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Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
TUCaktuell
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Bilder von oben: Die Chemnitzer NMUN-Delegation... ...bei der Konrad Adenauer Stiftung. ...in der Botschaft von Namibia in Washington beim Gespräch mit Morven M. Luswenyo, dem stellvertretenden Leiter der Botschaft ...beim Sightseeing in New York auf dem Rockefeller Center. ...in der Ständigen Vertretung Deutschlands bei den Vereinten Nationen. ...mit Stadtführer Lenny Cecere auf der Brooklyn Bridge. ... beim 15-Kilometer-Lauf durch den Central Park. ... nach der Closing Ceremony, im Bild: Paula Beger, Toni Baar, Martin Munke, Thorge Babbe und Claudia Schneider (v.l.) ...mit dem Award als "Outstanding Delegates": Benjamin Albus und Irina Brehm sowie Lena Ahlers und Flavia Röhrs (v.l.) Fotos: Claudia Schneider, Franziska Cuny, Lena Ahlers, Di Zhang, Susanne Günther

TUCaktuell Studium

Nachwuchsdiplomaten in den USA

Reisetagebuch: TU-Studierende nehmen an der weltweit größten Simulation der Vereinten Nationen teil - Auszeichnung mit dem höchsten Award als "Outstanding Delegates"

19 Studierende der TU Chemnitz nehmen vom 28. März bis zum 1. April 2010 in New York an der weltweit größten UN-Simulation teil. Auf der so genannten National Model United Nations-Konferenz (NMUN) schlüpfen die Studenten in die Rolle von Diplomaten und vertreten die Interessen Namibias. Für die Leser von "Uni aktuell" berichten sie täglich von ihren Erlebnissen.

Vor dem Simulationsstart:

Washington - here we come. Auf dem Weg nach Amerika (Sonntag, 21. März 2010)

Nach Monaten der Vorbereitung wurde es nun endlich ernst für die 19 Delegierten der TU Chemnitz. Für den größten Teil unserer Gruppe begann die Reise am Samstagmittag in Dresden. Ab Frankfurt feierten wir neun schier endlose Stunden im Flugzeug. Gut in Washington angekommen, bezogen wir müde unsere Zimmer im Hotel und beendeten damit bereits nach wenigen Stunden unseren ersten Tag in den USA.

Mit neuer Energie machten wir uns am Sonntagmorgen auf, Washington zu erkunden. Tourguide Stephen zeigte uns alle wichtigen Sehenswürdigkeiten und erklärte uns, dass Washington das Zentrum des Universums sei - natürlich mit einem Augenzwinkern. Wir sahen das Washington Memorial, das Weiße Haus, die verschiedenen Kriegsdenkmäler und das Lincoln Memorial. Nach einer umfangreichen und interessanten Tour bei strahlendem Sonnenschein, erkundeten wir die amerikanische Hauptstadt weiter auf eigene Faust. Den ersten Sonnenbrand des Jahres erhielten wir als Gastgeschenk Washingtons gratis dazu.

Am Abend trafen wir uns dann in gemütlicher Runde im Asia Nine in Chinatown zum Kick-Off-Dinner. Beim Essen thailändischer, chinesischer und indischer Gerichte plauderten wir über unsere Erlebnisse. Gesättigt und zufrieden verließen wir das Restaurant in Richtung Hostel, um für den morgigen, ereignisreichen Tag Kraft zu sammeln: Wir werden das State Department und die Deutsche Botschaft besuchen. Fazit des Tages: Washington ist eine wunderschöne Stadt, die es für uns noch weiter zu entdecken gilt. UND: Sonnencreme ist ein notwendiges Utensil beim Bummeln durch die Straßen.

