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Philosophische Fakultät feierte ihren runden Geburtstag

Rückschau und Ausblicke beim akademischen Festakt zum 30-jährigen Bestehen der Philosophischen Fakultät – Prof. Dr. Gesine Schwan, Präsidentin der Berlin Governance Platform, hielt den Festvortrag und beschrieb darin auch das Profil der Fakultät und der Universität

Die Philosophische Fakultät der Technischen Universität Chemnitz (TUC) ist 30 Jahre alt. Am 24. Januar 2024 feierten Mitglieder und Angehörige der TU Chemnitz gemeinsam mit zahlreichen Gästen im Zentralen Hörsaal- und Seminargebäude mit einem akademischen Festakt, bei dem auf sehr erfolgreiche Jahre zurückgeblickt wurde, viele Glückwünsche überbracht, aktuelle Entwicklungen in Lehre und Forschung beschrieben sowie einige Ausblicke gegeben wurden.

Nach einer kurzen Eröffnung und Programmvorstellung durch den Dekan der Philosophischen Fakultät, Prof. Dr. Eric Linhart, begrüßte Prof. Dr. Gerd Strohmeier, Rektor der TUC, die Festversammlung. Er unterstrich, dass die Philosophische Fakultät den technischen Schwerpunkt der TUC wesentlich stärkt, ergänzt und erweitert. In diesem Zusammenhang erwähnte er u. a. die vielfältigen Aktivitäten der Fakultät zur Stärkung der Kernkompetenz „Mensch und Technik“ der TUC sowie die hohe Qualität und Attraktivität der Lehre – beispielsweise belegt durch die Verleihung des Sächsischen Lehrpreises 2023 in der Kategorie „Universitäten“ an Dr. Sylvia Jurchen, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Deutsche Literatur- und Sprachgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Nicht unerwähnt blieben jüngste Erfolge von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern, etwa die Förderung des Politikwissenschaftlers Arndt Leininger im Rahmen des Emmy-Noether-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Auszeichnung von Barbara Gross, Inhaberin der Juniorprofessur Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Interkulturelle Pädagogik, mit dem „Junior Research Award Südtirol 2023“. Der Rektor verdeutlichte auch, welche wichtige Rolle die Philosophische Fakultät beim Wissenstransfer in die Gesellschaft einnimmt, u. a. bei der Gestaltung des Programms des Chemnitzer Kulturhauptstadtjahres 2025. Zudem verwies er auf die regionale Verankerung und internationale Vernetzung der Fakultät.

Dr. Andreas Handschuh, Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus, erinnerte in seinem Grußwort an den bewussten Neuanfang der Geisteswissenschaften an der TUC nach der deutschen Wiedervereinigung und betonte die besondere Verbindung zu technischen Disziplinen, was sich insbesondere im DFG-Sonderforschungsbereich „Hybrid Societies“ gezeigt habe.

Ralph Burghart, Bürgermeister der Stadt Chemnitz für Personal, Finanzen und Bildung sowie Vorsitzender des Hochschulrates der TUC, lobte das Wirken der Philosophischen Fakultät für die Stadt und freut sich auf viele tolle Beiträge für das Kulturhauptstadtjahr, aber auch auf Antworten auf zahlreiche Fragen, die sich aktuell u. a. auch durch den Wandel der Medien, durch Veränderungen in der Europäischen Union oder durch neue Entwicklungen im lebenslangen Lernen ergeben. Erfreut zeigte sich Burghart von einem Porträt einer Studentin der Philosophischen Fakultät auf Spiegel Online in dieser Woche. Angelina Wettinger aus der Oberpfalz, die in Chemnitz Medienkommunikation studiert, hatte Chemnitz in dem Artikel wie folgt beschrieben: „Die Stadt bietet mir viel Freiheit: Freiheit, zu leben, wie ich möchte. Freiheit, mich weiterzuentwickeln. Und Freiheit, mich zu verwirklichen.“ „Bessere Werbesätze kann es nicht geben“, so der Bürgermeister.

Ein besonderes, nämlich musikalisches Grußwort überbrachte Prof. Dr. Ellen Fricke, Inhaberin der Professur Germanistische Sprachwissenschaft, Semiotik und Multimodale Kommunikation. Mit einem überzeugend vorgetragenen Soloausschnitt aus „Babel 1 (1998) – Sprachkomposition für drei Frauenstimmen“ richtete sie ihren Blick auf ein Zitat des Philologen, Linguisten und Semiotikers Roman Jakobson, Mitbegründer des Cercle linguistique de Prague. Dabei wendete sie die von Jakobson erkannten Lautgesetze des Spracherwerbs und Sprachverlusts auf dieses Zitat an.

