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27. Katalanistentag, 16.-19. September 2020
Sektionen

Sektionen

 

Esther Gimeno Ugalde (Universität Wien) & Maria Dasca (Universitat Pompeu Fabra)

 

In welcher Beziehung standen die Kulturstudien und die Katalanistik bisher? Wie haben sich beide Disziplinen entwickelt? Welche Zukunftsperspektiven bieten diese Bereiche und wie sind sie erkenntnistheoretisch begründet? Wie werden kulturelle Werke und Praktiken in einem Kontext des Wandels erklärt? Wie können sie analysiert werden, sodass der soziale, ideologische und wirtschaftliche Kontext, der sie ermöglicht und bestimmt, beachtet wird? Welche Rolle spielt Sprache für die katalanische Kulturproduktion und ihre Rezeption?

Ziel dieses Panels ist es, einen Raum für metadisziplinäre und interdisziplinäre Reflexion zu schaffen, der die Stärken und Schwächen der Beziehung zwischen der Katalanistik und den Kulturstudien auf den neuesten Stand bringt. Es handelt sich nicht nur um eine kritische Auseinandersetzung mit den Hauptachsen, die die Arbeit im Bereich der aufstrebenden katalanischen Kulturstudien begründen (Fernàndez 2009), sondern es soll auch darum gehen, neue Analyseinstrumente im Umgang mit kulturellen Produkten aus Literatur, Kunst, Kino, Theater, Musik, Sport, Medien usw. zu entwickeln.

Die Panelbeiträge sollen die Spezifität der katalanischen Kultur berücksichtigt, die mit anderen minorisierten Kulturen verbunden werden kann und in den Beziehungen innerhalb des iberischen Raums besonders produktiv ist (Gimeno Ugalde 2019). Wie Crameri (2007: 214) behauptet: „working on a minority culture means that connections should be made slightly more easy, because opportunities for professional contact are increased by the smaller number of people working on the field and the sense of mutual recognition“.

Im Falle der Katalanistik wurde die Notwendigkeit besonders betont, sowohl in der Lehre als auch in der Forschung kontextbezogene und historische Interpretationen kultureller Phänomene zu und Zielgruppen, die mit der katalanischsprachigen Welt wenig vertraut sind, bekannt zu machen. An den angelsächsischen Universitäten z.B. sind Kulturstudien zu einem attraktiven Interessengebiet für die Katalanistik geworden, insofern ermöglichen sie problematisierende Sichtweisen aus den vorherrschenden Rahmenbedingungen einzuleiten. In diesem Sinne muss daran erinnert werden, dass nach Bennett (2001), subnationale Annäherungen an Kulturanalysen die Homogenisierungstendenzen der nationalen Kulturen problematisieren. Anders herum, wenn man annimmt wie Fernàndez (2009) vorschlägt, dass nicht nur Kultur „verortet“ ist, sondern auch Kenntnis, wird es dringend notwendig, den verschiedenen institutionellen Rahmen und die spezifischen Kontexte, in denen Kenntnis erzeugt wird, besser zu verstehen. Es ist auch notwendig, einen Dialog zwischen verschiedenen akademischen Traditionen zu fördern (Martí-López/Fernàndez 2005; Resina 2011; Gimeno Ugalde 2018), in dem katalanische Kulturstudien entwickelt werden, ohne auf die Internationalisierung der Disziplin verzichten zu müssen.

 

Esther Gimeno Ugalde (Universität Wien), Promotion an der Universität Wien, an der sie derzeit habilitiert. Frühere Forschungs- und Lehrtätigkeit an der Boston College, Harvard University, TU Chemnitz und Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Ihre Forschungsinteresse umfassen Iberian Studies, Katalanistik, literarisches Übersetzen auf der Iberischen Halbinsel und Mehrsprachigkeit in Film und Literatur. Sie ist Mitglied des Centro de Estudos Comparatistas an der Universidade de Lisboa und Mitherausgeberin des International Journal of Iberian Studies.

 

Maria Dasca (Universitat Pompeu Fabra), Doktorin der katalanischen Philologie. Sie war Dozentin und Forscherin an der Universitat de Barcelona, Université Paris-Sorbonne, Brown University, Universitat Pompeu Fabra und Harvard University. Seit 2019 ist sie Postdoktorandin an der Universitat Pompeu Fabra. Ihre Forschungsinteressen umfassen Gegenwartsroman, Übersetzungswissenschaft und Raumstudien.