(Ulrike Kirschig und Patrick Rudolph)

Im Zentrum deutscher und amerikanischer Macht (Montag, 22. März 2010)

Am heutigen Tage standen Besuche im State Department und in der deutschen Botschaft auf dem Programm. Wir waren gespannt, zu erfahren, wie deutsche und amerikanische Außenpolitik organisiert und koordiniert wird. Im State Department wurden uns während einer 45-minütigen Führung die Repräsentationsräume der Secretary of State - das Pendant des deutschen Außenministers - Hillary Clinton gezeigt. Angefüllt mit alten Möbelstücken, Porzellan und Porträts einflussreicher amerikanischer Politiker wie George Washington, John Jay oder Benjamin Franklin, bekommen Staatsgäste einen guten Einblick in die Geschichte amerikanischer Außenpolitik. Für uns war es natürlich ein besonderes Erlebnis, Fotos dort zu machen, wo normalerweise Angela Merkel oder Benjamin Netanjahu empfangen werden.

Nach diesem Termin nutzten einige von uns die Chance, ihr Wissen in der Library of Congress weiter zu vertiefen, während andere sich im Diplomatenviertel am Dupont Circle ihr Mittagessen neben kroatischen Diplomaten und amerikanischen Wirtschaftsexperten schmecken ließen.

Um 15 Uhr wurden wir in der deutschen Botschaft von Christiane Hohmann, Political Counselor, empfangen. Sie gab uns einen guten Überblick über ihre Arbeit als deutsche Diplomatin, die vor allem Networking mit amerikanischen Politikern auf dem Capitol Hill umfasst. Sie fesselte uns mit ihren Berichten darüber, wie amerikanische Innenpolitik funktioniert, wie beispielsweise die Gesundheitsreform erarbeitet und abgestimmt wurde. Weitere Themen umfassten die multilateralen Beziehungen Deutschlands, die deutsche Arbeit in den Vereinten Nationen oder die strategische Bedeutung von Bündnispartnern. Sie nahm sich viel Zeit für unsere Fragen und als wir die Botschaft verließen, fühlten wir uns wieder ein kleines Stück besser auf unsere Rolle als "Nachwuchsdiplomaten" in New York vorbereitet.

(Susanne Günther)

Auf den Spuren entwicklungspolitischer Arbeit (Dienstag, 23. März 2010)

Am heutigen Mittwoch standen Besuche in der Weltbank und bei der Konrad Adenauer Stiftung auf dem Programm. Wir kämpften tapfer gegen den eisigen Wind und Regenschauer - beides hat Washington momentan fest im Griff - und als wir im großen Empfangssaal der Weltbank saßen, freuten wir uns auf eine "Vorlesung" mal ganz außerhalb der Universität.

Angelica Silvero, Direktorin des Speakers Bureau der Weltbank nahm sich viel Zeit für uns und erläuterte ausführlich, welche Tätigkeiten die Arbeit der Bank umfasst. Es war sehr interessant zu hören, wie sich die Aktivitäten im Laufe der Jahrzehnte gewandelt haben, wie versucht wird, die Millennium Development Goals zu erreichen und für uns natürlich auch, wie man einen Job in der Weltbank bekommt.

Namibia war der zweite Fokus unseres Gesprächs. Wir waren froh zu hören, dass Namibia entwicklungspolitisch in vielen Bereichen ein afrikanisches "Vorbild-Land" ist. Schwerwiegende Probleme wie die hohe Rate der HIV/Aids-Infizierten oder die Überbleibsel jahrzehntelanger Apartheid machen es dem Land aber schwer, sich weiter erfolgreich zu einem Industriestaat zu entwickeln. Das werden wir während unserer Arbeit in New York beachten müssen - die enge Kooperation mit so genannten Geberländern wie Deutschland oder USA ist für Namibia unabdingbar, um seine Entwicklung voranzutreiben.

Nachdem wir uns beim Mittagessen gestärkt hatten, machten wir uns auf den Weg zur Konrad Adenauer Stiftung (KAS). Dort erwartete uns Roman Sehling, der uns einen Einblick in die Stiftungsarbeit gab. Am Vortag hatten wir ja bereits von der Arbeit der deutschen Botschaft in Washington erfahren und stellten fest, dass sich die Arbeit der Stiftung nicht sehr stark unterscheidet. Im Mittelpunkt steht das Networking - das Knüpfen von Kontakten, um den transatlantischen Dialog lebendig zu halten, unterschiedliche Politikstile zu erläutern und den Austausch von Eliten zu fördern.

