Springe zum Hauptinhalt
Master Digitale Arbeit
Institut für Soziologie

Weiterführende Informationen, Frequently Asked Questions (FAQs)

Unter „Digitaler Arbeit“ ist inzwischen eine große Bandbreite von Erwerbstätigkeiten zu verstehen, die durch die Nutzung bestimmter Technologien geprägt ist. Es handelt sich also um Arbeitsprozesse, die primär „im“ Internet stattfinden (bspw. Cloudworking oder Social Media Management), die nur „mit“ dem Internet realisiert werden können (bspw. Finanz- oder Versicherungsdienstleistungen), bei denen das Internet die wesentliche Infrastruktur bildet (bspw. Online-Handel oder Remote Work) oder die digitale Produktionstechniken umfassen (bspw. 3D-Druck). Ebenso arbeitet die Technik zunehmend selbst, etwa wenn Pflegeroboter eingesetzt werden oder Algorithmen Bewerbungsunterlagen prüfen. Damit umfasst der Begriff „Digitale Arbeit“ sowohl Dienstleistungen (bspw. Wissensarbeit) als auch Produktionstätigkeiten (bspw. Industrie 4.0), sowohl klassische Berufsfelder (bspw. das Gesundheitswesen) als auch neuartige Wirtschaftszweige (bspw. YouTuber:in als Beruf). Hinzu kommen Formen von Arbeit, die nötig sind, um digitale Technologien und Geschäftsmodelle zu ermöglichen, wie etwa Content Moderation, oder Data Labeling für KI-Systeme.

Dimensionen digitaler Arbeit

 

Gegenwärtig sind 80 Prozent der über 14-Jährigen in Deutschland online und die Hälfte aller Beschäftigten nutzt das Internet bei der Arbeit. Die Internetnutzung am Arbeitsplatz variiert über Branchen hinweg, beträgt aber beispielsweise auch im produzierenden Gewerbe 44 Prozent. Derartige Zahlen geben einen Hinweis darauf, dass die Digitalisierung der Arbeitswelt mit großen Schritten voranschreitet. War „Digitale Arbeit“ vor 15 Jahren noch die Ausnahme, ein randständiges Phänomen, so ist sie heute alltägliche Normalität. Es gibt kaum Unternehmen, Behörden, Vereine oder Verbände, die sich nicht aktiv mit der Digitalisierung ihrer Arbeit auseinandersetzen (müssen). Wenngleich der massive Einzug von Computern und des Internets in die alltägliche Arbeitswirklichkeit vieles vereinfacht, effektiviert und beschleunigt hat, stellen sie die Organisationen auch vor große Probleme: Welche neuartigen Qualifikationen müssen Beschäftigte mit sich bringen? Wie kann Arbeit gleichermaßen vernetzt und der Datenschutz gewahrt werden? Welche spezifischen Belastungen bringt Online-Arbeit mit sich? Sind klassische Entlohnungsmodelle für raum- und zeitungebundene Arbeit noch angemessen? Führt die Automatisierungswelle zum Verlust von unzähligen Arbeitsplätzen? Sollten Maschinen Entscheidungen treffen dürfen, die für Menschen bindend sind? Diese und noch viele andere derartige Fragen sind für die Praxis und die Wissenschaft hochgradig relevant und werden im Rahmen des Masterstudiums diskutiert.

Die Digitalisierung kann (neben bspw. der Globalisierung oder Individualisierung) als zentraler sozio-ökonomischer Entwicklungstrend der letzten Jahre begriffen werden, der in jüngerer Zeit vermehrt in der soziologischen Forschung Beachtung findet. Forscher:innen  beschäftigen sich unter anderem mit folgenden Fragen, die auch für unseren Studiengang "Digitale Arbeit" profilbildend sind:

  • Wie verändern sich Formen und Bedingungen von Erwerbsarbeit im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung?
  • Welche digitalen Geschäftsmodelle entwickeln sich und welche Herausforderungen stellen sie an das Management digitaler Leistungsprozesse?
  • Welche Folgen hat die Digitalisierung für das Erwerbssystem? Wie kann Politik Digitalisierung sinnvoll regulieren?
  • Wie verändern sich Qualifikationsanforderungen und wie kann das Bildungssystem auf diese reagieren?
  • Wie gehen Individuen mit den Anforderungen der Digitalisierung um?