 

 

TeilnehmerInnen:

  • Simona Škrabec (Universitat Oberta de Catalunya): „L’experiència de la marginació és transferible?“
  • Esther Gimeno Ugalde (Universität Wien): „(Re)pensar els estudis catalans des del marc ibèric“
  • Maria Dasca (Universitat Pompeu Fabra): „El gir espacial en els estudis catalans“
  • Helena Buffery (University College Cork): “Contemporary Catalan Culture in/as a Translation Zone: Approaches from the perspective of comparative cultural studies“
  • Alfons Gregori (Uniwersytet im. Adama Mickiewicza w Poznaniu): “La música popular contemporània: un revulsiu necessari en els estudis culturals catalans”
  • Enric Bou (Università Ca' Foscari Venezia): “Les humanitats arRACOnades. El futur de l’Open Acces: daurat, verd (o roig)”
  • Mercè Picornell (Universitat de les Illes Balears): “Híbrids, heterogenis, glocals o contraculturals? Les formes complexes d'identificació local en la cultura mallorquina contemporània”
  • Katiusca Darici (Università de Verona): “Del transnacionalisme al feminisme: la trajectòria de Najat El Hachmi a la literatura catalana actual”

Silke Hünecke (TU Chemnitz)

 

Gegenstand des Panels ist eine Analyse wichtiger zivilgesellschaftlicher Akteur_innen der gegenwärtigen katalanischen Unabhängigkeitsbewegung, wie der beiden großen und einflussreichen NGOs Omnium Cultural (OC) und Assemblea Nacional Catalana (ANC) sowie der basisdemokratischen lokalen Comités de Defensa de la República (CDR) und ihrer Rolle und Bedeutung in der Katalonienkrise. Dadurch soll ein Beitrag zum einen zur Sozialen Bewegungsforschung und zum anderen zur Krisen- und Konfliktforschung geleistet werden. Im Fokus der Betrachtung der aktuellen Katalonienkrise stehen häufig Politiker_innen und Parteien beider Seiten, dabei wird die Bewegung maßgeblich durch große Teile der katalanischen Zivilgesellschaft getragen. Insbesondere die Massenmobilisierungen zu den jährlichen Großdemonstrationen am katalanischen Nationalfeiertag seit 2010, zum verbotenen Referendum 2017 oder zu den tagelangen Protesten nach der Urteilsverkündung gegen katalanische Politiker_innen und Aktivist_innen wurden durch zivilgesellschaftliche Akteur_innen organisiert und von der Zivilgesellschaft durch ihre Teilnahme getragen. Um der Komplexität der aktuellen Katalonienkrise gerecht zu werden, ist es notwendig diese Akteur_innen und die Aktivist_innen in den Blick zu nehmen. Im Panel sollen aus der Perspektive der Sozialen Bewegungsforschung folgende Dimensionen analysiert werden: Ursachen (Entstehung/ Entfaltung), Mobilisierung (Inhalte/Strategien), Aktivist_innen (ihre Motivationen), kollektive Bewegungsidentität, Ziele, Protestformen, strukturelle Voraussetzungen (Umgang der staatlichen Kontrollinstanzen) und (gesellschaftliche) Auswirkungen (vgl. Haunss, 2005; Kern, 2007; Leidinger, 2015; Raschke, 1988).

Zur Rahmung des Panels wird Prof. Dr. Klaus-Jürgen Nagel in seinem Keynote-Vortrag die Hintergründe der Entwicklung der Katalonienkrise im 21. Jahrhundert darstellen. Klaus-Jürgen Nagel ist seit 1997 Professor Agregat (associate professor) am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften der Universitat Pompeu Fabra (UPF) Barcelona. Er beschäftigt sich intensiv mit Nationalismus- und Föderalismusfragen, sowohl in der Politischen Theorie als auch komparativ. Als ausgesprochener Experte der katalanischen Geschichte und Gegenwart hat er eine Vielzahl von Aufsätzen zur Thematik auf Deutsch, Englisch, Katalanisch und Spanisch publiziert. (Siehe auch URL: https://www.upf.edu/web/grtp/publications).

 

Beschreibung des Gegenstandes

Die gegenwärtige Katalonienkrise ist Folge des sich spätestens seit 2010 zuspitzenden Konfliktes. Es handelt sich hierbei um keinen neuen Konflikt, sondern er existiert seit der Entstehung des spanischen Königreiches. Seit dem 17. Jahrhundert kam es immer wieder wellenförmig zum Erstarken von katalanischen Unabhängigkeitsbewegungen und damit einhergehenden zivilgesellschaftlichen Massenprotesten.

