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Pressemitteilung vom 31.01.2000

Softwarepreis für pfiffige Idee von Chemnitzer Studenten

Softwarepreis für pfiffige Idee von Chemnitzer Studenten
Wie das Bezahlen mit Internet-Pfennigen erleichtert werden kann

Er ist zu einem der wichtigsten deutschen Preise und in kurzer Zeit zu einer Art "Oscar" der Branche geworden: der "Software-Innovationspreis", den die Programmschmiede Pro-DV-Software AG aus Dortmund gemeinsam mit der Stadt Dortmund für frische, neuartige Ideen auf dem Gebiet der Computerprogrammierung auslobt. Jedes Jahr steht der Preis unter einem anderen Thema - diesmal war "Electronic Business" dran, also Geschäfte mit Hilfe von Computern und Internet. Die Auszeichnung wird in drei Gruppen vergeben, bewerben können sich Doktoranden, Diplomanden und studentische Projektgruppen. Für Preisträger in den beiden ersten Gruppen gibt es je 4000 Mark, für die Studenten 2000 Mark.

Die Preisträger in diesem Jahr: Alexander Paul von der Uni Oldenburg, Michael Steinhoff von der Uni Paderborn und eine Studentengruppe von der TU Chemnitz. Thema der Chemnitzer Arbeit: "Die Zahlungssystemlücke im Internet - Verbesserte Bezahlsysteme im Internet". Das Werk entstand im Rahmen eines Seminars von Prof. Dr. Friedrich Thießen, der an der Chemnitzer Uni für Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre zuständig ist. Ausgesucht wurden die Preisträger von einer hochkarätigen Jury unter Leitung des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsstaatssekretärs Jörg Bickenbach, der die Preise kürzlich auch persönlich im Dortmunder Rathaus überreichte. Ebenfalls mit dabei: Dortmunds Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer und Pro-DV-Vorstand Siegfried Wenzel.

Besonders die Chemnitzer Arbeit hatte es den Juroren angetan. Schließlich überraschten die Studenten - unter ihnen Antje Wendler, Gabriele Viehweg, Kai Sandig, Holger Beyer und Alexander Aulibauer, einige von ihnen mittlerweile Assistenten - die Profis mit völlig neuen Ideen, wie Kleinst-Beträge, sogenannte Micro Payments, im Internet überwiesen werden können. Die Chemnitzer Gruppe habe sich "über bestehende Denkmauern hinweg gesetzt und damit das Tor zu einer neuen Klasse von elektronischen Zahlungssystemen" aufgestoßen, so die Jury.

Der elektronische Handel wird nämlich immer wichtiger - betrug er 1999 gerade mal 2,9 Milliarden Mark, so werden für das nächste Jahr bereits 28 Milliarden erwartet. Doch noch immer ist es nicht einfach, Waren und Dienstleistungen über das Internet zu bezahlen und Geld über das Netz zu verschicken. Ganz besonders gilt dies für die "Internet-Pfennige", also kleine Summen, wie sie etwa für das Ansehen eines Lexikonbeitrags oder eines Zeitungsartikels fällig werden. Das liegt unter anderen auch daran, dass die Hauptarbeit am Empfänger des Geldes hängen bleibt - schließlich erhält er nicht mehr als ein paar elektronische Daten und muss dann zusehen, wie er an das "echte" Geld kommt.

Im wirklichen Leben ist das anders, da muss nämlich der Käufer das Geld übergeben - sei es in bar, als Scheck oder per Kreditkarte. Zudem gibt es nicht nur ein Bezahlverfahren im Internet. Der Geldempfänger müsste sich daher die Software für alle unterschiedlichen Verfahren anschaffen: Eine kostspielige Angelegenheit, die sich besonders für kleine Geschäftsleute und für Privatpersonen kaum lohnen dürfte. Entscheiden sie sich für nur ein Verfahren, riskieren sie den Verlust von Kunden.

Hier setzen die Chemnitzer Studenten mit ihren Überlegungen an: Es müsste doch möglich sein, das Bezahlen "anders herum", sozusagen rückwärts, ablaufen zu lassen. Vorbild ist dabei die Überweisung, in Deutschland das mit Abstand erfolgreichste Zahlungsverfahren. Eine Überweisung wird nämlich vollständig vom Absender abgewickelt, der Geldempfänger bleibt dagegen passiv. Auf das Internet übertragen heißt das: Der Überweisende bittet seine Bank, dem Empfänger mitzuteilen, dass er dort ein Guthaben hat. Die Bank bucht auch gleich den Rechnungsbetrag von seinem Konto ab und schreibt ihn dem Empfänger gut.

Der Vorteil: Ein solches Verfahren verursacht nur einen geringen Aufwand und ist deshalb unschlagbar kostengünstig. Erst dadurch werden Kleinst-Zahlungen, Micro Payments, im Bereich von Pfennigen oder auch nur Bruchteilen davon, möglich. Der Empfänger muss sich weder teure Programme noch einen aufwändigen Computer anschaffen und kann von beliebigen Personen Geld entgegennehmen.

Derzeit entwickelt die Studentengruppe ihr neues Verfahren weiter. "Bevor es auf den Markt kommen kann, sind noch eine Reihe von Verbesserungen und Feinarbeiten nötig. Ist das geschafft, werden wir das System auf einem Uni-Rechner gründlich testen, auf den die Studenten über Internet zugreifen können", so Prof. Thießen.

Hinweis für die Medien: Zu diesem Thema können Sie ein Foto in unserer Pressestelle anfordern. Es zeigt die Chemnitzer Studenten gemeinsam mit den anderen Ausgezeichneten bei der Preisverleihung durch Pro-DV-Chef Siegfried Wenzel, NRW-Wirtschaftsstaatssekretär Jörg Bickenbach und den Dortmunder OB Dr. Gerhard Langemeyer.

Weitere Informationen: Technische Universität Chemnitz, Fakultät für Wirtschaftswissen-schaften, Professur Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre, Reichenhainer Straße 39, 09107 Chemnitz, Prof. Dr. Friedrich Thießen, Telefon (03 71)5 31-41 74, Fax (03 71)5 31-39 65, E-Mail: f.thiessen@wirtschaft.tu-chemnitz.de.