Wir freuten uns sehr, Barack Obama und John McCain in den Räumen der KAS anzutreffen. Die von den Präsidentschaftswahlen übrig gebliebenen, lebensgroßen Pappaufsteller der beiden nutzten wir für ein Fotoshooting - schließlich ist man erst so richtig in Washington angekommen, wenn man sich einmal mit dem amerikanischen Präsidenten ablichten lassen konnte.

(Susanne Günther)

New York - wir kommen! (Mittwoch, 24. März 2010)

Nachdem wir fünf schöne Tage in Washington verbracht haben, ging es heute weiter nach New York. Doch bevor wir uns aufmachten, stand ein Termin bei der namibischen Botschaft auf dem Programm. Bei strahlendem Sonnenschein liefen wir durchs Botschaftsviertel und waren gespannt darauf, nun endlich unsere Fragen loszuwerden, die uns als Namibia-Experten unter den Nägeln brannten. Morven M. Luswenyo, stellvertretender Leiter der Botschaft, begrüßte uns herzlich. Der Empfangsraum der Botschaft war mit afrikanischen Kunstgegenständen verschönert und wir bekamen gleich das "Afrika-Feeling", das wir als Nachwuchsdiplomaten in New York benötigen werden. Auf Ledersesseln, um einen Konferenztisch platziert, lauschten wir einer kurzen Präsentation.

Herr Luswenyo widmete sich danach unseren spezifischen Fragen. Es entwickelte sich ein sehr abwechslungs- und lehrreicher Dialog, dessen Fragen sich um Themen wie Arbeitslosigkeit, Klimawandel, Außenpolitik und HIV/Aids drehten. Die Beziehungen zu Südafrika und dem Sudan seien demnach exzellent, Namibia eine Vorzeigedemokratie auf dem afrikanischen Kontinent und ein stets aktiver Staat innerhalb der Afrikanischen Union und den Vereinten Nationen. Wir haben während des Besuchs vor allem gelernt, wie man diplomatische Antworten gibt, denn Herr Luswenyo vertrat ohne Nachzulassen, die Position seiner Regierung. Eine kritische Auseinandersetzung mit den politischen Problemen seines Landes erfolgte nicht, und uns wurde bewusst, wie schwierig es in New York werden wird, ein autoritäres Regime zu repräsentieren.

Nach dem Besuch in der Botschaft blieben noch ein paar Stunden für individuelles Sightseeing. Einige besuchten die National Archives, um sich die Originaldokumente amerikanischer Geschichte wie die Bill Of Rights anzusehen. Andere bestiegen den alten Post Tower und genossen den Panoramablick über das Weiße Haus und das Capitol. Wieder zurück im Hostel mussten die letzten Sachen in die Koffer gepackt werden, bevor es in Richtung Chinatown zum Bus nach New York ging. Angekommen im "Big Apple" stiegen wir mitten auf der Straße aus dem Bus hinein ins New Yorker Leben. Ein großes Ah und Oh ging durch die Gruppe beim Anblick der unzähligen Lichter, der in den Himmel ragenden Wolkenkratzer und blinkenden Reklame. Die gelben Taxis brachten uns zum Hotel und wir genießen nun den Blick aus dem 25. Stock über die New Yorker Skyline.

Die Spannung steigt und wir hoffen, den namibischen UNO-Diplomaten beim morgigen Treffen noch einige Informationen entlocken zu können.