Als Zäsur für die gegenwärtige Unabhängigkeitsbewegung wird die Entscheidung des spanischen Verfassungsgerichts von 2010 bezüglich des katalanischen Autonomiestatutes gesehen. Nach längeren Verhandlungen zwischen der damaligen spanischen sozialdemokratischen PSOE-Regierung und der katalanischen Regierung war es 2006 zu einer Einigung über ein erweitertes katalanisches Autonomiestatut gekommen, welches Katalonien mehr Rechte (u.a. im Steuerrecht, Kultur- und Bildungspolitik) einräumte. Auch die katalanische Bevölkerung hatte diesem Statut in einem Referendum zugestimmt. Gegen dieses neue Autonomiestatut legte die rechtskonservative Partido Popular (PP) jedoch Klage ein und vier Jahre später wurde ihr in vielen Punkten durch das Verfassungsgericht Recht gegeben. Daraufhin wurde das 2006 erweiterte katalanische Autonomiestatut gravierend einschränkte und Katalonien die Selbstbezeichnung als „Nation“ aberkannt. In den folgenden Jahren spitzte sich der schwelende Konflikt zwischen der spanischen Zentralregierung und katalanischen Unabhängigkeitsbefürworter_innen immer weiter zu.

Die Formierung und Organisierung der zivilgesellschaftlichen Unabhängigkeitsbewegung begann im Rahmen der Großdemonstration mit dem Titel „Som una nació. Nosaltres decidim“ (dt. Wir sind eine Nation. Wir entscheiden) initiiert von Omnium Cultural (OC) an der mehrere hunderttausend Menschen am 10. Juli 2010 teilnahmen. Es war die erste große öffentliche Reaktion der katalanischen Zivilgesellschaft auf die Entscheidung des spanischen Verfassungsgerichtes. In der Folge formierte sich eine stetig wachsende und professioneller organisierte Bewegung. Inzwischen ist die Unabhängigkeitsbewegung ein großes Netzwerk aus unterschiedlichen Parteien, NGOs und (lokalen Basis-)Gruppen. Trotz des weitgehend homogenen Außenbildes ist für soziale Bewegungen grundsätzlich ihre Heterogenität charakteristisch, welche ebenfalls für die katalanische Bewegung zutrifft. Die Akteur_innen unterscheiden sich u.a. hinsichtlich ihres politischen Selbstverständnisses sowie ihrer Organisations- und Aktionsformen. Die beiden Hauptakteure im zivilgesellschaftlichen Bewegungsteil sind die 1961 gegründete katalanische Kulturorganisation Omnium Cultural (OC) und die erst 2012 entstandene Assemblea Nacional Catalana (ANC). Laut eigenen Angaben hat der ANC ca. 80.000 Mitglieder und OC ca. 175.000 Mitglieder. Es waren vor allem OC und ANC, die zum Erstarken der Bewegung als Massenbewegung auf der Straße durch organisierte Großdemonstrationen und Massenproteste in den letzten Jahren beigetragen haben. Für ihre Mobilisierungen nutzen die beiden NGOs insbesondere die sozialen Medien wie Facebook, Twitter und Youtube sowie Messenger Dienste wie Telegram und Whatsapp. Ihre Hauptbüros haben die beiden NGOs in Barcelona, zudem verfügen sie in vielen Orten über lokale Vertretungen. Beide NGOs haben eine hierarchische Struktur und festangestellte Mitarbeiter_innen. 2017 entstanden zudem hunderte von den heute als Comités de Defensa de la República (CDRs) bezeichneten basisdemokratisch und lokal agierenden Gruppen, welche v.a. für die Vorbereitung und Durchführung des illegalen und selbstorganisierten Referendums verantwortlich waren.

Seitens des zivilgesellschaftlichen Teiles der Unabhängigkeitsbewegung wird ein „transversales“ Selbstverständnis, welches in einer gemeinsamen Bündnispolitik und einem kollektiven Agieren zum Ausdruck kommt, vertreten. Das gemeinsame übergeordnete Ziel der Bewegung ist eine katalanische Republik mit mehr politischen, sozialen und ökologischen Rechten. In ihrem gemeinsamen Aktionskonsens berufen sich die unterschiedlichen Akteur_innen auf die Mittel des friedlichen Protestes. Wobei vor allem in den letzten Jahren Protestformen des zivilen Ungehorsams toleriert bzw. zum Teil zu diesem direkt aufgerufen wurde.

Spätestens seit der Durchführung des verbotenen Referendums am 1. Oktober 2017, an dem sich fast 2,3 Millionen katalanische Bürger_innen beteiligten und welches die spanische Zentralregierung mit repressiven Vorgehen zu verhindern versuchte, ist der Katalonienkonflikt zu einer ernsthaften Krise geworden. Seit Mitte Oktober 2019 scheint die Krise in eine neue Phase eingetreten zu sein: Neun führende ehemalige katalanische Politiker_innen und Aktivist_innen (ANC, OC) wurden von dem Obersten spanischen Gerichtshof wegen Aufruhr zu neun bis dreizehn Jahren Haft verurteilt und erstmals kam es auch zu gewalttätigen Ausschreitungen seitens der katalanischen Bewegung.

