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"Ohne Bildung wären wir alle aufgeschmissen"

Caroline Schmidt hat 2006 ihr Studium der Politikwissenschaften und Volkswirtschaftslehre an der TU abgeschlossen und arbeitet heute für die Weltbank

  • Von Chemnitz in die Welt: Caroline Schmidt mit einer Kollegin im UNICEF Büro in Sierra Leone im September 2008. Foto: privat

"Meine Magisterarbeit habe ich zum Thema `Universale Grundschulbildung als Entwicklungsziel im Kontext komplexer entwicklungspolitischer Herausforderungen´ geschrieben - und dem Thema bin ich offensichtlich treu geblieben", sagt TU-Absolventin Caroline Schmidt. Sie arbeitet im Sekretariat der Education for All Fast Track Initiative (EFA FTI), einer globalen Partnerschaft von bilateralen Gebern und multilateralen Entwicklungshilfeorganisationen und Entwicklungsländern. Das Sekretariat ist in der Weltbank in Washington, D.C. untergebracht.

Das Ziel der Arbeit ihres Teams, das sich derzeit aus Mitarbeitern aus 15 Nationen zusammensetzt, ist zu erreichen, dass alle Kinder weltweit Zugang zu qualitativer Grundbildung haben. Zurzeit ist Caroline Schmidt in zwei Projekte eingebunden: "Zum einen ist das die Supervision eines 17,6-Millionen-Dollar-Projekts mit der Global Campaign for Education GCE. Mit der GCE arbeite ich an der Umsetzung des Civil Society Education Fund`s in 48 Ländern. Die Arbeit umfasst die Projektbetreuung und -überprüfung, dass heißt, wir haben regelmäßig Telefonkonferenzen, ich überprüfe die Qualität der Fortschritts- und Finanzberichte und der Durchsetzungsdokumente. Im September war ich in Südafrika und Malawi, um das Team von GCE zu treffen und die Arbeit in Malawi zu begutachten", so die gebürtige Burgstädterin. "Das zweite Projekt betrifft die Geberkoordinierung und die Effektivität der Entwicklungshilfe im Bildungsbereich im Sinne der OECD. Im Januar 2011 starten wir die zweite Umfrage in fast 60 Entwicklungsländern. Derzeit arbeite ich an der Erstellung der Fragebögen, Hintergrundinformationen und Leitfäden für die Ausführung der Umfrage. Daraus entsteht dann ein Bericht über die Effektivität von Entwicklungshilfe im Bildungssektor dessen Ergebnisse beim High-Level Forum on Aid Effectiveness im November 2011 im südkoreanischen Busan vorgestellt werden", erzählt Caroline Schmidt weiter. Ihre Berufsbezeichnung lautet "Operations Analyst". "Das ist eindeutig Weltbanksprache und rührt daher, dass das Geld für das GCE-Projekt aus einem Fond stammt, den die Weltbank für EFA FTI verwaltet und ich für die Projektdurchsetzung gemäß dem Rechenschaftssystem der Bank arbeite", erklärt die TU-Absolventin.

"Bildung hat in der Entwicklungspolitik leider nicht die Prominenz wie Infrastruktur, Malaria und Gesundheit, wirtschaftliches Wachstum oder Klimawandel. Für die Investition in Bildung gibt es natürlich die besten Argumente, zuallererst ist sie ein Menschenrecht, aber vor allem hat Grundbildung positive Effekte in der Familienplanung, der Reduzierung der Kindersterblichkeit, der Konfliktbewältigung und so weiter", erklärt Caroline Schmidt den Reiz ihrer Arbeit und resümiert: "Für Bildung gibt es keine Alternative. Es ist eine komische Vorstellung, dass man den Politikern in reichen Ländern Argumente für die Erhöhung von Entwicklungshilfe für Grundbildung liefern muss. Wir wären ohne Bildung doch alle aufgeschmissen."