(Paula Beger und Franziska Cuny)

New York - the city that never sleeps (Donnerstag, 25. März 2010)

Nach unserer ersten Nacht im Sheraton Hotel starteten wir gut erholt in einen neuen Tag im ‘Big Apple’. New York begrüßte uns mit Sonnenschein, so dass wir die Möglichkeit hatten, auf dem Weg zu Namibias Ständiger Vertretung bei den Vereinten Nationen erste Fotos zu knipsen. Dort angekommen, konnten wir Anne Namakau Mutelo unsere noch ungeklärten Fragen stellen. Dieser Termin war sehr hilfreich für unsere Vorbereitung hinsichtlich der NMUN-Simulation, denn die Diplomatin beantwortete unsere Fragen detaillierter als ihr Kollege in Washington. Doch leider hatte sie nur wenig Zeit für uns und so wurde uns wieder einmal bewusst, wie stressig das Leben eines Diplomaten ist.

Am Nachmittag erkundeten wir die Stadt auf eigene Faust. Schnell bildeten sich verschiedene Gruppen: während die einen im Central Park für den Colon Cancer Run am Sonntag trainierten, machten sich andere auf, ausgestattet mit Stadtplan und Metrokarte, New York für sich zu entdecken. Wir schlenderten durch die Stadtviertel SoHo und Greenwich Village, staunten am Times Square und genossen die fantastische Aussicht vom 70. Stock des Rockefeller Centers.

Am Abend trafen wir uns zu unserem zweiten Kick-Off Diner im Viertel Hell’s Kitchen. Hier befinden sich viele der derzeit angesagtesten Restaurants in New York, so auch das Yum Yum Bangkok. Bei leckeren asiatischen Gerichten, konnten wir die Erlebnisse des Tages austauschen. Zurück im Hotel war jedoch noch keine Nachtruhe angesagt. Für uns ging es gleich weiter mit einem Speechtraining. In gemeinsamer Runde wurden Strategien für den ersten Tag der Simulation besprochen.

Um in Arbeitsstimmung zu kommen, gab uns unser Faculty Advisor Sue eine Hausaufgabe: Bis morgen sollen wir eine kleine UN-Eröffnungs-Rede vorbereiten. Ja, so eine NMUN-Leben ist auch stressig und Frank Sinatras Worte hallen in unseren Köpfen: New York - the city that never sleeps.

(Lena Ahlers und Lisa Horn)

Diplomatie über den Dächern von New York (Freitag, 26. März 2010)

Der letzte offizielle Termin vor dem Beginn unserer Simulation war ein Treffen der ganz besonderen Art. Katharina Ahrendts, eine Mitarbeiterin der Ständigen Vertretung Deutschlands bei den Vereinten Nationen, verschaffte uns einen tiefen Einblick in die Arbeitsweise von Diplomaten. Im 22. Stock mit grandiosem Blick über New York konnten wir bei ihr alle Fragen loswerden, die in den letzten Tagen noch unbeantwortet geblieben waren. Nach einer kurzen Einführung legten wir auch gleich los: Wie vertritt ein relativ kleines Land wie Namibia seine Interessen zwischen 191 anderen Staaten? Wie eng arbeiten die Vertreter Namibias mit anderen afrikanischen aber auch der deutschen Delegation zusammen? Es wurden aber auch Themen angesprochen, welche keinen eindeutigen Bezug zu Namibia haben: Welche Schwachstellen hat das System der Vereinten Nationen und wie ausgereift sind die Verhandlungen über eine Reform des Sicherheitsrates? Welche Schwerpunkte verfolgt Deutschland mit seiner Bewerbung für den UN-Sicherheitsrat 2011/2012?

Wir erfuhren ebenfalls, welche Methoden auf dem diplomatischen Parkett am gebräuchlichsten und welche verpönt sind. Frau Ahrendts freute sich über unser reges Interesse, sah sich jedoch aufgrund von Zeitmangel gezwungen nach anderthalb Stunden unsere Fragerunde zu beenden. Das war aber immerhin viel mehr, als uns ihre namibischen Kollegen am Tag zugestanden hatten. Sie gab uns in paar nützliche Tipps, welche uns bei der Simulation weiterhelfen werden: "Kooperation und der Wille zum Konsens sind der Schlüssel zum Erfolg, nationale Alleingänge führen in den Vereinten Nationen zu keinem Ergebnis."