Silke Hünecke (Technische Universität Chemnitz) ist Postdoktorandin bei den Europastudien an der Technischen Universität Chemnitz. Ihre Forschungsinteressen konzentrieren sich auf Diktaturen, Erinnerungspolitik, Soziale Bewegungen, Krisen- und Konfliktforschung, Qualitative Sozialforschung sowie die spanische Geschichte und Gegenwart.

 

 

TeilnehmerInnen:

  • Klaus-Jürgen Nagel (UPF Barcelona): De la nació a l'estat?
  • Peter A. Kraus (Universität Augsburg): La qüestió de la sobirania i el republicanisme popular
  • Jaume López-Hernández (UPF Barcelona): El paper del moviment de base en el procés polític independentista català (2006-2020)

 

Bri Newesely (Beuth Hochschule Berlin)

 

In den zeitgenössischen Metropolen spielen die Kulturbauten wie die Theater eine wichtige Rolle in der urbanen Transformation, besonders auch in der Interaktion im und mit dem öffentlichen Raum. Hier sind die deutschen Städte, die sich mit der Gentrifizierung auseinandersetzen, sehr gut mit den katalanischen Städten vergleichbar. Der Umgang mit historischen (leerstehenden) Gebäuden, deren Umnutzung und Ertüchtigung zeigt die gesellschaftliche Bedeutung, die diesen Orten zugeschrieben wird, auch in der Diskussion um die Bedeutung der städtischen Zentren. Die Stadt- und Theaterkultur wird als ein wichtiger Teil der räumlichen und sozialen Überlagerung von sehr unterschiedlichen und vielfältigen Phänomenen interpretiert. Das International Observatory of Scenic Spaces erarbeitet unter der Leitung von Prof. Dr. Antoni Ramon einen Atlas der szenischen Orte der katalanischen Länder, sowie im Auftrag des Kulturministeriums des restlichen Spaniens, aber auch europaweit, wie die Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Bri Newesely aus Berlin zeigt. Darüber hinaus widmet sich die Gruppe neben Forschungsarbeiten - wie der beiden vorgeschlagenen Doktoranden -, der Renovierung, Sanierung und Ertüchtigung von Theatergebäuden, beispielsweise auch der Verbesserung der katalanischen Theater hinsichtlich der Zugänglichkeit und Barrierefreiheit.

Bri Newesely ist Bühnenbildnerin, Architektin und Professorin für "Theater- und Veranstaltungstechnik" an der Beuth Hochschule Berlin mit dem Fachgebiet Szenografie und Theaterbau. Studium der Bildenden Kunst und Architektur an der Universität der Künste Berlin und der Szenografie an der Kunsthochschule Weissensee Berlin. Seit 2014 Mitglied im Observatori d'Espais Escènics.

 

TeilnehmerInnen:

  • Antoni Ramon (Escola Tècnica Superior d’Arquitectura Barcelona):L’Observatori d'Espais Escènics - Teatres en Risc”
  • Guillem Aloy (Escola Tècnica Superior d’Arquitectura Barcelona): “Atles d’arquitectura teatral a Mallorca“   
  • Bri Newesely (Beuth Hochschule Berlin): “Diàleg entre espai i història – la nova Sala Beckett a Barcelona i el Radialsystem a Berlín”
  • Ivan Alcázar (Observatori d'Espais Escènics): “Barcelona: espais "altres", alternatius i alterats. De les noves pràctiques a la "nova normalitat"

Bàrbara Roviró (Universität Bremen)

Transkulturelle Erinnerungen manifestieren sich immer dort, wo sprach-kulturelle Begegnungen stattfinden und gesellschaftlich erinnert werden. So werden in dieser Sektion verschiedene Diskurse aufgegriffen, die dem Katalanischen in mehrkulturellen Kontexten eine Stimme verleihen. Sowohl aus historischer Kolonialperspektive als auch bei der synchronen Betrachtung der katalanischen Gitanos in Frankreich oder auch im Zuge der Rezeption übersetzter deutschsprachiger Literatur von Frauen nach 1945 erweist sich das Katalanische als wesentlicher Zugang zu universalen Erscheinungen von weitreichender Bedeutung: Kolonialismus, Migration und Exiliteratur.

Bàrbara Roviró Universitätslektorin in der Didaktik der romanischen Sprachen, lehrt auch in den Landeswissenschaften für das Fach Spanisch. Ihre Forschungsschwerpunkte in der Katalanistik umfassen Migration und Sprache, Sprachkontakt und politischer Identitätsdiskurs.

