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Professur Kultureller und Sozialer Wandel
Fundació Paco Candel

Tag 3: Fundació Paco Candel

Am dritten Tag machten wir uns mit der U-Bahn auf den Weg zur Fundació Paco Candel, einer gemeinnützigen Stiftung, die im Jahre 2005 gegründet wurde. Der Namenspatron Paco Candel war ein berühmter Schriftsteller, der sich für die Immigranten, die keine Stimme hatten, einsetzte. Seinen Verdienst versucht die Stiftung weiterzuführen, denn seine Ideen wirken heute noch und er schaffte es, eine Gesellschaft zu bilden. Die Fundació Paco Candel finanziert sich durch Spenden von Einzelpersonen, Unternehmen oder Institutionen. Ihre Hauptaufgabe ist die Integration von Immigranten in das gesellschaftliche Leben in Katalonien. Wir wurden dort herzlich von der Belegschaft der Stiftung begrüßt – es stand schon Kaffee und Gebäck für uns bereit. Des Weiteren bekam jeder von uns eine Mappe mit Informationsmaterial zu dem Thema Einwanderung generell sowie zu der Person Jordi Pujol. Diese Mappe enthielt auch Bilder von den Sehenswürdigkeiten, die wir auf der Stadtrundfahrt im Anschluss an den Vortrag von Jordi Pujol machten.

Jordi Pujol ist der ehemalige Regierungschef Kataloniens und war von 1980 bis 2003 im Amt. Er setzte sich während seiner Amtszeit sehr für die Autonomie Kataloniens ein. Es war eine sehr große Ehre für uns, dass Jordi Pujol einen Vortrag auf Deutsch für uns gehalten hat und uns seine Standpunkte in Hinblick auf Immigration dargelegt hat. Jordi Pujol referierte über die Migration in Katalonien und die damit verbundene Interkulturalität. Ein wichtiges Thema für ihn war die Bedeutung der katalanischen Sprache und der Kultur, welche während der Franco-Diktatur komplett unterdrückt wurde. Für ihn als Katalane zeichnet sich die katalanische Identität vor allem durch die eigene Sprache sowie die Fähigkeit zum Zusammenleben aus. Aus diesem Grund steht die katalanische Bevölkerung der Einwanderung grundsätzlich positiv gegenüber. Er hat des Weiteren mehrmals betont, dass das Thema Einwanderung in Katalonien sehr aktuell ist. Die Eingliederung der Einwanderer steht deshalb auch im Mittelpunkt der Fundació Paco Candel.

Im Anschluss an diesen Vortag stand eine Stadtrundfahrt durch die ehemaligen Viertel der Immigration mit den Verantwortlichen der Fundació Paco Candel an. Diese Stadtrundfahrt sollte uns verdeutlichen, wie sich die Stadt im Laufe der Jahre verändert hat. Die Fundació Paco Candel befindet sich im ehemaligen Stadtteil Somorrostro. In diesem Stadtteil haben sich bis 1970 Einwanderer angesiedelt. Wir wurden von einem Bus direkt bei der Stiftung abgeholt und die Verantwortlichen der Paco Candel Stiftung haben uns bei der Rundfahrt begleitet und uns mit interessanten Informationen versorgt. Highlights der Rundfahrt waren das Estadi de Montjuic, Anella Olímpica sowie das Viertel Port Olímpic. Dieses Viertel wurde 1992 für die Olympischen Spiele erbaut. In Anella Olímpica finden internationale Veranstaltungen, um die Stadt zu repräsentieren.  Der Stadtteil des Estadi de Montjuic bestand bis 1968 vorwiegend aus Slums. Auch alle anderen besichtigten Viertel bestanden damals größtenteils aus Baracken. Die Stadtrundfahrt war sehr lehrreich, da wir anhand der Bilder aus der Mappe einen Vergleich zwischen dem damaligen und dem heutigen Barcelona herstellen konnten.                                                                                                    

Nach der Stadtrundfahrt haben wir uns wieder in verschiedene Gruppen aufgeteilt und in diesen Gruppen die fünf Stadtteile El Raval, El Gòtic, La Barceloneta, Gràcia und Sants besichtigt. Die Aufgabe war zu dokumentieren auf welche Art und Weise Interkulturalität in den jeweiligen Stadtteilen vertreten ist. Jede der fünf Gruppen präsentierte ihre Ergebnisse am nächsten Tag und schilderte kurz ihre Eindrücke bezüglich der Interkulturalität in Barcelona. Es wurde festgestellt, dass die Interkulturalität vor allem in dem Viertel El Raval am stärksten vertreten ist. El Raval ist gekennzeichnet durch Restaurants, Bars, Supermärkte und Boutiquen verschiedenster Nationalitäten. Zudem sieht man verschiedene Flaggen sowie auch Graffiti. El Raval und auch der angrenzende Stadtteil El Gòtic sind von früh bis spät sehr belebt. In beiden Stadtteilen hört man viele verschiedene Sprachen, da hier neben den multikulturellen Einheimischen eine große Anzahl an Touristen unterwegs sind. Aufgrund der Strandnähe ist auch La Barceloneta bei den Touristen sehr beliebt.  Da La Barceloneta abseits des Strandes ein eher ruhiges Viertel ist, zeichnet sich die Interkulturalität nicht so deutlich ab wie in den zuvor genannten Stadtteilen. Durch verschiedene Flaggen sowie Geschäfte verschiedenster Nationalitäten kann auch in den Stadtteilen Gràcia und Sants Interkulturalität festgestellt werden.