Am Institut für Soziologie befassen wir uns darüber hinaus mit einer Reihe spezifischer Fragen:

  • Wie schätzen Beschäftigte die Möglichkeiten der Überwachung am Arbeitsplatz ein?
  • Was haben User:innen davon, bei Crowdsourcing und Crowdfunding mitzumachen?
  • Wie finden (semi-) professionelle YouTuber:innen eine Work-Life-Balance?
  • Verändert sich die Arbeit und das Selbstbild von Ärzt:innen, wenn sie mit OP-Robotern operieren?
  • Ist das Anbieten von Wohnungen auf AirBnB Arbeit oder Hobby?
  • Ist die Sharing Economy eher profit- oder gemeinschaftsorientiert?
  • Wie viel Autonomie haben Community-Manager:innen im Arbeitsalltag?
  • Wie kommen Interessen in Algorithmen?

Ziel des Studienganges ist es, die von den Studierenden in ihrem ersten Studium erworbenen Kompetenzen sowohl inhaltlich zu konzentrieren als auch wissenschaftlich zu vertiefen. Die Absolvent:innen werden auf anspruchsvolle Aufgaben insbesondere in folgenden Organisationen und Positionen sowie den zugehörigen Berufsfeldern vorbereitet (weitere sind denkbar...):

  • Universitäten, Hochschulen, öffentliche Forschungseinrichtungen,
  • Referent:innen- und Führungsfunktionen in öffentlichen Verwaltungen und Politik,
  • Referent:innen- und Führungsfunktionen in Verbänden, Kirchen, Parteien, Non-Profit- und Non-Governmental-Organisationen,
  • Fach- und Führungsfunktionen in modernen, technologiebasierten Wirtschaftsunternehmen, dort vor allem in den Bereichen Marketing, Kommunikation, Betriebsdaten, Strategie, Personal und Organisationsentwicklung,
  • Führungspositionen in der Kreativwirtschaft und internetoriginären Arbeitszusammenhängen,
  • Fach- und Führungsfunktionen im Medienbereich und Journalismus,
  • operative und Führungsfunktionen in nicht staatlichen Aus- und Weiterbildungseinrichtungen.

Das Studium konzentriert sich auf soziologische Fragestellungen, Forschungsansätze und Methoden aus dem Bereich der Arbeits-, Organisations- und Techniksoziologie und verbindet diese mit einer inhaltlichen Ausrichtung auf den Schwerpunkt „Digitale Arbeit“. Zu den wesentlichen Studieninhalten gehören die Vermittlung fundierter Kenntnisse in den spezifischen Methoden empirischer Sozialforschung in ihrem Anwendungsbezug und die Anwendung von allgemeinen und speziellen soziologischen Theorien auf Fragen technik- und internetbasierter Arbeit. Thematische Schwerpunkte in der Schnittmenge zwischen Arbeits- und Organisationssoziologie und Techniksoziologie bilden beispielsweise: 

  1. Die Strukturierung der Arbeit durch moderne Technik,  
  2. Qualifikationserfordernisse im Rahmen digitalisierter Arbeitsprozesse, 
  3. Arbeitsbelastungen durch Verdichtung und Entgrenzung der Arbeit, 
  4. Strategische Planung des Einsatzes digitaler Technologien in Betrieben und Verwaltungen, 
  5. Datenschutzerfordernisse durch moderne Kommunikationsmittel, 
  6. (Teil-) autonome Technik in der Arbeit (Automatisierung), 
  7. Interessensvertretung und Regulierung emergenter Arbeitsformen, 
  8. Notwendigkeiten und Folgen der Öffnung von Organisation für externe Akteur:innen (Open Innovation), 
  9. Neuartige Wertschöpfungs- und Gratifikationsmodelle, 
  10. Mensch-Maschine-Interaktion, 
  11. Reorganisation von Wertschöpfungsketten und interorganisationalen Beziehungen in Folge der Nutzung digitaler Technik, 
  12. Gesellschaftliche Folgen der zunehmenden Digitalisierung.

