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Seniorenkolleg an der TU Chemnitz
Kulturelle Zusammenarbeit zwischen der Tschechischen Republik und dem Freistaat Sachsen

Der Generalkonsul der Tschechischen Republik, Jiri Kudela, referierte im Seniorenkolleg über seine Arbeit

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Foto: Seniorenkolleg

Eine Brücke zu unserem Nachbarland Tschechien wurde zum Seniorenkolleg am 26. Januar 2016 geschlagen. Referent Jiri Kudela, der seit August 2014 Generalkonsul der Tschechischen Republik ist, machte vor 650 Senioren die kulturellen Beziehungen seines Landes zu Deutschland und zum Freistaat Sachsen an vielen Beispielen sichtbar. Und der 55-Jährige hat diese Zusammenarbeit hautnah miterlebt. So war Kudela unter anderem außenpolitischer Berater in der Kanzlei des ehemaligen Staatspräsidenten Vaclav Havel.

„Die deutsch-tschechischen sowie die sächsisch-tschechischen Beziehungen sind heute so gut wie nie zuvor“, betonte der Redner. Es habe in der Geschichte noch nie so eine lange Periode der Zusammenarbeit mit Deutschland gegeben. „Die Öffnung der Grenzen hat die menschlichen Kontakte gestärkt und zu zahlreichen Nachbarschaftsbeziehungen geführt“, hob Kudela hervor. Letzteres betreffe auch die Wirtschaft. So sei Sachsen nach Bayern  das zweitstärkste Land in punkto wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Tschechien. In Sachsen gebe es weitere zahlreiche Beispiele der Kooperation. Eines davon sei Leipzig als das Zentrum der europäischen Buch- und Zeitschriftenkultur. „Dieses hat auch für Böhmen eine enorme Bedeutung“, sagte der Referent. Dabei nannte er den Namen Alfred Meißner  - ein deutsch-böhmischer Schriftsteller, der sehr mit Leipzig verbunden war. Zudem erwähnte Kudela die erste grenzüberschreitende Dampfschifffahrt 1840 von Böhmen nach Sachsen  oder fünf Jahre später die erste Eisenbahnverbindung.

 In der Gegenwart sei  das Festival „Mitte Europa“ ein wichtiger Baustein für die kulturelle Zusammenarbeit zwischen Tschechien und  Deutschland. Dieses Kulturfestival finde jährlich im Sommer in verschiedenen Orten in Bayern, Sachsen und Tschechien statt. Einen hohen Stellenwert der Kooperation haben auch die Tschechisch-Deutschen Kulturtage. „Sie sind eine der europaweit größte Präsentation tschechischer Kunst und Kultur im Ausland“, ergänzte Kudela. Die Kulturtage, die 2016 zum 18. Mal stattfinden, leisteten einen wesentlichen Beitrag, um das Miteinander von Sachsen und Böhmen sowie von Deutschland und Tschechien zu vertiefen.

Als weitere Beweise der engen Zusammenarbeit zwischen  Tschechien und Sachsen nannte der Referent die Beziehungen zwischen Museen, Städten und Gemeinden. „Auch die Patenschaften zwischen den beiden Nationalparks Sächsische und Böhmisch-Sächsische Schweiz tragen dazu bei“, sagte der Generalkonsul.

Zu Beginn seines Vortrages ging er auch auf die Geschichte der Beziehungen zwischen den damaligen böhmischen Ländern und Sachsen ein. Dabei bezeichnete er unter anderem  die sächsischen und böhmischen Herrscher beziehungsweise  Kurfürsten als eine der bedeutendsten in Mitteleuropa. „Viele Stifte und Burgen wie Königsstein oder die Burg Oybin entstanden zu dieser Zeit“, betonte der Redner. Eine wichtige Schlüsselrolle spielte auch der Prager Fenstersturz 1618, der den Beginn des Dreißigjährigen Krieges markierte. „Viele Musiker sind in diesen Jahren von Böhmen nach Sachsen geflüchtet und haben dort die deutsche Musik bereichert“, wies Kudela hin. Als eine Tragödie des 20. Jahrhunderts bezeichnete der Redner die Nazizeit. Genannt wurde in diesem Zusammenhang auch das Münchener Abkommen.  Dieses beendete die Ära der ersten Tschechoslowakischen Republik. Mit der Unterzeichnung des Dokuments trat die Prager Regierung offiziell das Sudetenland an das Deutsche Reich ab. Nur wenige Worte verlor Kudela über die Zusammenarbeit der CSSR mit den damals beiden deutschen Staaten. „Wir haben viele Blicke über die Mauern geworfen“, sagte er. Die Wende 1989 habe auch für Tschechien einen Neubeginn der Beziehungen zu Deutschland eingeläutet.

26. Januar 2016
Autor: Bernd Wild, Seniorenkolleg