dissertation verlief für Johannes Urban beinahe schicksalhaft. Zwar spezialisierte er sich früh auf sicherheitspolitische Fragen, doch ausschlaggebend waren für den Doktoranden die Ereignisse des 11. September 2001, die er als Student und Praktikant bei US-Senator Richard Lugar in Washington hautnah miterlebte. "Ich war zum Zeitpunkt der Anschläge auf Dienstgang im Kapitol und wurde wenig später mit Kollegen aus dem Büro evakuiert. Der Senator hatte erfahren, dass ein Flugzeug, der später abgestürzte Flug United 93, auf das Kapitol zufliegt", erinnert sich Urban. Mit dem folgenden Anthrax-Anschlag auf den US-Kongress und dem eskalierenden "Krieg gegen den Terrorismus" kristallisierten sich Johannes Urbans zukünftige Ziele heraus: "Ich nahm mir vor, durch gute wissenschaftliche Arbeit zu einer sachlichen Debatte über die Gefahren des Islamismus und über demokratieverträgliche Gegenmaßnahmen beizutragen."

So richtet sich seine Arbeit auch nicht nur an Politikwissenschaftler, sondern an eine breite Öffentlichkeit. "Ich hoffe, dass die Arbeit Journalisten, Entscheidungsträger, aber auch viele politisch interessierte Bürger erreicht und so Anstoß gibt für eine sachliche Diskussion darüber, was Staat und Gesellschaft in der Auseinandersetzung mit Islamisten besser machen könnten", erklärt Urban. Um dies zu fördern, ist seine Arbeit bewusst in allgemein verständlicher Sprache gehalten, gibt Zusammenfassungen nach jedem Teilkapitel und stellt Ergebnisse in übersichtlichen Tabellen dar. Johannes Urbans mit "summa cum laude" bewertete Dissertation wird am 15. September 2006, fünf Jahre nach den September-Anschlägen, als Buch im VS-Verlag, Wiesbaden erscheinen.

Seine hervorragende Leistung führt Urban mit auf die Förderung zurück, die er durch Universität und Stipendiengeber erfahren hat. Während des Studiums von der Konrad-Adenauer-Stiftung unterstützt, erhielt er als Promovend ein Stipendium der Hanns-Seidel-Stiftung. "Ohne das Stipendium wäre ich nie in der Lage gewesen, in kurzer Zeit eine gute Arbeit zu schreiben", so Urban. "Besonders möchte ich Prof. Dr. Eckhard Jesse danken. Er hat mich wirklich hervorragend betreut und mir früh Gelegenheit gegeben, zu veröffentlichen". Dem Bereich Politikwissenschaft der TU Chemnitz bleibt Urban weiter verbunden: im kommenden Semester hält er als Lehrbeauftragter ein Proseminar zu "seinem" Thema.

Weitere Informationen: Dr. Johannes Urban, E-Mail Mail@JohannesUrban.de. Medienvertretern, die den telefonischen Kontakt zu Johannes Urban suchen, ist die Pressestelle der TU Chemnitz gern behilflich.

(Autoren: Michael Chlebusch & Mario Steinebach)

Mario Steinebach
22.08.2006

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