TeilnehmerInnen:

  • Tim Christmann (Universität des Saarlandes): “La colònia catalana – Katalanische Perspektiven auf den spanischen Kolonialismus in Äquatorialguinea”
  • Patrick O. Steinkrüger (Universität Göttingen): “Language and Culture of the Catalan Gipsies in France”
  • Montserrat Franquesa Gòdia (Universitat Autònoma de Barcelona): “Escriptores de l’exili alemany traduïdes al català”

Constanze Gräsche (Uni Leipzig)

 

In Zeiten der zunehmenden Digitalisierung aller Lebensbereiche durchläuft auch die Wissenschaft einen Wandel, nicht nur im Hinblick auf Forschungswerkzeuge, sondern vor allem auf Inhalte und Forschungsgebiete. Dies trifft auch und insbesondere auf die Sozial- und Geisteswissenschaften zu. Es werden neue Lehrstühle für digitale Sprach- und Geisteswissenschaften geschaffen, Projekte aus dem Bereich gefördert, die digitale Kompetenz von Forschern verstärkt nachgefragt.

Durch die rasanten technologischen Entwicklungen und zunehmenden Partizipationsmöglichkeiten, die zu tiefgreifenden gesellschaftlichen und politischen Veränderungen geführt haben und führen werden – hier sei beispielhaft der verstärkte Gebrauch von Twitter zur politischen Kommunikation erwähnt –, haben sich an der Schnittstelle zwischen Kultur und Politik neue Forschungszweige für kultur- und sprachwissenschaftliche Untersuchungen herausgebildet. Es boomen Studien, die sich mit E-Mail- und Chat-Kommunikation beschäftigen und es entstehen Leitfaden zur Sprachverwendung im Internet.

Dieser technologische Fortschritt hat natürlich auch Einfluss auf die Translationswissenschaft. Diverse Bereiche profitieren von den neuen Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet, wie etwa Untertitelung für Hörgeschädigte oder das Schriftdolmetschen. Grundlegende Bestandteile der Übersetzerausbildung sind mittlerweile die Beherrschung neuer Anwendungen im Bereich der maschinellen Übersetzung und die Vermittlung neuer Tätigkeitsfelder, wie das Post-Editing. Es gilt, diese Bereiche zu untersuchen, zu evaluieren und in die Praxis zu integrieren – sei es im Übersetzungsunterricht oder in der translatorischen Berufswelt.

Gegenstand dieses Panels sollen daher die Möglichkeiten sein, die die zunehmende Digitalisierung für Translationswissenschaft und Katalanistik eröffnet, aber auch deren Grenzen, wenn man beachtet, dass „das Digitale“ eine Art Trägermedium ist, zu dem man für eine (gleichberechtigte) Teilhabe auch Zugang haben muss. Digitalisierung geht Hand in Hand mit dem Sichtbarmachen und Sichtbarwerden von kulturellem Wandel, weit über die eigenen (Landes-)Grenzen hinaus. Das Übersetzen und Dolmetschen von Informationen jeglicher Art bildet den Grundstein für grenzüberschreitende gesellschaftliche Kommunikationsprozesse, und dennoch wird dies nur wenig wahrgenommen oder gar öffentlich diskutiert.

Das Panel setzt an dieser Stelle an. Geplant sind Beiträge aus unterschiedlichen Bereichen der katalanisch-deutschen Translationswissenschaft. Ziel ist es, unterschiedliche Gebiete der Translationswissenschaft zu beleuchten, um so ein umfassendes Bild der aktuellen Lage dieses Dialoges zwischen zwei Disziplinen zu zeichnen. Zum einen soll es um Werkzeuge wie etwa digitale Korpora und Tools sowie ihre Vermittlung gehen, zum anderen soll auch die Literaturübersetzung einen Platz in dem Panel finden. Es wird den Fragen nachgegangen, wie digitale Korpora, wie beispielsweise der COVALT-Korpus der Universitat Jaume I erstellt und zur Forschung genutzt werden (können). Außerdem soll es um bestehende und global zur Kommunikation genutzte Tools gehen mit dem Fokus auf der Frage, inwieweit ein massentauglicher Kommunikationskanal, wie Skype und der Skype Translator, für (minorisierte) Sprachen mittlerer Größe funktioniert. Abgesehen von diesen digitalen Werkzeugen und ihrer reinen Nutzung für die Forschung oder als Forschungsgegenstand soll auch beleuchtet werden, wie diese Werkzeuge im Übersetzungsunterricht angehenden Übersetzern und Übersetzerinnen vermittelt werden können. Gleichzeitig gilt es sich mit den sprachlichen Herausforderungen und Problemen sowie den Auswirkungen auf die Textproduktion auf Grund einer zunehmenden Verwendung von maschineller Übersetzungswerkzeuge auseinander zu setzen. Es wird der Frage nachgegangen, welche Rolle die zunehmende Digitalisierung bei der Literaturübersetzung spielt, da Literatur einer der mächtigsten Träger von Kultur ist.

