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Mittelstand will "smarter" planen

Aktuelle Studie der TU Chemnitz und des Beratungshauses conunit bestätigt: kaum planerischer oder strategischer Einsatz von Business Intelligence-Lösungen im Mittelstand

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Die Professor für Systementwicklung/Technische Anwendungssysteme an der TU Chemnitz verfügt über weitreichende Erfahrung auf dem Gebiet der Business Intelligence. Im Bild: Prof. Dr. Peter Gluchowski (r.) und Christian Schieder von der Professur Wirtschaftsinformatik II bei der Auswertung eines Business Intelligence Dashboards. Foto: Professur Wirtschaftsinformatik II

Mittelständische Unternehmen nutzen Business Intelligence-Lösungen (BI) vornehmlich in den Finanzbereichen für Controlling und die Erstellung von Berichten für Management und Geschäftsführung. Andere Unternehmensbereiche dagegen setzen kaum professionelle Lösungen zur Unternehmenssteuerung ein. Mehr als die Hälfte der Befragten einer von IBM unterstützten Studie von Wirtschaftsinformatikern der Technischen Universität Chemnitz und des Beratungshauses conunit gibt aber an, dass sie zukünftig den Einsatz von BI-Lösungen auch in den Bereichen Risikomanagement und Management Dashboard anstreben. In 87 Prozent aller Projekte werden außerdem externe Berater eingebunden.

Im Rahmen der Studie "Einsatz, Nutzung und Probleme von Business Intelligence-Software in mittelständischen, deutschen Unternehmen" wurden rund 370 Mittelständler mit dem Schwerpunkt produzierendes Gewerbe in Deutschland befragt. Die teilnehmenden Unternehmen wiesen meist einem Jahresumsatz zwischen 100 Millionen und 1 Milliarde Euro aus. Allgemein lässt sich erkennen, dass der Aufbau von BI-Know-how ein aktuelles Thema darstellt: Über 90 Prozent der Befragten geben an, dass eine Umsetzung bereits erfolgte, entsprechende Initiativen laufen oder diesem Thema zumindest eine erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt wird.

"Business Intelligence hat insgesamt im Mittelstand noch Potential. Während die zugehörigen Technologien vor allem in Großunternehmen fast flächendeckend genutzt werden, scheuen sich kleinere Unternehmen vor vermeintlich hohen Investitionen und unsicherem Nutzen. Hier setzt die Studie an, um durch die Erhebung eines aktuellen Status quo des BI-Einsatzes Transparenz zu schaffen und vorhandene Hindernisse aufzudecken, damit diese perspektivisch abgebaut werden können", so Prof. Dr. Peter Gluchowski, Inhaber der Professor für Systementwicklung/Technische Anwendungssysteme an der TU Chemnitz.

Getrieben vom Management und Fachabteilungen sind die aktuellen Haupteinsatzbereiche Controlling (88,1 Prozent), Vertrieb (75,9 Prozent) und Rechnungswesen (63,2 Prozent). Für Management und Geschäftsführung (76,8 Prozent) werden mit BI-Software vorrangig Aufgaben der Berichterstellung (81,6 Prozent), der Ad-hoc-Datenanalyse (75,1 Prozent) und der Budgetierung (62,7 Prozent) bewältigt.

In den Bereichen Risikomanagement (derzeit nur zu 17 Prozent unterstützt) und Management Dashboard (derzeit zu 29 Prozent unterstützt) wächst das Interesse am verstärken Einsatz von BI-Lösungen. So planen fast 60 Prozent der Befragten, BI auch beim Risikomanagement einzusetzen. Ähnliches gilt beim Aufbau von Management Dashbords (52,7 Prozent) und Balanced Scorcards (48,6 Prozent). Die Bereiche Forschung und Entwicklung sowie Marketing und Werbung dagegen setzen BI mehrheitlich nicht ein (nur 15,7 Prozent bzw. 32,5 Prozent) und nur jede zehnte Abteilung plant es für die Zukunft.

"Business Intelligence kann die notwendige Transparenz schaffen, die zu strategischen Wettbewerbsvorteilen führen. Dies erkennt insbesondere Mittelstand immer mehr", so Roman Schäfer, Geschäftsführer der Management und Technologieberatung conunit. "Die Studie zeigt, dass immer mehr Unternehmen strategische BI-Initiativen aufsetzen, um zu einer ganzheitlichen Unternehmensteuerung zu kommen."

Bei der Auswahl von BI-Tools spielen vor allem die funktionalen Anforderungen des Fachbereichs und strategische Aspekte eine wesentliche Rolle. Zum Einsatz kommen die verschiedensten BI-Software Werkzeuge; rund die Hälfte aller Befragten Mittelständler setzen MS Excel mit (44,9 Prozent) oder ohne Zusatzsoftware (56,5 Prozent) ein. Die Ergebnisse zeigen weiterhin, dass IBM Cognos und SAP in Deutschland eine führende Stellung bei Business Intelligence Anwendungen einnehmen.

Die Studie zeigt sehr deutlich die Heterogenität der Datenquellen für BI-Systeme auf; denn gerade mal ein Fünftel aller BI-Anwendungen basieren auf einer einheitlichen Datenbank. Hier können die Ursache für die häufig genannten Kritikpunkte an BI-Systemen liegen, nämlich Datenintegrationsprobleme und fehlende Kennzahlendefinitionen. Weitere Stolpersteine bei der Einführung sind mangelnde Technologiekenntnisse, BI-Erfahrung und Produktkenntnisse der externen Berater, die in 87 Prozent aller Projekte eingesetzt werden. Den größten Nutzen von BI-Lösungen sehen die Anwender in einer schnelleren Berichtsverfügbarkeit, qualitativ besseren Berichten und einem einfacheren Informationszugang.

"Ich bin überzeugt, dass wir in Zukunft viele Business-Intelligence-Projekte im Mittelstand sehen werden. Denn die historische Perspektive weicht mit BI der Echtzeitanalyse und verlässliche Voraussagen zum Geschäftsverlauf sind möglich. Darauf kann kein Unternehmen verzichten, das im globalen Wettbewerb steht", so Martina Koederitz, als Geschäftsführerin von IBM Deutschland verantwortlich für das Mittelstandsgeschäft. "Zudem verstärkt die ständig wachsende Datenflut das Problem. Täglich kommen etwa 15 Petabyte hinzu -  das entspricht einem Drittel der Daten, die bei der Digitalisierung die gesamten Vatikanische Bibliothek entstehen würden."

Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Peter Gluchowski, Telefon 0371 531-35575, E-Mail peter.gluchowski@wirtschaft.tu-chemnitz.de

(Quelle: IBM)

Mario Steinebach
17.05.2010

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