Nach dem Mittagessen stand ein weiteres Mal Speech-Training auf dem Programm. Die am Vortag erarbeiteten Reden wurden diskutiert und verbessert. Von unserem Faculty Advisor Sue bekamen wir spezielle Tipps für den Simulationsstart am Sonntag. Der Rest des Nachmittags stand uns zur freien Verfügung. Einige Kunstfreunde unserer Delegation besuchten am "Target Free Friday" das Museum of Modern Arts (MOMA). Andere erkundeten bei strahlendem Sonnenschein und eisigem Wind weitere Sehenswürdigkeiten Manhattans. Das abendliche Rahmenprogramm bildete, ganz nach individuellem Geschmack, ein Konzert von Dashboard Confessional oder ein Basketballspiel der New Jersey Nets.

Morgen heißt es kurz zu verschnaufen und Kräfte zu sammeln, bevor wir am Sonntag endlich in die Simulation starten.

(Leman Naimova und Georg Sanderhoff)

Auf Entdeckungsreise durch New York (Samstag, 27. März 2010)

Am letzten Tag vor der Simulation zeigte sich New York bei strahlendem Sonnenschein von seiner besten Seite. Trotz des kalten Windes, der durch die Straßenschluchten zog, genossen wir die fast fünfstündige Stadttour. Wir waren mit einem eingefleischten New Yorker und Freund früherer NMUN-Delegationen - Lenny - verabredet, der es sich zur Aufgabe machte, uns die schönen Ecken der Stadt zu zeigen und diese abseits unseres Hotels und der großen Hochhäuser kennen zu lernen.

Um kurz nach 10 Uhr kamen wir aus der U-Bahn ganz im Süden von Manhattan und trafen Lenny, "born and raised" in Manhattan. Er führte uns nicht nur durch die südlichen Viertel wie Noho, Soho und Tribeca, sondern auch über die Brooklyn Bridge zu dem besten Cheesecake-Restaurant der Welt. Lenny begann seine Tour beim Universitätscampus der New York University und erzählte schillernd und mit vielen Details, wie sich die Stadt durch die vielen Immigranten im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Das Ganze spickte er mit einer Prise Humor und guter Laune, so dass immer wieder Touristen stehen blieben, um seinen Erklärungen zu lauschen. Unter der Führung von Lenny wanderten wir durch Little Italy, Five Corners und den Court District. Bei der Überquerung der Brooklyn Bridge konnten wir einen fantastischen Blick auf Manhattan und die Freiheitsstatue genießen.

In Brooklyn angekommen, machten wir uns auf den Weg zu dem Restaurant "Juniors", welches von Lenny aufgrund seines guten Käsekuchens angepriesen wurde. Vom Laufen hungrig und vom Wind unterkühlt, waren wir nur allzu glücklich, in diesem anzukommen. Allerdings waren wir nicht auf die Größe der amerikanischen Portionen gefasst und manch einer musste letztendlich kapitulieren. Voller Erwartung kam nach dem Hauptgang der Käsekuchen. Dieser schmeckte großartig und so mancher wollte sich nach dem Essen erstmal nicht mehr bewegen, um seinen Magen Zeit zu geben, das köstliche Essen zu verdauen.

Wieder im Hotel angekommen, erwarten wir nun mit Spannung den morgigen Tag und den Start der Simulation. Einige von uns hoffen, dass es morgen wärmer wird, da sie sich für einen Wohltätigkeitslauf über 15 Kilometer im Central Park angemeldet haben. Also: Daumen drücken!