Constanze Gräsche, Studium der Übersetzungswissenschaft in Köln, Bogotá, Leipzig, Concepción und Barcelona, Literaturübersetzerin sowie allgemein beeidigte Übersetzerin für die Sprachen Englisch, Spanisch und Katalanisch. Aktuell promoviert sie zur soziolinguistischen Realität von gemischten Paaren am IALT. Ihre Forschungsgebiete sind Soziolinguistik, Migrationslinguistik und Minderheitensprachen sowie Untertitelung und Literaturübersetzung.

TeilnehmerInnen:

  • Teresa Molés-Cases (Universitat Politècnica de València): “Els estudis de traducció basats en corpus: l’expressió i la traducció de la Manera al corpus COVALT”
  • Núria Esther Monzonís Carda (Universität Leipzig): “Ensenyament de la traducció en la parella lingüística alemany-català fent ús d’eines digitals: estudi empíric de la traducció dels verbs modals en alemany”
  • Felix Hoberg (Universität Leipzig): “Avaluació de l’Skype Translator: concepció d’un model analític per a la parella de llengües català-alemany”
  • Christine Paasch-Kaiser & Felix Hoberg (Universitat de Leipzig): “Eines digitals a l’aula de traducció del català a l’alemany”
  • Constanze Gräsche (Universität Leipzig): “La traducció literària com a procés de gestió cultural (poc digital)”

Monja Burkard (Universität Wien)

Maria del Mar Vanrell, (Universitat de les Illes Balears)

 

In den letzten 30 Jahren hat sich in den katalanischsprachigen Gebieten eine komplexe Situation in Hinblick auf Migrationsbewegungen ergeben, die sich zwangsläufig auch auf die katalanische Sprache ausgewirkt hat. Einerseits ist zu beobachten, dass sich die Bevölkerung seit den 60er Jahren fast verdoppelt hat – mit Spitzenwerten von bis zu 150 % im Fall der Balearen (EULIB2014). Dieses Bevölkerungswachstum ist vor allem auf die Einwanderung zurückzuführen, die in Katalonien und auf den Balearen ungefähr 40% der Bevölkerung ausmacht (basierend auf Daten des EULP2018 und EULIB2014). Andererseits hat der seit 2009 vorherrschende Arbeitsplatzmangel viele (vor allem junge KatalanInnen) dazu gebracht, das Land zu verlassen. Soweit uns bekannt ist, gibt es keine vergleichbaren Daten aus allen katalanischsprachigen Gebieten, jedoch sprechen die Statistiken aus Katalonien und den Balearen von mehr als 100.000 ausgewanderten KatalanInnen zwischen 2008 und 2016 im Fall von Katalonien (basierend auf Ergebnissen der Estadística de Variacions Residencials des INE) und von ca. 35.000 zwischen 2009 bis 2019 auf den Balearen (basierend auf Daten der IBESTAT).

Die Auswirkungen dieses Mobilitätszuwachses hat sich in der Entwicklung neuer sprachliche Profile manifestiert (Pujolar, González i Martínez 2010) und hatte vermutlich die Entstehung neuer Varietäten des Katalanischen zur Folge. Demzufolge existiert einerseits das Profil der neuen SprecherInnen, die die katalanische Sprache nicht als L1 haben, sie aber in verschiedenen (beruflichen, sozialen, oder familiären) Bereichen des Alltags verwenden. Andererseits existieren SprecherInnen, die Katalanisch zwar als L1 haben, es aber nicht außerhalb des familiären Kontexts verwenden, da sie in einem Umfeld leben, in dem eine andere Sprache als die Umgebungssprache gesprochen wird, mit anderen Worten HerkunftssprecherInnen des Katalanischen (Borrull 2016).

In der geplanten Sektion machen wir von einer weiten Definition des Begriffs neue SprecherInnen Gebrauch, in dem wir sowohl neue SprecherInnen im engeren Sinne (d.h. L2-SprecherInnen des Katalanischen) miteinschließen, aber auch diejenigen L1-SprecherInnen, bei denen das Katalanische jedoch nicht die Sprache ist, in der sie am kompetentesten sind.

