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Wie wir Wissen wissen

Linguist Konrad Ehlich war zu Gast bei einem Symposium der Forschungsverbundinitiative „Epistemizität“ der Philosophischen Fakultät

  • Porträt eines Mannes
    Prof. Dr. Konrad Ehlich, Linguist, Mitbegründer der Funktionalen Pragmatik, Träger des Deutschen Sprachpreises 2014, von 2001 bis 2004 Vorsitzender des Deutschen Germanistenverbandes und von 1992 bis 2007 Vorstand des Instituts für Deutsch als Fremdsprache / Transnationale Germanistik in München. Foto: David Ausserhofer

Der Linguist Prof. Dr. Konrad Ehlich war am 15. und 16. Februar 2024 zu Gast in Chemnitz und dachte mit der Forschungsinitiativgruppe „Epistemizität“ der Philosophischen Fakultät der Technischen Universität Chemnitz (TUC) intensiv über die Voraussetzungen nach, die darüber bestimmen, wie wir Wissen wissen.

Winfried Thielmann, Professor für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache der TUC und Sprecher der Forschungsverbundinitiative, berichtete ganz angeregt: „Unserer Gruppe geht es ja um derart grundsätzliche Aspekte des wissenschaftlichen Denkens, Handelns und letztlich Wissens, dass es eine echte Herausforderung ist, für diese Dinge schlicht die passenden Konzepte und Benennungen zu entwickeln. Und Konrad Ehlich hat bekanntermaßen einen Blick für das Grundsätzliche. Seine umfassende Expertise zu nicht weniger als 8.000 Jahren Kultur-, Philosophie- und nicht zuletzt linguistischer Fachgeschichte im vorderorientalisch-europäischen Raum eröffnete uns ein so umfassendes Panorama genau jener Voraussetzungen, die uns in der Epistemizitätsgruppe interessieren, dass wir über einiges werden noch lange nachdenken müssen.“

„Mit dem Begriff der Epistemizität beschreiben wir genau jene Bedingungen, unter denen in einer Einzelwissenschaft, wie etwa der Literaturwissenschaft, der Psychologie oder auch der Wissenssoziologie, zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Erkenntnis als Wahrheit akzeptiert wird“, führt Prof. Michael R. Müller, Inhaber der Professur für Visuelle Kommunikation und Mediensoziologie der TUC, weiter aus: „Und gerade Ehlichs umfassende linguistische Perspektive auf die kulturhistorischen Traditionen des Sprechens über Wissen sind für unsere ganze Gruppe überaus instruktiv.“ – „Dabei sind es, wie Ehlich eindrucksvoll aufzeigen konnte, häufig die unausgesprochenen und geradezu unaussprechlichen Voraussetzungen, die unser Sagen und Denken – und damit auch unser Wissen – ganz maßgeblich prägen“, ergänzt Bernadette Malinowski, Professorin für Neuere Deutsche und Vergleichende Literaturwissenschaft der TUC. „Denn die unbewussten Entscheidungen, die beim Aufbau von Sprachen und der Entwicklung von Schriftsystemen im Laufe ihrer Geschichte getroffen werden und damit deren Struktur bestimmen – ob bei Verben etwa Zeitformen unterschieden werden oder ob in der Schrift nur Konsonanten oder auch Vokale festgehalten werden – diese Entscheidungen geben die Linien vor, innerhalb derer wir Gedanken etwa über die Vergangenheit und Zukunft überhaupt fassen und letztlich schriftlich auch an die nächste Generation weitergeben können“, sagt Dr. Matthias Meiler, Mitarbeiter an der Professur Germanistische Sprachwissenschaft, Semiotik und Multimodale Kommunikation (Leitung: Prof. Dr. Ellen Fricke) der TUC.

Das Symposium mit Konrad Ehlich knüpfte unmittelbar an das Arbeitstreffen mit dem Wissenschaftstheoretiker und Leibniz-Preisträger Jürgen Mittelstraß an, der im November 2022 bei der Epistemizitätsgruppe zu Gast war. Ziel der Gruppe ist es, neben der Platzierung des Begriffs innerhalb der interdisziplinären Wissenschaftsforschung langfristig auch auf einen Drittmittelantrag hinzuarbeiten.  

Über die Genannten hinaus sind weitere Personen Mitglied der Chemnitzer Gruppe: Prof. Dr. Heidrun Friese (Professur Interkulturelle Kommunikation), Prof. Dr. Peter Ohler (ehemaliger Inhaber der Professur Medienpsychologie) und Prof. Dr. Günter Daniel Rey (Professur Psychologie digitaler Lernmedien).

(Autoren: Prof. Dr. Winfried Thielmann, Dr. Matthias Meiler)

Mario Steinebach
22.02.2024

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