(Ulrike Kirschig und Thorge Babbe)

Während der Simulation:

Startschuss für die Konferenz (Sonntag, 28. März 2010)

Nach drei Monaten des Wartens, acht Wochen Vorbereitung, langem schmerzhaften und schweißtreibenden Training war es heute Morgen so weit: Endlich fiel um 11.15 Uhr der Startschuss - noch nicht für die NMUN-Konferenz, sondern zuerst für einen 15-Kilometer-Lauf durch den Central Park. Die Faculty Advisorin und sechs Delegierte nahmen die Herausforderung auf sich, bei gefühlten 2 Grad Celsius für einen guten Zweck durch die grüne Lunge Manhattans zu laufen. Neben dem Startgeld, das an die amerikanische Darmkrebsstiftung ging, sammelte die Delegation pro gelaufenen Kilometer Spenden für das Chemnitzer Hospiz. Was manche Läufer zu wahren Höchstleistungen antrieb, die am Ende sogar fünf Kilometer mehr als die vorgegebene Strecke liefen.

Etwa zur gleichen Zeit, zu der die letzten Läufer das Ziel erreichten, startete für einen anderen Teil der Delegation der NMUN-Verhandlungsmarathon mit einem Einführungsworkshop in die Konferenzregeln. Denn nur wer die Regeln kennt, wird vorne mitspielen können. Das gilt insbesondere für die umfangreichen Regeln der NMUN, die beispielsweise die Form von Wortmeldungen strikt vorschreiben.

Nach diesem nachmittäglichen "Aufwärmen" begann um 20 Uhr endlich, worauf wir uns sechs Monate vorbereitet hatten. Die 19 Delegierten verteilten sich auf ihre zehn Komitees, in denen sie während der kommenden zwei Stunden ihre Verhandlungspartner kennen lernten und die Arbeit der kommenden Tage vorbereiteten: In ersten informellen Gesprächen wurden Positionen ausgetauscht und die Themen der Tagesordnung wurden per Abstimmung festgelegt. Was in den größten Komitees mit über 300 Delegierten keine ganz einfache Aufgabe war und einige Zeit in Anspruch nahm.

Am Ende erreichte jedes Komitee jedoch auch dieses Ziel und die Chemnitzer Delegation traf sich noch bis weit nach Mitternacht, um den Tag nachzubereiten und die Strategie der nächsten Tage zu umreißen. Denn die 15 Kilometer physischer Lauf mögen zwar abgeschlossen sein, aber das simulierte internationale Parkett NMUN wurde eben erst geöffnet.

(Philipp Maier und Di Zhang)

Trying to make the difference! (Montag, 29. März 2010)

Nachdem sich die Delegationen am Vortag kennen gelernt haben und die Themen festgelegt wurden, gingen die Verhandlungen am Mittag richtig los. Heute war diplomatisches Geschick und Überzeugungskraft gefragt. Dabei ging es von A wie Atomwaffen über K wie Klimawandel bis hin zu W wie Waffenhandel. Als Namibia arbeiten wir mit den Ländern der Afrikanischen Union (AU) an nachhaltigen Lösungen für diese globalen Herausforderungen.

Nach ersten Sitzungen erwarteten wir mit großer Spannung die offizielle Eröffnung der NMUN-Konferenz 2010. Leider läuft auch bei der UN nicht immer alles glatt, sodass wir aufgrund eines Wasserschadens nicht im UN-Hauptquartier tagen konnten. Daher trafen sich am frühen Abend die über 2.000 Nachwuchsdiplomaten zur "Welcome Ceremony" im großen Ballsaal des Sheraton Hotels. Gleich zu Beginn der Zeremonie erinnerte uns eine Gedenkminute an die Opfer des Terroranschlags in Moskau daran, wie wichtig es ist, globale Probleme friedlich zu lösen.

Der stellvertretende UN-Generalsekretär für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Kiyotaka Akasaka überbrachte uns dabei Grüße von Generalsekretär Ban Ki-moon und ermutigte uns, die NMUN 2010 zu einem großen Erfolg zu machen. Denn auch seine Karriere begann vor 40 Jahren mit einer Simulation der Vereinten Nationen in Kyoto. Zum Abschluss gab uns noch der Präsident der National Collegiate Conference Association (NCCA), Prof. Richard Reitano, folgende Worte mit auf den Weg: "Try to make the difference!"