Ziel der Sektion ist es, neue Erkenntnisse über diese neuen SprecherInnen des Katalanischen und ihre sprachlichen und diskursiven Praktiken zu gewinnen. Fragestellungen, die behandelt werden sollen, sind u.a.:

  • Wodurch zeichnet sich das Katalanische (als sprachliches System) dieser neuen SprecherInnen aus? Kann man von einer homogenen Varietät sprechen oder gibt es Variation hinsichtlich der anderen Sprachen der SprecherInnen oder hinsichtlich dem Grad der Interferenzen aus diesen Sprachen?
  • Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen einer L2-Varietät des Katalanischen und dem Katalanischen als Herkunftssprache?
  • Welche Rolle spielt die Sprache bei der Identitätsbildung dieser SprecherInnen?
  • Welche Verantwortung tragen die Institutionen gegenüber den HerkunftssprecherInnen außerhalb der katalanischsprachigen Gebieten? Müssten sie mehr Mittel zur Verfügung stellen um den Erhalt der Sprache zu erleichtern?
  • Inwieweit werden diese neuen Varietäten des Katalanischen akzeptiert? Werden sie in allen Bereichen von der Gesellschaft akzeptiert (z.B. im öffentlichen Gebrauch wie in den Medien, in der Politik oder im akademischen und schulischen Umfeld)?

 

Monja Burkard és candidata de doctorat a l’Institut de Romanística de la Universitat de Viena. En la seva tesi de doctorat investiga la variació intra- i interindividual quant a la forma i la posició dels pronoms clítics en català i espanyol. Fora del seu treball de doctorat col·labora en un projecte de corpus bilingüe del català i espanyol, finançat per la Universitat de Viena.

 

Maria del Mar Vanrell és professora contractada doctora de la Universitat de les Illes Balears. Ha treballat a la Universidad Autónoma de Madrid i a la Freie Universität Berlin. La seva recerca se centra en l’entonació de les llengües romàniques, les interfícies gramaticals externes i l'adquisició de la llengua inicial.

 

TeilnehmerInnen:

  • Sílvia Perpiñán (Universitat Pompeu Fabra): “Bilinguals as Agents of Linguistic Change”
  • Laia Arnaus Gil (Universität Hamburg) / Amelia Jiménez-Gaspar (Universitat de les Illes Balears): “L’adquisició del català com a llengua d’herència en infants multilingües a la ciutat d’Hamburg”
  • Eva Juarros Daussà (University of Groningen): “Minority Language Families in Diaspora: Catalans in New York City”
  • Maria del Mar Vanrell (Universitat de les Illes Balears) / Francesc Ballone (Institut d’Estudis Catalans) / Teresa Cabré (Universitat Autònoma de Barcelona) / Pilar Prieto (ICREA-Universitat Pompeu Fabra) / Carlo Schirru (Università degli Studi di Sassari) / Francesc Torres-Tamarit (CNRS-Université Paris 8): “El català de l’Alguer: una varietat sarditzada?”

Carsten Sinner (Universität Leipzig)

El panel preveu reunir contribucions que tractin de la llengua, cultura i literatura al País València des de diferents angles i perspectives, tant diacròniques com sincròniques, i que tinguin en compte les qüestions elegides com a marc teòric del congrés. Al panel esperem poder debatre, particularment, com la migració, la mobilitat i la modernització (especialment, la digitalització) han causat o estan causant una intensificació de les transformacions socials i culturals, com es reflecteixen aquestes modificacions en la llengua i quin impacte tenen sobre les seves representacions en els diferents àmbits culturals com ara la literatura, la poesia o la música.

 

 

Carsten Sinner va estudiar traducció, sociologia i pedagogia de l'alemany com L2 a Berlín i Barcelona, tesi doctoral sobre el castellà a Catalunya a la University Humboldt de Berlín, habilitació sobre els llenguatges d'especialitat del portuguès a Potsdam. Des del 2008, catedràtic de Lingüística aplicada i translatologia a Leipzig.

 

TeilnehmerInnen:

  • Àlex Martín Escribà (Universidad de Salamanca): "Negra i valenciana: centralitats i perifèries"
  • Raquel Mengual Pons (Universitat d'Alacant): Referències culturals en la música valenciana contemporània”
  • David Garcia (Universitat d'Alacant): Referències culturals en la música valenciana contemporània”

Toni Maestre (Departament de Filologia Catalana, Universitat d’Alacant)

 

Objectius del panell

  1. Examinar els canvis socials que s’han produït en la societat catalana; concretament la concepció d’una societat igualitària pel que fa al gènere i l’orientació sexual.
  2. Indagar com el gènere interactua amb altres factors que configuren la identitat, com ara l’espai, el sistema econòmic o la nacionalitat..
  3. Participar en el debat públic vigent en els últims anys sobre la identitat trans mitjançant l’anàlisi d’una sèrie de discursos socials com la literatura catalana contemporània (llibres infantils i juvenils, poesia, teatre, novel·la), xarxes socials i reflexions teòriques i crítiques, explorant quines repercussions té, especialment, en l’educació i quins paral·lelismes estableix amb el debat sobre la identitat nacional.
  4. Analitzar críticament la construcció i la representació de la identitat del gènere femení en la cultura popular i de masses catalana catalana, concretament el còmic i les llegendes urbanes, posant en relleu la hipersexualització de la dona en el marc dels diferents arquetips femenins existents.
  5. Explorar les diferents formes en què l’espai configura de la identitat, especialment de gènere, a partir de l’obra poètica i narrativa d’una sèrie d’escriptores valencianes i catalanes com Carmelina Sánchez-Cutillas, Maria Barbal, Marta Rojals i Maria Climent.

