Pressemitteilung vom 07.01.1998
Russische Geschichte - so spannend wie ein Krimi
Russische Geschichte - so spannend wie ein Krimi Leonhard-Vorlesung ab Januar nachmittags (Pressemitteilung 1/98) 250 Plätze faßt der Hörsaal 201 der Chemnitzer Uni, und die sind alle besetzt. Die ausklappbaren Notsitze zum Gang hin - besetzt. Die Treppenstufen - besetzt. Hinter der letzten Reihe sitzen die Leute auf mitgebrachten Stühlen oder stehen an der Wand, insgesamt füllen rund 320 Zuhörer den Saal. Ein gewohntes Bild, seit der Ost-Experte Prof. Wolfgang Leonhard an der Uni seine Vorlesungen zur Geschichte Rußlands von der Oktoberrevolutiuon bis heute hält - die wohl erfolgreichste Veranstaltung der Chemnitzer Uni im vergangenen Jahr. Und der kleine Professor, der seine Jugend in der Sowjetunion verbrachte, später Funktionär in der damaligen sowjetischen Besatzungszone war, 1949 mit dem Kommunismus brach und über Jugoslawien den Westen DDR flüchtete, steckt voller Vitalität. Bei ihm ist Geschichte spannend wie ein Krimi und hat vor allem nichts gemein mit manch trockener Marxismus-Leninismus-Vorlesung aus DDR-Zeiten. Immer wieder würzt er seinen Vortrag mit Anekdoten, die das Publikum zum Schmunzeln bringen. Etwa, wenn 13 Kreml-Ärzte, die an Stalins Tod schuld sein sollten, rehabilitiert und aus der Haft entlassen werden - zuvor war nur die Verhaftung von neunen bekanntgegeben worden. Oder wenn die Bezieher der vielbändigen "Großen Sowjetenzyklopädie" aufgefordert werden, die Seiten mit dem Stichwort "Berija", Stalins gefürchtetem Staatssicherheitschef, säuberlich mit einer Klinge herauszutrennen und beim Verlag umzutauschen - zurück kamen umfangreiche Papiere zum Thema "Beringsee". Bis zum Jahr 1957, bis kurz nach der berühmten "Geheimrede" Nikita Chruschtschows, die die Entstalinisierung erst so richtig in Schwung brachte, hat es Prof. Leonhard mit seinem Vorlesungsstoff im vergangenen Jahr geschafft, bevor er am 19. Dezember in die verdienten Weihnachtsferien entschwand. Doch seit 5. Januar 1998 geht's montags bis freitags im Hörsaal 201 in der Straße der Nationen 62 weiter, dann allerdings nicht mehr morgens, sondern nachmittags von 14.45 Uhr bis 16.15 Uhr. Dann ist die Zeit von 1957 bis heute dran, und am 19. und 20. Januar, den beiden letzten Tagen der Vorlesungsreihe, wagt der Gelehrte sogar einen Blick in die Zukunft. Wer wird im Jahr 2000 das Sagen in Moskau und den ehemaligen Sowjetrepubliken haben und wie wird sich das für uns Deutsche auswirken? Und: Können wir die Entwicklung beeinflussen? Das sind die Fragen, die Prof. Leonhard an diesen Tagen beantworten wird - klar, direkt und spannend, wie es seine Art ist. Auch die Namen derjenigen Personen, die nach seiner Einschätzung eine größere Rolle in der russischen Politik spielen werden, wird er dabei nennen. Da kann man nur noch einen Rat geben: Möglichst früh kommen, damit man einen Sitzplatz bekommt - oder zumindest überhaupt Einlaß findet. Weitere Informationen: Technische Universität Chemnitz, Philosophische Fakultät, Fachgebiet Politikwissenschaft, Reichenhaienr Str. 41, 09126 Chemnitz, Prof. Beate Neuss, Tel. 0371/531-4926, Fax 0371/531-4092, e-mail: beate.neuss@phil.tu-chemnitz.de