Höhepunkt des akademischen Festaktes war der Festvortrag von Prof. Dr. Gesine Schwan, Präsidentin der Berlin Governance Platform. Sie sprach über die „grenzüberschreitende Verständigung“ und ihre innovative Weiterentwicklung an der Universität und unternahm dabei auch einen Exkurs in die Geschichte der TUC, insbesondere ihrer Geisteswissenschaften. „Das Besondere in Chemnitz ist die gegenseitige Befruchtung in der Kooperation mit Technik- und Ingenieurwissenschaft, weil die Grenze zwischen Technik und menschlicher Welt sehr viel markanter ist“, so Schwan. Am Ende ihres Vortrages beschrieb sie das Profil der Philosophische Fakultät und der TUC wie folgt: „Das Profil, das ich in der TU Chemnitz und in ihrer Philosophischen Fakultät zu erkennen meine, ist hoffentlich keine willkürliche mutwillige Zuschreibung, sondern spricht aus ihrer wissenschaftlichen Praxis als ‚grenzüberschreitende Verständigung‘, sowohl im eher abstrakt wissenschaftstheoretischen Sinne als auch in ihrer konkreten Verständigungsarbeit an der tschechischen Grenze, für die interkulturelle Kommunikation, für Europa. Es fügt Grenzüberschreitung und Entgrenzung einerseits, Zusammensicht der unterschiedlichen inneruniversitären und außeruniversitären Wissens- und Erkenntnisperspektiven andererseits zusammen und bietet nicht nur Kreativität und Innovationen, sondern kümmert sich auch um den gesellschaftlichen Zusammenhalt, auch hier konkret grenzüberschreitend. Es ist ein Profil, das weitere Innovationen verspricht und Hoffnungen für eine kreative Zukunft weckt.“

Im Anschluss stellten die beiden Studierenden der Politikwissenschaft Franz Haase und Daniela Weber, die sich im Fachschaftsrat der Philosophischen Fakultät stark engagieren, dieses studentische Gremium facettenreich vor. Sie luden die Mitglieder und Angehörigen der Fakultät ein, das Festjahresprogramm weiter gemeinsam zu gestalten. Zudem appellierten sie an ihre Fakultät, weiterhin Haltung zu zeigen – in Chemnitz und darüber hinaus, gerade in der aktuellen gesamtgesellschaftlichen Situation.

Auch der Dekan Prof. Linhart unterstrich in seinem abschließenden Ausblick – auch mit Blick auf die am Vortag erschienenen Ergebnisse des „Sachsen-Monitors 2023“ –, wie wichtig es sei, vielen Auffassungen von Menschen in unserer Gesellschaft etwas entgegenzusetzen. Gerade hier seien auch die Fächer der Philosophischen Fakultät gefragt, insbesondere was die politische, historische und medienbezogene Bildung angehe. Deshalb sei es der Philosophischen Fakultät auch wichtig, breit aufgestellte Studiengänge anzubieten, die eine ganzheitliche Betrachtung von vielen Themen in der Lehre ermöglichen. Linhart verdeutlichte, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seiner Fakultät stark interdisziplinär, sowohl innerhalb der Fakultät als auch in Kooperation mit anderen Fakultäten, arbeiten. So gelinge es, geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung auch für Erkenntnisse in technischen und naturwissenschaftlichen Disziplinen nutzbar zu machen. Wichtig sei aber, dass gleichzeitig innerhalb der einzelnen Fächer Forschung auf international sichtbarem Niveau betrieben werde, um in ihrem Fachumfeld als eigenständig und vollwertig wahrgenommen zu werden.

Der akademische Festakt wurde musikalisch begleitet von der Big Band der TUC und der Solistin Adriana Alvarez unter Leitung von Marc Hartmann. Nach der Veranstaltung nutzten noch viele Gäste die Gelegenheit zum Gedankenaustausch im Foyer des Hörsaalgebäudes.

Stichwort: Profil der Philosophischen Fakultät

Mit ihren sechs Instituten ist die Philosophische Fakultät heute wie auch schon vor 30 Jahren die größte und heterogenste Fakultät der TU Chemnitz. 35 Professorinnen und Professoren sowie Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren sowie zahlreiche wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bieten Lehre in neun Bachelor- und zehn Masterstudiengängen an. Dabei vereint die Philosophische Fakultät Studienfächer unterschiedlicher geistes- und sozialwissenschaftlicher Disziplinen, von der Pädagogik und der Europäischen Geschichte über die Europastudien und die Politikwissenschaft bis zu den English Studies, der Germanistik, der Interkulturellen Kommunikation und der Medienforschung. Kennzeichnend für die an der Fakultät verorteten Disziplinen ist eine Verbindung von kulturellen, gesellschaftlichen, politischen, historischen und wissenschaftstheoretischen Grundlagen mit modernen Methoden und Anwendungsfeldern, die auch Brücken zu den Fächern anderer Fakultäten schlagen, insbesondere auch zu den technischen Fächern. Die Philosophische Fakultät ist der Ort, an dem über Fragen von gesellschaftlicher, politischer und kultureller Aktualität im Zusammenhang mit einer sich globalisierenden Welt historisch informiert geforscht und gelehrt wird.

Ausblick auf das Jubiläumsjahr der Philosophischen Fakultät

Im gesamten Jubiläumsjahr 2024 möchte die Philosophische Fakultät mit unterschiedlichen Veranstaltungen aufzeigen, wie sie sich entwickelt hat, wie sie heute als ein wichtiger Teil im komplexen System einer Technischen Universität verankert ist, wie sie in die Stadt Chemnitz und die Region hineinstrahlt, wie sie sich selbst versteht, was jedes ihrer Institute zu leisten vermag und wie sie gemeinsam mit den anderen Fakultäten der TUC an der Schnittstelle zwischen Mensch und Technik die gesellschaftlichen Fragestellungen der Zukunft bearbeitet. Weitere Informationen dazu gibt die Fakultät im Verlauf des Jahres auf ihrer Homepage.

Mario Steinebach
25.01.2024

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