Von 2000 bis 2006 hat Caroline Schmidt in Chemnitz Politikwissenschaften und Volkswirtschaftslehre studiert - mit dem Ziel, in der Entwicklungs- und Menschenrechtspolitik zu arbeiten. Deshalb legte sie im Hauptstudium ihren Schwerpunkt auf Internationale Politik. "Im Wettbewerb um internationale Jobs ist man in einem Pool von jungen Menschen, die an der London School of Economics, New York University, John Hopkins und so weiter studiert haben und von vornherein einem internationalen Umfeld ausgesetzt waren", so Caroline Schmidt. "Dennoch: Ich habe sehr gern in Chemnitz studiert, die akademische Betreuung war sehr gut, das Fächerangebot hat mich herausgefordert", resümiert die 29-Jährige, die während ihrer Studienzeit in der Chemnitzer Ortsgruppe von amnesty international aktiv war und dort zu Flüchtlingsthemen gearbeitet hat. Praktika absolviert hat sie in Neu Delhi, Indien, im internationalen Sekretariat von Global March Against Child Labor, in Nairobi, Kenia, beim African Network for the Protection and Prevention of Child Abuse and Neglect sowie an einer Grundschule in Kampala, Uganda. Dort hat sie später auch für ihre Magisterarbeit recherchiert, die sie während eines Praktikums beim regionalen Büro von Education International in Kuala Lumpur in Malaysia geschrieben hat. "Das Studium in Chemnitz hat einen bedeutenden Grundstock gelegt, hinsichtlich des Schreibens von Analysen, Berichten, dem Anfertigen von Präsentationen und dem gründlichen Recherchieren. Wir wurden im Studium stets zur Lektüre, dem gründlichen Recherchieren und Darlegen angehalten. Das sind Arbeitsprinzipien, die ich verinnerlicht habe und die unverzichtbar geworden sind", erinnert sich Caroline Schmidt an ihre Studienzeit zurück.

Die Kontakte für ihren heutigen Job im EFA FTI Sekretariat hat sie über ein Stipendium vom Stiftungskolleg für Internationale Aufgaben im Jahr 2008/2009 geknüpft. "Prof. Dr. Beate Neuss von der Professur Internationale Politik hatte mich damals ermutigt, mich zu bewerben. Das Kollegjahr war das wichtigste Sprungbrett für den Berufseinstieg. Im Stiftungskolleg habe ich zum Thema `Grundbildungsförderung: Entwicklungspolitische Chancen & Herausforderungen´ gearbeitet. Meine Praxisaufenthalte habe ich im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Sektorreferat Gesundheit, Bildung und Bevölkerungspolitik in Bonn gemacht sowie im EFA FTI Sekretariat in Washington, D.C. und bei UNICEF in Sierra Leone." Seit Januar 2009 arbeitet Caroline Schmidt nun im EFA FTI Sekretariat.

Eine internationale Karriere, die sie nicht missen möchte: "Natürlich sind Telefonate bei weitem nicht ausreichend, um sich nahe genug bei Familie und Freunden zu fühlen, gleichzeitig ist der Gewinn, im Ausland zu leben fantastisch groß, unersetzlich und für mich nicht aufgebbar", sagt Caroline Schmidt, die ihrer Zukunft gelassen entgegenschaut: "In den vergangenen Jahren hat sich so viel ergeben und manchmal im Sechs-Monats-Rhythmus verändert - es kommt darauf an, welche Menschen man trifft, zu welcher Konferenz man fährt, in welchen Ländern man arbeitet. Ich vermute, dass ich innerhalb der nächsten fünf Jahre in ein afrikanisches Land wechsle, immer noch im Bildungssektor. Ich könnte mir vorstellen, für ein paar Jahre zum Beispiel mit dem International Rescue Committee oder mit Save the Children auf Länderebene zu arbeiten. Aber es könnte sich genauso gut was anderes ergeben: Who knows?"

Katharina Thehos
03.12.2010

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