Genau das werden wir versuchen!

Nach weiteren intensiven Diskussionen in den Ausschüssen, belohnten wir uns - sehr amerikanisch - mit drei gigantischen Pizzen und werteten unsere Arbeit gemeinsam aus.

(Claudia Schneider und Toni Baar)

Meltdown-Tuesday - die lange Dienstagnacht (Dienstag, 30. März 2010)

Die NMUN-Simulation ging heute mit dem Meltdown-Tuesday weiter. An diesem Tag arbeitet man als Delegierter über neun Stunden in seinen Komitees, um die Themen und Positionen "seines" Landes erfolgreich zu vertreten. Bis 22.30 Uhr arbeiteten die meisten von uns, um dann ermüdet ins Bett zu fallen. Vielen war die Erschöpfung abends im Fahrstuhl anzusehen. Das heißt aber nicht, dass die Stimmung schlecht war - im Gegenteil. Nach einem anstrengenden Tag waren alle auf das Erreichte stolz und freuen sich schon auf die Abstimmungen.

Unterbrochen wurde unser Programm nachmittags von interessanten Vorträgen von Experten zu Themen wie Sport und dessen Rolle in der Politik, Klimawandel oder die globale Flüchtlingsproblematik. Die Organisatoren hatten Insider eingeladen, die ihre Arbeit vorstellten und für Fragen offen waren. Zum Beispiel berichtete Linda Fasulo, Reporterin bei NBC, über ihren Alltag und ließ interessante Einblicke in ihre Arbeit zu. Dazu muss man wissen, dass Linda Fasulo allen Konferenzteilnehmern bekannt ist, denn sie hat eines der meistgelesenen Bücher zum Thema Vereinte Nationen verfasst.

Später ging dann in allen Komitees die Arbeit weiter und vieles wurde vorangebracht. Eine Ausnahme war das Komitee für nachhaltige Entwicklung, welches bereits über das erste Thema abstimmte. Dabei konnten die Vertreter unserer Delegation einen großen Erfolg erzielen und ihre zwei Resolutionen durchbringen. Eine davon ohne Gegenstimmen!

Und während wir Delegates fleißig an der Ausgestaltung unserer Themen arbeiteten, saß unser Faculty Advisor Sue auf der anderen Seite des NATO Komitees. Sie leitet dieses als Chair und darf darüber bestimmen, welche Themen angenommen, welche Regeln angewendet und was abgestimmt werden darf. Das ist für uns natürlich ebenso spannend, denn als namibische Delegation lernen wir dieses Jahr wirklich alle Arbeitsfelder der UN kennen.

Morgen stehen dann in den großen Komitees die Abstimmungen an und wir hoffen, dass wir weitere Erfolge erzielen können. Es heißt also weiterhin: Daumen drücken! Und nun freuen wir uns auf eine kurze und geruhsame Nacht

(Thorge Babbe und Franziska Cuny)

Die Türen schließen sich - die Abstimmung kann beginnen (Mittwoch, 31. März 2010)

Heute war es endlich soweit. Der Tag begann, wie die vorhergehenden geendet hatten - mit Komiteearbeit. Nur dass der Zeitdruck heute viel höher war, denn für den Nachmittag standen die Abstimmungen auf dem Programm

Wir, die Chemnitzer Nachwuchsdiplomaten, waren wie alle anderen auch, ziemlich erschöpft, aber glücklich. Vier Tage galt es, Reden zu formulieren, Papiere auszuarbeiten und Mehrheiten zu organisieren. Im Endspurt hieß es nochmals, alles zu geben. Letzte Änderungen mussten abgestimmt und Zweifler überzeugt werden. Diplomatisches Geschick, Geduld und Fingerspitzengefühl waren bis zum Ende nötig. So zum Beispiel in der Generalversammlung, wo die Delegierten erst wenige Minuten vor Abstimmungsbeginn die fertigen Resolutionsvorschläge in ihren Händen hielten.

