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Premiere: TU Chemnitz verlieh Marie-Pleißner-Preis

Universität schafft weiteren neuen Anreiz für Karrieren von Nachwuchswissenschaftlerinnen zur Promotion

  • Feierliche Übergabe des Marie-Pleißner-Preises mit den Preisträgerinnen Sandy Rücker (vorn 2.v.l.), Anja Zenker (vorn 3.v.l.) sowie Claudia Graf (vorn r.) sowie Vertretern der Fakultäten sowie der Gleichstellungskommission. Foto: Tabea Schmidt
  • Anja Zenker (2.v.r.) ist die Preisträgerin der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Ihr gratulierten Andre Kaiser (Gleichstellungsbeauftragter der Fakultät), Dekanin Prof. Dr. Silke Hüsing (2.v.l.) und Karla Kebsch (Zentrale Gleichstellungsbeauftragte). Foto: Tabea Schmidt
  • Sandy Rücker (2.v.l.) erhielt die Auszeichnung der Philosophischen Fakultät von Dekanin Prof. Dr. Bernadette Malinowski (l.), Anja Päßler (Gleichstellungsbeauftragte der Fakultät) und der Zentralen Gleichstellungsbeauftragten Karla Kebsch. Foto: Tabea Schmidt
  • An der Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften ging die Ehrung an Claudia Graf (M.). Vertreter der Fakultät war Prof. Dr. G. Günter Voß, der den Preis gemeinsam mit Karla Kebsch übergab. Foto: Tabea Schmidt

Die Technische Universität Chemnitz will den Anteil von Nachwuchswissenschaftlerinnen nachhaltig steigern. Die im Vergleich zum Studentinnenanteil geringeren Zahlen an Promovendinnen sollen nicht länger hingenommen werden. Denn obwohl Frauen heute bundesweit die Hälfte der Studierenden und Hochschulabsolventen stellen, scheiden doch an den Schnittstellen vom Hochschulabschluss zur Promotion und von der Promotion zur Habilitation überproportional viele Frauen aus dem Wissenschaftssystem aus. Auch an der TU Chemnitz zeigt sich dieses Phänomen in der vorliegenden Statistik. Liegt der Anteil der Studentinnen an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften im Jahr 2012 bei 47,1 Prozent - so fällt er auf 21,6 Prozent beim Anteil der Promovendinnen. Auch in der Philosophischen Fakultät mit den höchsten weiblichen Studierendenzahlen an der TU Chemnitz (67,7 Prozent) liegt der Anteil der Doktorandinnen nur bei rund der Hälfte (35 Prozent). Am besten schneidet die Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften ab. Hier liegt der Anteil der Studentinnen bei 61 Prozent und der Anteil der Promovendinnen im Jahr 2012 bei 53,3 Prozent.

Bundesweit ist das Problem der sogenannten "Leaky-Pipeline" immer noch zu offenkundig. Frauen nachhaltig in der Wissenschaft zu halten, ist nicht einfach. Warum aber ist das eigentlich so? "Für die Entscheidungen der Frauen gegen den wissenschaftlichen Karriereweg gibt es viele Ursachen", so die Zentrale Gleichstellungsbeauftragte der TU Chemnitz, Karla Kebsch. Unter anderem bestehen Defizite bei der Definition von Qualifikationsanforderungen und es fehlt an klaren Regeln bei der Vergabe von Qualifikationsstellen. Die geringeren Chancen von Frauen lassen sich auch auf das zeitliche Aufeinandertreffen von wissenschaftlicher Qualifikation und Familiengründung und den besonderen Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft zurückführen. Neben diesen strukturellen Schwierigkeiten fehlen Rollenvorbilder auf dem wissenschaftlichen Karriereweg. Neben einer Karriereberatung während der Phase des Masterstudiums würde laut Kebsch auch ein gezieltes Wissenschafts-Mentoring mehr Absolventinnen ermutigen, eine Promotion aufzunehmen. Aber auch "mangelnde weibliche Rollenvorbilder, für einen erfolgreichen wissenschaftlichen Karriereweg bis hin zur Professur" fehlen oftmals für Frauen, so die Gleichstellungsbeauftragte.

Daher wurde von der Gleichstellungskommission der TU Chemnitz als Namensgeberin für einen neu ausgelobten Preis die Chemnitzer Lehrerin und Frauenrechtlerin Marie Pleißner ausgewählt. Ihr vehementer Einsatz für eine bessere Mädchenausbildung und die Zulassung einer akademischen Ausbildung von Frauen soll damit geehrt werden. Drei Absolventinnen der sozial-, geistes- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten erhalten ab sofort jährlich die mit einem Preisgeld von jeweils 800 Euro verbundene Auszeichnung für hervorragende wissenschaftliche Abschlussarbeiten. Sie soll für die Preisträgerinnen Anreiz zur Ausrichtung auf eine Karriere in der Wissenschaft sein, um beispielsweise den Anschluss einer Promotion zu unterstützen.

Am 5. Dezember 2013 fand erstmals die feierliche Verleihung des Marie-Pleißner-Preises für drei Nachwuchswissenschaftlerinnen in den sozial-, geistes- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten im Rahmen der Tagung "Personalentwicklungsinstrument Mentoring - Erfahrungen und Perspektiven" in den Kunstsammlungen Chemnitz statt. Die von den Fakultäten vorgeschlagenen und von der Vergabekommission ausgewählten Preisträgerinnen an der TU Chemnitz sind für 2013: Claudia Graf (Human- und Sozialwissenschaften), Anja Zenker (Wirtschaftswissenschaften) und Sandy Rücker (Philosophische Fakultät). Die Absolventinnen erhielten die Auszeichnung aus den Händen der Dekaninnen der Philosophischen Fakultät und der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Prof. Dr. Bernadette Malinowski und Prof. Dr. Silke Hüsing, und Prof. Dr. G. Günter Voß als Vertreter der Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften sowie der Zentralen Gleichstellungsbeauftragten Karla Kebsch. Glückwünsche erhielten sie außerdem von den Gleichstellungsbeauftragten der drei Fakultäten. Zur Preisübergabe wünschte Kebsch den Preisträgerinnen Kontinuität auf ihrem Karriereweg sowie weitere gezielte Unterstützung und Begleitung hin zu einer Führungsposition in der Wissenschaft oder Wirtschaft.

Claudia Graf promoviert an der Professur Industrie- und Techniksoziologie und strebt eine Karriere in der Wissenschaft an. Ihr Forschungsinteresse liegt in der Erforschung der Qualifikationserwartungen und -Bedingungen in der heutigen Arbeitswelt insbesondere auch bei Frauen und ihrem individuellem Umgang damit. Auch Anja Zenker blieb nach dem Studium an der TU Chemnitz. Sie ist derzeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Finanzwissenschaft tätig. Sie forscht unter anderem im Bereich Umwelt- und Ressourcenökonomik. Ebenfalls ihrer Uni treu blieb Sandy Rücker, die heute als Lehrbeauftragte für Deutsch als Fremdsprache am Zentrum für Fremdsprachen der TU Chemnitz arbeitet und promovieren möchte. Zur Verwendung des Preisgeldes hat Claudia Graf schon erste Überlegungen. Sie möchte das Geld sparen für ihre Publikation im Rahmen der Promotion und Anja Zenker freut sich, eine Konferenzreise damit finanzieren zu können.

(Autorin: Claudia Bär)

Katharina Thehos
06.12.2013

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