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Bewegungstrainer werden fit gemacht

Sportwissenschaftler der TU Chemnitz entwickeln Ausbildung von Bewegungstrainern für ein bundesweites Pilotprojekt an sächsischen Grundschulen - Kursanmeldung ist ab sofort möglich

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Die ausgebildeten Trainer werden ab dem kommenden Schuljahr sächsischen Grundschülern den Weg zu mehr Bewegung weisen. Foto: TU Chemnitz

Es ist eine deutschlandweit einmalige Initiative: "Entdecke deine Stärken" heißt ein Projekt, das vom sächsischen Kultusministerium, dem Deutschen Olympischen Sportbund und dem Deutschen Fußball-Bund gefördert wird. Es sagt Übergewicht, Haltungsstörungen und allgemeiner Trägheit unter Grundschülern den Kampf an. "Ziel des Projektes ist, neben den drei Sportstunden pro Woche im Schulalltag der Grundschüler zwei Stunden Bewegung zu verankern. Diese Stunden werden von speziell ausgebildeten Bewegungstrainern geleitet", erklärt Prof. Dr. Albrecht Hummel, Inhaber der Professur Sportpädagogik/-didaktik an der TU Chemnitz. Er hat gemeinsam mit seinem Team die Ausbildung der Bewegungstrainer konzipiert. "Rund 200 Erwachsene, aber auch ältere Schüler ab 16 Jahren und Studierende, sollen zum Start des kommenden Schuljahres zur Verfügung stehen. Es wird Ausbildungskurse geben mit 30 und mit 60 Stunden, je nach der Vorbildung der Teilnehmer", berichtet Hummel und ergänzt: "Die Inhalte und die Konzeption dieser Kurse stammen zu 90 Prozent von der TU Chemnitz. Hier haben Mediziner, Bewegungswissenschaftler und Psychologen zusammengearbeitet, um ein fundiertes Programm zu erstellen. Außerdem haben wir externe Experten hinzugezogen."

Die Ausbildungskurse mit 30 Stunden richten sich an Sportlehrer sowie lizenzierte Übungsleiter und Trainer. Vom 25. bis 27. März und vom 27. bis 29. März 2008 können jeweils 25 Personen an Lehrgängen teilnehmen. Anmeldeschluss hierfür ist der 29. Februar, der Kurs kostet ohne Übernachtung und Verpflegung 180 Euro. In der ersten Woche der sächsischen Sommerferien, vom 14. bis 19. Juli 2008, findet ein Kurs über 60 Stunden statt, an dem 30 Personen ohne Übungsleiterlizenz teilnehmen können. Er richtet sich vor allem an interessierte Erwachsene, Studierende und Schüler der Klassenstufen 9 bis 12. Anmeldeschluss ist am 30. Mai, die Kursgebühr liegt bei 150 Euro. Vermittelt werden in beiden Kursen wissenschaftliche Grundlagen sowie methodisch-praktische Übungen und ausgewählte Rechtsfragen. Im 60-Stunden-Kurs kommen noch Einheiten zur Fürsorge- und Aufsichtspflicht sowie zur Ersten Hilfe hinzu.

Die wissenschaftlichen Grundlagen gliedern sich in drei Module: Die Konzeption des Moduls Pädagogik/Psychologie wird betreut von Prof. Dr. Albrecht Hummel. Hier werden empirische Befunde zur Entwicklung von Vorschul- und Grundschulkindern behandelt sowie pädagogische Prozesse und Trends der Vorschul- und Grundschulentwicklung vorgestellt. Außerdem geht es um die Psychologie und Entwicklungsbesonderheiten der Kinder und um ihr Spiel- und Lernverhalten. Die Planung von Bewegungsangeboten sowie Struktur und Methodik einer Bewegungsstunde und die möglichen Geräte und Materialien werden vermittelt. Außerdem werden Selbstverständnis, Aufgaben und Kompetenzen der Bewegungstrainer thematisiert.

