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Zwischen Sachsen, Großbritannien und Europa

Königin Elisabeth II. auf fünftem Staatsbesuch in Deutschland – Chemnitzer Historiker Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll nahm am 25.Juni 2015 an königlichem Staatsbankett im Schloss Bellevue teil

50 Jahre nach ihrem ersten offiziellen Aufenthalt in Deutschland kam die britische Königin Elisabeth II. vom 24. bis 26. Juni 2015 zu ihrem mittlerweile fünften Staatsbesuch. Berlin, Frankfurt am Main und das Konzentrationslager Bergen-Belsen gehörten zu den Stationen. Den Höhepunkt bildete das am Abend des 25. Juni veranstaltete Staatsbankett in Schloss Bellevue, dem Sitz des Bundespräsidenten. Einer von 136 geladenen Gästen war Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll, Inhaber der Professur für Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Technischen Universität Chemnitz.

„Die Einladung war für mich eine große Ehre, eine Königin ruft einen schließlich nicht jeden Tag zu sich“, erklärt der Chemnitzer Historiker. Als Vorsitzender der Prinz-Albert-Gesellschaft hat Kroll einen Teil seiner wissenschaftlichen Arbeit der Erforschung der deutsch-britischen Beziehungen gewidmet: „Ziel dabei ist es, die vielfältigen Kontakte zwischen beiden Ländern in den Bereichen von Wissenschaft, Kultur und Politik zu analysieren und die Forschungsergebnisse in der Öffentlichkeit bekanntzumachen.“ Der Namensgeber der Gesellschaft, Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, war Elisabeths Ururgroßvater, ihr Ehemann Prinz Philip, Herzog von Edinburgh, firmiert seit 1981 als Schirmherr der Gesellschaft. „Das war einer der Gründe für die Einladung zum royalen Bankett“, erläutert Kroll weiter. „Dabei konnte ich zu meiner Freude feststellen, dass für viele der englischen Gäste unsere Universität ein fester Begriff ist – vor allem als Forschungsstätte für technische Disziplinen. Ich war der einzige geladene Historiker.“

Seit 2011 amtiert Kroll von Chemnitz aus als „Chairman“ der Prinz-Albert-Gesellschaft. Die Gesellschaft veranstaltet jährlich eine Fachkonferenz in Coburg, auf der Wissenschaftler aus Deutschland und Großbritannien zusammenkommen. 2014 wurde so gemeinsam die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg thematisiert. Die Jahrestagung 2015 wird sich vom 3. bis 5. September dem Wiener Kongress von 1814/15 und seiner Bedeutung für die europäische Friedensordnung im 19. und 20. Jahrhundert widmen. Zu den Organisatoren dieser Tagung gehören, neben Kroll, der britische Historiker Dr. Glyn Redworth und Martin Munke, Mitarbeiter der Chemnitzer Professur Europa im Mittelalter und der Frühen Neuzeit.

Gerade angesichts der aktuellen britischen Debatten um die Mitgliedschaft des Vereinigten Königreichs in der Europäischen Union hält es Kroll für wichtig, auf die historischen Verbindungen zwischen England und dem Kontinent hinzuweisen: „Die Queen“, so Kroll weiter, „hat in ihrer Tischrede ein klares Bekenntnis zu Europa abgelegt. David Cameron und Angela Merkel, die mit ihr und Joachim Gauck am Tisch saßen, haben dieses Bekenntnis mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen. Elisabeth II. ist ja mit fast allen Herrscherhäusern des Kontinents verwandt, und das befördert ein Denken ein europäischen Dimensionen“.

Auch in der Personen des Prinzen Albert manifestiert sich ein gemeinsames Erbe, dessen Pflege und Vermittlung allen am Chemnitzer Institut für Europäische Geschichte lehrenden Professoren und Dozenten ein zentrales Anliegen ist. Prinz Albert, Elisabeths Vorfahr, hat als Ehemann von Königin Viktoria schon im 19. Jahrhundert stark für die Anerkennung von persönlichen und sozialen Rechten jenseits nationaler Grenzen geworben. In der von Kroll namens der Prinz-Albert-Gesellschaft mitherausgegebenen Reihe „Prinz-Albert-Forschungen“ ist übrigens soeben ein umfangreicher Band erschienen, der Quellen zu den deutsch-britischen Beziehungen in den Royal Archives in Windsor und in den Staatsarchiven von Coburg und Gotha versammelt. Unter dem Titel „Common Heritage“ wird dieses gemeinsame europäische Erbe der Forschung neu zugänglich gemacht.

Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll, Telefon 0371 531-33906, E-Mail frank-lothar.kroll@phil.tu-chemnitz.de.

Homepage der Prinz-Albert-Gesellschaft: http://www.prinz-albert-gesellschaft.de

Bibliographische Angaben: Franz Bosbach / John R. Davis / Karina Urbach (Hrsg.), Common Heritage. Documents and Sources relating to German-British Relations in the Archives and Collections of Windsor and Coburg. Vol. 1: The Archives. With an Appendix covering the State Archives in Gotha (Prinz-Albert-Forschungen, Band 7/1), Berlin: Duncker & Humblot, 2015. ISBN 978-3-428-14416-7.

Der TV-Beitrag "Die Queen in Berlin", dem das Standbild entnommen wurde, ist hier zu sehen.

(Autor: Martin Munke)

Mario Steinebach
28.06.2015

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