Schnelligkeit war ebenso gefragt. Schließlich mussten sich auch kleinste Formulierungen mit der Politik unseres Landes Namibia vertragen. Wieder wurde verhandelt. Selbst in letzter Sekunde hieß es, noch Einsprüche zu beachten und den fertigen Resolutionsentwürfen anzuhängen. Schnell noch letzte strategische Absprachen, schon wurden die Türen geschlossen und die Anwesenheit überprüft. Wer den Raum nach dem so genannten "Roll Call" verlässt, verliert sein Abstimmungsrecht. Nach einigem Warten der erlösende Moment: Resolution 1-8, an der wir intensiv mitgearbeitet hatten, wurde angenommen.

20 Delegierte, zehn Komitees, ein Komiteevorsitz und ganze 23 Resolutionen - der Erfolg war auf unserer Seite.

Nach getaner Arbeit hatten wir uns eine Belohnung verdient. Unser Ehren-Delegationsmitglied Lenny wartete bereits auf uns. Nach unserer spannenden Besichtigung der Stadt hatte er die Delegation zum Feiern in Jimmy’s Bar eingeladen. Der stressige Simulationsalltag fand so einen perfekten, gemeinschaftlichen Ausklang.

Aber noch ist es nicht ganz vorbei. Morgen werden die Awards vergeben und wir sind gespannt, ob wir wieder überzeugen konnten. Außerdem wird Sue eine Rede in der Generalversammlung halten, da sie vier Tage lang die NATO als Komiteevorsitzende leitete und die Ergebnisse der Arbeit vor der GAPlen vorstellen muss.

(Peter Neumann und Benjamin Albus)

We are Outstanding Delegates (Donnerstag, 1. April 2010)

RING RING. Donnerstagmorgen 7 Uhr in der Früh. Völlig schlaftrunken torkelten die Delegierten ans Telefon. Auf der anderen Seite überbrachte uns unser Faculty Advisor Sue die Nachricht, dass wir den höchsten Award gewonnen haben: Outstanding Delegation. Munter rief sie alle Zimmer an, die die Begeisterung je nach Müdigkeit mehr oder weniger teilten. Einige grunzten unverständliche Worte und drehten sich wieder um, während andere von uns sowieso aufstehen mussten, weil sie sich nun schon auf den Weg in das UN-Hauptgebäude machten. Dort stimmten die Delegierten der General Assembly Hall nochmals über alle Resolutionen ab, direkt dort wo sich sonst die wahren Delegierten treffen.

Mittags machten wir uns dann alle auf zur großen Closing Ceremony. Da es weniger Plätze als Teilnehmer gab, waren wir schon drei Stunden eher da und mussten endlos Schlange stehen. Doch nachdem wir endlich den Raum betraten in dem Weltfrieden praktisch gestaltet wird, nahmen wir ehrfürchtig Platz. Nach einigen kurzen Reden wurden die Ehrungen vorgenommen. Zunächst die Position Papers, dann die Awards für "Honorable Mentioned”, "Distinguished Delegates” und schließlich die höchste Auszeichnung: "Outstanding Delegates” - unser Award, auf den wir so lange zugearbeitet hatten.

Neben der Uni Greifswald hatten wir uns gegen viele Muttersprachler und all die Eliteuniversitäten durchgesetzt. Stolz machten wir viele Fotos: Jeder von uns mit der Urkunde und natürlich auch ein Bild vor dem Sitz von der namibischen Delegation. Zurück auf dem Weg zum Hotel haben wir es uns nicht sparen können allen Delegationen, die unseren Weg kreuzten, zu zeigen, dass wir OUTSTANDING sind!

Abends betanzten wir während des Delegates’ Dance unseren Erfolg und freuen uns nun auf zwei Tage Freizeit, bevor es zurück nach Deutschland geht.

(Irina Brehm und Flavia Röhrs)

Weitere Informationen zur UN-Simulation und dem Projekt der Chemnitzer Studierenden: http://www.tu-chemnitz.de/nmun/

Katharina Thehos
22.03.2010

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