Toni Maestre és Professor Titular d’Universitat, en l’àrea de Literatura Catalana Contemporània. Ha sigut professor col·laborador de la Universitat Oberta de Catalunya i professor visitant a la Universitat de Durham (Regne Unit). És autor de sengles llibres sobre Quim Monzó i Sergi Pàmies i de diferents articles sobre literatura contemporània, periodisme, cinema i xarxes socials. Les seues línies d’investigació més recents són l’estudi de les masculinitats, la sexualitat i la teoria queer.

TeilnehmerInnen:

  • Toni Maestre (Universitat d'Alacant): “Gènere i nació en curs: una reflexió al voltant dels conceptes de transició nacional i gènere trans”
  • Anna Esteve (Universitat d'Alacant): “LIJ i construcció de la identitat. A propòsit de Duna, de Muriel Villanueva”
  • Eduard Baile (Universitat d'Alacant): “La representació de la dona en els còmics d'Enric Sió: una inversió subtil de l'arquetip hipersexualitzat?
  • Agnès Toda i Bonet (Universitat Autònoma de Barcelona): "Justícia en clau femenina: La memòria de les oblidades de Tecla Martorell"

Benjamin Meisnitzer  (Universität Leipzig)

La identitat social està marcada essencialment per la llengua. En el cas del català, la variació lingüística constitueix un repte per als parlants, ja que a la comunitat lingüística li resulta molt difícil, sinó impossible, acordar una norma. En conseqüència, la identitat catalana es desenvolupa dins d'un conflicte de normes i, al mateix temps, amb la pressió externa de reafirmar-se a l'Estat espanyol. A això cal afegir les varietats de fora de l'Estat espanyol: Perpinyà (França) i l'Alguer (Sardenya). En conjunt constitueixen un àmbit d'investigació interessant pel que fa a la relació entre llengua i identitat, tema al qual està dedicada la secció.

Benjamin Meisnitzer  va estudiar Filologia Romànica (Portuguès i Castellà) i Lingüística Germànica com a especialització secundària, i francès i català com a llengües secundàries a Lisboa i Munic. Doctorat sobre El present com a temps narratiu. Col·laborador científic a la LMU de 2009 a 2014, professor junior de Lingüística Romànica centrada en Iberorromanística a la JGU Mainz de 2014 a 2018 i des de 2018 catedràtic de Lingüística Romànica centrada en Filologia Hispànica i Portuguesa a la Universitat de Leipzig. Àmbits d'investigació: semàntica temporal, lingüística de varietats, canvi lingüístic.

TeilnehmerInnen:  

  • Mar Mañes Bordes (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel): “Els usos lingüístics i la identitat dels estudiants catalans”
  • Martí Freixas Cardona (Universitat Pompeu Fabra): “L’aplicació de criteris morfopragmàtics en mots sufixats apreciatius en català”
  • Linda Rüger (Universität Leipzig): “Das alguerès im Spannungsfeld von Mündlichkeit und Schriftlichkeit”

 

Ulrich Hoinkes (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)

Die nationale Frage Kataloniens findet sich in verschiedenen diskursiven Szenarien wieder. Traditionelle Medien wie Presse und Fernsehen spielen dabei nach wie vor eine zentrale Rolle und können die externe aber auch die interne Wahrnehmung beeinflussen. In dieser Sektion werden diese Strategien mit ihren Merkmalen identifiziert und ihre Konstruktion im Hinblick auf die Wirkung durchleuchtet.    

Ulrich Hoinkes, Professor für Romanische Sprachwissenschaft, promovierte in Französisch zur Philosophie und Grammatik in der Aufklärung und hat in seiner Habilitation den regionalen Sprachgebrauch in Fachkontexten in zweisprachigen Regionen der europäischen Romania untersucht (Bearnesisch und Valenzianisch). Er hat auch zahlreiche Arbeiten in der katalanischen Soziolinguistik veröffentlicht.  

Participants:  

  • Víctor Sevillano (Universitat de Windsor): “Canvis de relat, relat de canvis: l’alienació progressiva en l’anomenada “qüestió nacional” en sèries documentals de TV3 i TVE”
  • Carsten Sinner (Universität Leipzig): “Dämonisierung und Rekontextualisierung als Strategie. Katalonien in der spanischsprachigen Presse”
  • Marcello Giugliano (Universität Bern): Representacions d’identitats i globalització als articles periodístics: un estudi contrastiu i intercultural dels discursos mediàtics sobre Catalunya