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Soweit die Winde tragen: Segeln durchs ewige Eis

TU-Absolvent Georg Sichelschmidt will ab 7. Mai 2006 mit zwei Partnern Grönland innerhalb von 40 Tagen ohne Hilfe von außen durchqueren

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In Vorbereitung ihrer "Grönland-Transversale" trainierten Georg Sichelschmidt, Martin Hülle und Johannes Lang (v.l.) im Februar im norwegischen Hardangervidda. Sie testeten dabei eine Woche lang ihre Ausrüstung. Fotos: Martin Hülle

Ewiges Eis, Durchschnittstemperaturen von minus 23 °C sowie gefährliche Gletscherabbrüche und –spalten, das ist nichts für den durchschnittlichen Touristen. Auf den ehemaligen Studenten der Sportökonomie an der TU Chemnitz, Georg Sichelschmidt, und seine zwei Kompagnons Martin Hülle und Johannes Lang hingegen übten gerade diese Herausforderungen einen großen Reiz aus. So entschloss sich das Trio, am 7. Mai 2006 eine ganz besonderen Reise – die "Grönland-Transversale" zu starten: In maximal 40 Tagen geht’s vom Startpunkt Isortoq an der Ostküste in nordwestlicher Richtung über Inlandeis zum Zielort Ilulissat in der Diskobucht. Dazwischen liegen rund 750 Kilometer die größtenteils auf Skiern bewältigt werden sollen. "Die Reise läuft ganz nach dem Gedanken des ‚by fair means’ ab, das heißt, wir wollen die ganze Strecke ohne Depots und Hilfe von außen durchführen. Dafür haben wir Essen und Material für 40 Tage dabei, das in der Pulka, die jeder hinter sich herzieht, verstaut ist", erläutert Georg Sichelschmidt die "Mission". Dabei erhoffen sich die drei Abenteurer Unterstützung "von oben": "Durch den Einsatz von Segeln, den so genannten Parawings, hoffen wir die sonst sehr knappe Zeitkalkulation zu entspannen. Bei gutem Wind ist die Ersparnis ernorm", erwartet der Sportökonom, der von 2000 bis 2005 in Chemnitz studierte. Der Einsatz der Segel hat aber auch noch eine andere Funktion, die nicht minder bedeutend ist: "Wir wollen damit auch auf die Effektivität von Windkraft hinweisen", so der 30-Jährige.

Der Umgang mit den bis zu 16 Quadratmeter großen Segeln will geübt sein, nimmt aber nur einen Teil der intensiven Vorbereitungen ein, die nunmehr schon ein Jahr andauern. "Die notwendige Kondition trainieren wir sehr unterschiedlich, der eine fährt mehr Rad, der andere schwimmt und ich habe beispielsweise mein Lauftraining intensiviert. Um das Gewicht der Pulken – die bis zu 100 Kilogramm schwer sind - zu simulieren, haben wir aber alle die gleiche Methode: Wir ziehen Reifen durch den Wald, um so die Belastungen im Rumpfbereich zu trainieren", weist Georg Sichelschmidt auf das umfangreiche Trainingsprogramm hin. Für das Training im Umgang mit den Parawings begab sich das Team im Februar auf eine einwöchige Reise nach Hardangervidda in Norwegen. "Die dortigen Bedingungen, die denen auf dem grönländischen Inlandeis ähneln, ermöglichen das Training mit den Schirmen, die notwendigen Tests der Ausrüstung, das Leben bei Kälte und Sturm sowie die Verinnerlichung der Tagesabläufe. Letztendlich werden dort alle Arten von Schwächen aufgedeckt, die später während der eigentlichen Expedition auf Grönland nicht mehr vorkommen dürfen. Beim Menschen wie auch beim Material", erklärt Georg Sichelschmidt die Notwendigkeit solcher Trainingstouren.

Bis zum 9. März liefen die Vorbereitungen nahezu planmäßig, doch genau einen Monat vor dem ursprünglichen Starttermin der Expedition verletzte sich Teilnehmer Johannes Lang beim Holzhacken immerhin so schwer an der Hand, dass der Abflugtermin verschoben werden musste. "Das Meistern solcher Unwägbarkeiten stellt eine weitere Herausforderung dar, der wir uns stellen müssen", kommentiert Georg Sichelschmidt, der sich gegen Ende seines Studiums als Reiseveranstalter in Leipzig selbstständig gemacht hat, den Unfall seines Mitstreiters. Als Chef von "Quanok", einem Spezialveranstalter, der sich als erstes deutsches Reiseunternehmen auf die Durchführung von winterlichen Outdoor-Reisen und Unternehmungen in Schnee und Eis spezialisiert hat, ist der Sportökonom mit Unternehmungen dieser Art bereits vertraut. In diesem Einmannbetrieb kommen Georg Sichelschmidt die Erfahrungen aus seinem Studium zugute: "Da hat mir mein Studiengang wirklich etwas gebracht, sowohl bei den Vorbereitungen zur Gründung des Unternehmens, als auch im Umgang mit den täglichen Anforderungen, beispielsweise Buchführung".

Während ihn die Kenntnisse seines Studiums vor der einen oder anderen Überraschung bei der Unternehmensgründung und –führung bewahrt hat, betritt der gebürtige Pforzheimer beim nun anstehenden mehrwöchigen Abenteuer Neuland, vor allem im mentalen Bereich: "Oben auf dem Inlandeis gibt es keinen Anhaltspunkt mehr außer den Kollegen oder die eigene Skispitze. Auch das Zusammenspiel mit den beiden anderen kann zu einer Belastungsprobe werden, wenn wir zum Beispiel bei schlechtem Wetter oder drohenden Gefahren aufeinander angewiesen sind", ist sich Georg Sichelschmidt der Risiken durchaus bewusst.

Aller Unwägbarkeiten zum Trotz lässt die professionelle Vorbereitung sowie die gesicherte Finanzierung durch private Sponsoren ein Gelingen der Reise durch das "Kalaallit Nunaat", das "Land der Menschen", wie die Grönländer selbst ihre Heimat nennen, erhoffen. "Unser neuer Starttermin ist der 7. Mai. Bis dahin sollte Johannes wieder fit sein", freut sich der 30-Jährige schon auf die 40 Tage und 40 Nächte im ewigen Eis.

Die Grönland-Transversale und das Reisetagebuch im Internet: http://www.groenland2006.de

Weitere Informationen erteilen Georg Sichelschmidt, Telefon (03 41) 46 26 348, E-Mail info@quanok.com und Martin Hülle, E-Mail team@groenland2006.de

(Autor: Thomas Doriath)

Mario Steinebach
27.03.2006

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