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Der Retter in der Not

TU-Student Lucas Bornschlegl gründete den Verein „Die AHRche e.V.“, um Betroffenen der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal schnell zu helfen und etwas Normalität zurückzugeben

Tausende Menschen im  Ahrtal verloren im Juli 2021 während der Flutkatastrophe ihr Zuhause. Einer, dem das Schicksal vieler in dieser Region besonders nah ging und noch immer geht, ist der Chemnitzer TU-Student Lucas Bornschlegl, denn das Ahrtal ist auch seine Heimat. „Das aktuell wohl wichtigste Ziel in der Region ist es, der Kälte zu trotzen“, berichtet er. In manchen besonders schwer betroffenen Gebieten haben schätzungsweise noch immer etwa 20 Prozent der Haushalte keine Heizung. Gas soll laut der Energieversorgung Mittelrhein zwar bis Ende November wieder anliegen, doch bei vielen Häusern fehlt es noch immer an den technischen Voraussetzungen zur Wärmezufuhr. Hier kommt Lucas Bornschlegel, der an der Technischen Universität Chemnitz im Master “Management and Organisation Studies” studiert und gerade an seiner Abschlussarbeit schreibt, ins Spiel.

TU-Student sorgt im „Wohnzimmer des Ahrtals“ für Hoffnung, Zuversicht und Perspektiven

Lucas Bornschlegl kommt gebürtig aus der Gemeinde Grafschaft im Kreis Ahrweiler zog kurz nach der Flutkatastrophe erst einmal wieder in die alte Heimat zurück und engagierte sich vor Ort unter anderem in der Feuerwehr. Zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern gründete er sehr schnell den Verein “Die AHRche”, dessen Mission der Wiederaufbau des Ahrtals ist. Unmittelbar nach der Juli-Flut startete die erste Hilfsaktion mit einem Lichtmast, einer Stromquelle zum Laden von Handys, einer Dusch- und Waschgelegenheit sowie einer kleinen Verpflegungsstation. Diese inmitten von Trümmern errichtete vorläufige Hilfsstation entwickelte sich schnell weiter, so dass sie mittlerweile zu einer zentralen Anlaufstelle wurde.

“Die Menschen hier brauchen ein Stück weit Normalität zurück”, sagt Lucas Bornschlegl und ergänzt: “Wir mussten eine Anlaufstelle schaffen, wo sich die von der Flut Betroffenen austauschen und gegenseitig Mut machen können. Nur dadurch können die erlebten Traumata verarbeitet werden. Für die menschliche Psyche ist das essentiell.” Denn es geht nicht nur um die offensichtlichen Aufbauarbeiten, sondern auch darum, den Menschen im Ahrtal Hoffnung, Zuversicht und Perspektiven zu schenken. “Wir als AHRche sehen uns als Wohnzimmer des Ahrtals. Nur gemeinsam schaffen wir es aus dieser Katastrophe raus.” Deshalb habe die “AHRche” fast rund um die Uhr geöffnet. Sie sorgt unter anderem für drei Mahlzeiten pro Tag und stellt Bewohnerinnen und Bewohnern des Ahrtals eine Seelsorge sowie eine therapeutische Versorgung zur Verfügung. Außerdem bemühen sich die Helferinnen und Helfer um den Aufbau so scheinbar alltäglicher Treffpunkte, wie einem Waschsalon, einem Friseursalon, einem Kinderkino oder einer Fahrradwerkstatt. Im Aufbau befindet sich außerdem noch eine podologische Praxis.

Der Winter kommt: So rettet die “AHRche” die Menschen vor der Kälte

Die höchste Priorität hat derzeit ein anderes Unterfangen: Um die Betroffenen vor den Minustemperaturen zu schützen, konzentrieren sich Lucas Bornschlegl und die Helferinnen und Helfer der “AHRche” aktuell auf den Ausbau eines Wärmeprojektes auf 1.000 Haushalte im Ahrtal sowie um die Winterfestigkeit des Dorfplatzes. Neben einem 300 Quadratmeter großen Zelt für Küche und Material entstanden auch Container-Räume für die therapeutische Versorgung, die Seelsorge, die psychosoziale Begleitung, den Friseursalon sowie die podologische Praxis. „Aufgrund der starken Beschädigungen der öffentlichen Infrastruktur im Ahrtal und der Beschädigungen der Gebäude können viele Betroffene zudem weder ihre Gas- noch ihre Ölheizungen in Betrieb nehmen“, berichtet Lucas Bornschlegl. Auch dafür suche die “AHRche” nach Lösungen. Bereits im August startete in zahlreichen Gebäuden der Einbau von Luft-Luft-Wärmepumpen. “Wir nennen sie auch liebevoll 1-Raum-Heizungen-für-0-Euro”, so Lucas Bornschlegel. Hierbei handele es sich um ein Sozialprojekt, welches durch private Mittel gefördert wird und für die Flutbetroffenen frei von Kosten ist. „Für die Montage der Geräte sind übrigens freiwillige Handwerkerinnen und Handwerker aus ganz Deutschland angereist“, berichtet der junge Mann.  

Große Dankbarkeit für unglaubliche Hilfe

So schrecklich die Flutkatastrophe im Ahrtal auch ist, so schön sind die kleinen etwas Hoffnung versprühenden Momente. So begegnete Lucas Bornschlegl im größten Chaos des Wiederaufbaus dem langjährigen Chemnitzer Chemieprofessor Rudolf Holze, dessen Haus in Ahrweiler vom Hochwasser betroffen ist. “Hier merkte ich wieder mal, wie klein die Welt ist”, so Lucas Bornschlegl. Und auch Prof. Holze ging die Begegnung nah: “Lucas hat hier in kurzer Zeit Unglaubliches geschafft.” Und dafür, dass der junge Mann so viel auf die Beine gestellt hat, ständig zupackt und gemeinsam mit der AHRche sehr schnell Probleme löst, ist nicht nur er dem engagierten Studenten sehr dankbar.

(Autorin: Isabel Möller)

Mario Steinebach
23.11.2021

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