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Auf Spurensuche nach den ersten Chemnitzer Studierenden

17 Matrikelbücher im Universitätsarchiv wurden restauriert – Auch online kann nach den Chemnitzer Studierenden der Matrikel 1836 bis 1928 gesucht werden

Im Universitätsarchiv der Technischen Universität Chemnitz lagern mehr als 3.150 laufende Meter Archivgut. Es spiegelt die Geschichte von der Königlichen Gewerbschule bis zur heutigen Technischen Universität wider. Zum Bestand zählen auch die sogenannten Matrikelbücher, Studentenkarteikarten und Studentenakten, in denen alle, die seit 1836 in Chemnitz bzw. in Karl-Marx-Stadt studiert haben, verzeichnet sind – inzwischen weit mehr als  100.000 Personen. Jeder Studierende besitzt eine Matrikelnummer. Diese dient zur eindeutigen Identifikation von Personen, denn sie wird nur einmal vergeben. Beispielsweise ist der Student mit der Matrikelnummer 1 der Königlichen Gewerbschule Chemnitz Anton Weber aus Hohenstein. Er studierte von 1836 bis 1841 in Chemnitz.

Sprungrückenbindung erleichtert die Handhabung

Insgesamt 17 historisch wertvolle Matrikelbücher wurden in den vergangen drei Jahren  umfangreich restauriert, gefördert durch Mittel der Landesstelle für Bestandserhaltung bei der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden. Die letzten Bücher kamen vor wenigen Tagen wieder aus der Restaurierungswerkstatt ins Universitätsarchiv. „Die Originalbücher waren stark angegriffen, insbesondere durch die ständige Nutzung in ihrer aktiven Zeit vor mehr als 100 Jahren oder durch die historische Forschung“, sagt Archivleiter Stephan Luther. Eine Besonderheit bei einer Mehrzahl dieser Bücher bestehe darin, dass diese als sogenannte Sprungrückenbände ausgeführt sind. „Das führt dazu, dass derartige Bücher mit jeder aufgeschlagenen Seite nahezu plan liegen. Dies war für die damaligen Registratoren natürlich beim Schreiben sehr bequem“, erläutert Luther. Heute sei diese Art der Bindung nicht mehr gebräuchlich, man finde sie überwiegend nur noch in alten Amtsbüchern in den Archiven. Bei der Restaurierung der Chemnitzer Matrikelbücher wurden insbesondere beschädigte Sprungrückenbindungen wieder hergestellt, die Einbände mit Moleskin und Japanseide ausgebessert bzw. ganz erneuert sowie Beschädigungen bei der Heftung und der einzelnen Seiten ausgebessert. „Zudem wurden alle Bände grundgereinigt“, berichtet Luther. Damit liegen nun sämtliche Matrikel und Zensurenbücher der Königlichen Gewerbschule Chemnitz von 1836 bis 1928 sorgfältig restauriert und verpackt im neuen Magazin der Universitätsbibliothek.

Online-Matrikelrecherche ermöglicht ausgefallene Suchanfragen

Zudem ist auf der Website des Universitätsarchivs eine Matrikelrecherche nach den Chemnitzer Studierenden der Gewerbschule, der Bauschule und der Werkmeisterschule möglich, die in den Jahren 1836 bis 1928 immatrikuliert waren. Neben dem Vor- und Nachnamen, Geburtsort und Geburtsdatum erfährt man durch die digitalisierten Hauptbücher zum Beispiel auch Informationen zur Religionszugehörigkeit oder ob jemand geimpft war. So können laut Luther auch Fragen beantwortet werden wie: „Wie viele aus einem Ort haben in einem bestimmten Zeitraum hier studiert? Oder: „Haben Australier in Chemnitz studiert?“. Wenn man Daten wie Namen und Schule kennt, kann ganz leicht nach Verwandten gesucht oder eine hochschulgeschichtliche Analyse durchgeführt werden. Dabei findet sich auch der ein oder andere berühmte Absolvent, wie Carl von Bach. Er studierte bis 1866 an der Werkmeisterschule in Chemnitz und gilt als Begründer der modernen statischen Elastizitäts- und Fertigkeitslehre. Er war 40 Jahre lang Professor für Maschinenbau an der Technischen Hochschule Stuttgart und entwickelte beispielsweise Projekte für einen Tunnel zwischen Dover und Calais als Voraussetzung für eine untermeerische Schienenverbindung.

Vom Matrikelbuch bis zur digitalen Studentenakte

„Im Zusammenhang mit der Matrikelrecherche ist es wichtig zu wissen, dass personenbezogene Daten erst zehn Jahre nach dem Todestag oder 100 Jahre nach dem Geburtstag einer Person veröffentlicht werden dürfen“, so Luther. Für die Matrikelbücher, die bis zum Jahr 1928 im Universitätsarchiv vorliegen, sind diese Fristen abgelaufen, denn die jüngsten, hier nachgewiesenen Chemnitzer Studierenden wurden 1911 geboren.

Die Matrikel-Unterlagen veränderten sich im Verlauf der Zeit auch äußerlich: „1927/28 wurden die Matrikelbücher durch die Studentenkartei abgelöst – als Vorstufe der heutigen Studentenakten, die seit 1953 geführt werden. Heute liegen die meisten Daten digital vor“, erläutert Luther. Gern nehmen hin und wieder auch Absolventinnen und Absolventen Einblick in ihre Akten.

Die Matrikelrecherche von 1836 bis 1928 im Universitätsarchiv: https://www.tu-chemnitz.de/uni-archiv/bestaende/100/101/grafik/index.php

Kontakt: Stephan Luther, Telefon 0371 531-32694, E-Mail stephan.luther@bibliothek.tu-chemnitz.de

Mario Steinebach
17.02.2021

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