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Für mehr Bildungsgerechtigkeit durch digitale Lernspiele

Professur Psychologie digitaler Lernmedien der TU Chemnitz leitet Verbundprojekt „EU-Fairplay“, in dem das Potenzial digitaler Spiele für eine Steigerung der Bildungsgerechtigkeit untersucht wird

Das Spielen in der digitalen Welt wird in unserer Gesellschaft immer präsenter. „Videospiele sind zunehmend akzeptiertes Kulturgut und durchdringen fast jeden Lebensbereich. Sie eröffnen eine reiche Erfahrungswelt, in der wir unsere Fähigkeiten erweitern können, Erfolge feiern und folgenlos scheitern dürfen“, sagt Dr. Steve Nebel, Mitarbeiter an der Professur Psychologie digitaler Lernmedien (Leitung: Prof. Dr. Günter Daniel Rey) der Technischen Universität Chemnitz. Davon profitiere auch der Bildungssektor. Aber wird Bildung durch Spiele auch gerechter? „Mit der COVID-Pandemie fand ein Digitalisierungsschub in allen Bildungsbereichen statt, der bestehende Ungleichheiten zu verschärfen droht“, so Nebel. Zwar konnten aus seiner Sicht digitale Kompetenzen deutscher Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte durch neue Lernformen verbessert werden, doch drohe eine Kluft zwischen den Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern mit unterschiedlichem sozio-ökonomischen Hintergrund – beispielsweise bedingt durch Ungleichheiten in technischer oder personeller Unterstützung“, erklärt Nebel.

Können leicht zugängliche digitale Lernspiele hier Abhilfe schaffen? Wie lässt sich Bildungsgerechtigkeit in und durch das sogenannte „Digital Game-Based Learning“ herstellen? Diesen Fragen geht innerhalb von drei Jahren das Verbundprojekt „EU-Fairplay“ nach, das von der Professur Psychologie digitaler Lernmedien geleitet wird. Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Bildungspraxis aus Großbritannien, Österreich, Finnland, Frankreich, Estland, Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden wollen neue Facetten digitaler Lernspiele erschließen und dabei deren Potentiale zur Steigerung von Bildungsgerechtigkeit aufzeigen. „Dabei geht es zum Beispiel darum, Lernspiele als Begleitwerkzeug einzusetzen, um ungleiche Betreuungsverhältnisse auszugleichen. Dabei kann die Bildungsforschung von der Expertise des Videospielbereiches in der Begleitung und Vermittlung von Inhalten für heterogene Spielerschichten profitieren. Das ist allerdings nur ein erster von vielen möglichen Ansätzen, wie die interdisziplinären Kompetenzen der beteiligten Akteure den Problembereich adressieren können“, sagt Verbundprojektleiter Steve Nebel.

Gefördert wird das Vorhaben durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von Projekten zum Thema „Stärkung der europäischen Zusammenarbeit in der Bildungsforschung“ mit 350.000 Euro. Im Verbund kooperieren die Professur Psychologie digitaler Lernmedien der TU Chemnitz (Verbundkoordinator), das Center for Open Digital Innovation and Participation (CODIP) der TU Dresden sowie das Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung der Eberhard Karls Universität Tübingen.

„Das EU-Fairplay-Innovationsnetzwerk möchte einen Fahrplan, erste Konzepte und einen Maßnahmenkatalog für Forschung und Entwicklung herleiten, um Bildung in und mit digitalen Spielwelten europaweit besser und gerechter zu machen“, so Nebel. Dafür werden in den kommenden Jahren Strukturen aufgebaut, Kommunikationsformate etabliert und Veranstaltungen durchgeführt. Los geht es am 12. und 13. Mai 2022 mit einer Online-Auftaktveranstaltung auf der spielerischen Konferenzplattform Gather. Die zweite Veranstaltung des Netzwerkes im Herbst 2022 an der Universität in Tampere (Finnland) befindet sich bereits Planung. Über diese Veranstaltungen hinaus erfolgt ein regelmäßiger Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern etablierter europäischer Institutionen aus der Bildungs- und Spieleforschung und lokalen Praxispartnerinnen und -partnern. „Wer möchte, kann dem Netzwerk jederzeit beitreten, um Ideen und Wünsche zu artikulieren“, sagt Nebel.

Weitere Informationen zum Netzwerk und zu Ansprechpersonen des Verbundprojektes: https://www.tu-chemnitz.de/phil/imf/psyler/forschung/fairplay/index.php

Stichwort: Mitglieder des Innovationsnetzwerks „EU-Fairplay“

Im Projekt „EU-Fairplay“ fließen die Kompetenzen verschiedener Disziplinen in Form eines europäischen Innovationsnetzwerkes zusammen. Mitglieder des Netzwerkes sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus bisher acht europäischen Forschungseinrichtungen aus der Spieleentwicklung, Medienpädagogik und Bildung. Dazu gehören: Disruptive Media Learning Lab (Coventry University; Großbritannien), Institut Kompetenzdiagnostik (Pädagogische Hochschule St. Gallen; Schweiz), Klinische Psychologie (Universität Innsbruck; Österreich), Faculty of Education and Culture (Tampere University, Finnland), Learning Sciences and Communication (University of Strasbourg, Frankreich), School of Digital Technologies (Tallinn University, Estland), School of Communication, Media & IT (Rotterdam University of Applied Science, Niederlande), Professur Psychologie digitaler Lernmedien (TU Chemnitz, Deutschland). Hinzu kommen mehrere Praxispartnerinnen und -partner, u. a. das Netzwerk Medienpädagogik Sachsen, die Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW, Gamify Now!, game-Verband der deutschen Games-Branche e.V., Medienwelten.schule, Hector Kinderakademie in Baden-Württemberg, Serious Games Society.

Mario Steinebach
10.03.2022

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