Die Verantwortung für das Modul Bewegungs- und Trainingswissenschaft liegt bei Prof. Dr. Peter Hirtz (Universität Greifswald). Thematisiert werden hier motorische Entwicklungsbesonderheiten von Kindern in verschiedenen Altersstufen, die Bedeutung von motorischen Fähigkeiten - wie Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit - und insbesondere von koordinativen Fähigkeiten - wie Gleichgewichts-, Rhythmus-, Orientierungs-, Reaktions- und Differenzierungsfähigkeit.

Für das Konzept des Moduls Medizin/Biologie ist Prof. Dr. Henry Schulz, Inhaber der Professur Sportmedizin/-biologie an der TU Chemnitz, zuständig. Es vermittelt Kenntnisse zur Prävention und Gesundheitsförderung im Kindesalter, zur schnellen und langsamen Entwicklung von Kindern und zu physiologischen Besonderheiten von Vorschul- und Grundschulkindern. Außerdem geht es um Belastbarkeit und Trainingseffekte, gesunde Ernährung, Hygiene und Besonderheiten bei Erster Hilfe sowie Auswirkungen von Erkrankungen im Kindesalter.

Eine hohe Wertschätzung genießt die Ausbildung im methodisch-praktischen Bereich. Diese Übungen werden zu einem großen Teil von Mitarbeitern des Instituts für Sportwissenschaft der TU Chemnitz konzipiert und in den Kursen umgesetzt, vor allem von den Wissenschaftlichen Mitarbeitern Thomas Borchert, Claudia Engel, Mandy Erdtel und Martin Schwarze.

"Das Projekt läuft zunächst nur an Grundschulen, allerdings werden höchstwahrscheinlich später auch Kitas aufgenommen. Deshalb haben wir die Ausbildung der Bewegungstrainer konzipiert für den Umgang mit Kindern im Alter von drei bis zehn Jahren", erläutert Prof. Hummel. Ganz besonderer Wert liegt in den Bewegungsstunden auf der Entwicklung der motorischen Basiskompetenzen. "Es werden Grundformen der Bewegung gelehrt, die in keiner direkten Verbindung mit bestimmten Sportarten stehen", so Hummel. Die Übungen schulen Gleichgewichts- und Orientierungssinn, Reaktions- und Ausdauerfähigkeit. Möglich sind vor allem Spiele mit und ohne Ball sowie mit und ohne Regeln, Turnen mit und ohne Geräte, Laufen, Springen, Werfen, Tanzen, Raufen, Rollen und Entspannung. "Die Schulung der Basiskompetenzen wird bisher in Grundschulen und Kitas vernachlässigt, obwohl sie genau in dieser Entwicklungsphase am wichtigsten ist. Was hier versäumt wird, kann später nur schwer wieder aufgeholt werden", gibt Hummel zu bedenken.

Die Bewegungstrainer werden ab September 2008 in allen sächsischen Grundschulen, die sich am Projekt beteiligen möchten, eingesetzt. Die Kosten für die Ausbildung von Lehrern, die in einem Dienstverhältnis mit dem Freistaat Sachsen stehen, und von Schülern der Klassenstufen 9 bis 12 übernimmt das Sächsische Kultusministerium. Die Lehrgänge werden vom Landessportbund organisiert und zertifiziert und finden im Bildungswerk des Landessportbundes in Dresden statt. Insgesamt sind für die ersten zwei Jahre des Projektes Kosten von einer Million Euro kalkuliert, die über die Förderrichtlinie zum Ausbau von Ganztagsangeboten finanziert werden. Die Bewegungstrainer erhalten eine Aufwandsentschädigung zwischen 7,50 und 15 Euro pro Stunde. "Die Bezahlung liegt im Ermessen der Schulen. Ich hoffe, dass die meisten rund 15 Euro bezahlen werden, was beispielsweise für Studierende attraktiv ist", so Hummel.

Mehr Informationen zu den Kursangeboten und Unterlagen zur Anmeldung gibt es im Internet unter http://www.sachsen-macht-schule.de

Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Albrecht Hummel, Telefon 0371 531-34526, E-Mail albrecht.hummel@phil.tu-chemnitz.de.

Katharina Thehos
14.02.2008

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