Mit der Digitalisierung der Arbeitswelt beschäftigten sich viele verschiedene Disziplinen. Die Psychologie, die Pädagogik oder die Gesundheitswissenschaften widmeten sich individuellen Aspekten digitaler Arbeit. Die Betriebswirtschaftslehre, die Verwaltungswissenschaften oder die Rechtswissenschaften fokussieren organisationale Aspekte. Die Informatik, die Elektrotechnik oder die Medienwissenschaften analysieren technische Aspekte der Digitalisierung der Arbeitswelt. Die Besonderheit der soziologischen Perspektive besteht darin, dass sie aus der Schnittmenge von jeweils zwei Aspekten forscht. Im Spannungsfeld von Individuum und Organisation fragt sie beispielsweise nach Entgrenzungsprozessen, im Spannungsfeld von Individuum und Technik fragt sie beispielsweise nach Mensch-Maschine-Interaktionen und im Spannungsfeld von Organisation und Technik etwa nach neuen Formen von Kontrolle, Führung und Motivation. Hinzu kommt als soziologische Besonderheit eine Analyse der gesellschaftlichen Ebene von digitaler Arbeit, die sich beispielsweise mit dem Arbeitsmarkt, dem Sozialstaat oder ethischen Fragen beschäftigt.

Grundlegend handelt es sich um einen forschungsorientierten Master. Damit wird Wert gelegt auf fundierte wissenschaftliche Theorie- und Methodenkenntnisse. Diese werden jedoch auf das praktische Feld der Digitalen Arbeit bezogen und zielen auch darauf ab, praxisrelevantes Wissen zu generieren. Im Studienablauf findet diese Doppelorientierung einerseits Ausdruck in Lehrveranstaltungen, die fortgeschrittene soziologische, arbeitssoziologische und techniksoziologische Wissensbestände und Methoden vermitteln und andererseits in einem Lehrforschungsprojekt, das über drei Semester hinweg ein relevantes Problem empirisch untersucht. In Arbeitsgruppen werden dabei zunächst ein Themenfeld und eine Fragestellung ausgewählt, der Forschungsstand sowie der theoretische Hintergrund und der Feldzugang recherchiert. Anschließend werden die Untersuchungen konzipiert, qualitativ oder quantitativ Daten erhoben, ausgewertet, diskutiert, verschriftlicht und publiziert.

Im Rahmen des Schwerpunktmoduls werden Methoden der empirischen Arbeits- und Technikforschung gelehrt. Dies umfasst sowohl qualitative als auch quantitative Methoden. Dazu gehören bspw. Online-Befragungen, Fallstudien, Online-Ethnographien, Beobachtungen, Twitter- und Facebook-Analyse, Big-Data-Analyse oder Expert:inneninterviews. Diese und weitere Methoden werden hinsichtlich ihrer Logik, ihrer Arbeitsschritte, ihrer Möglichkeiten und Grenzen sowie relevanter Anwendungsgegenstände einführend behandelt. Eine praktische Vertiefung kann unter anderem im Rahmen der Lehrforschungsprojekte oder der Master-Arbeit erfolgen.

Im sogenannten Ergänzungsmodul werden aus elf Angeboten vier Lehrveranstaltungen ausgewählt, die eine komplementäre Perspektive auf den Gegenstand ermöglichen. Diese vier Lehrveranstaltungen können frei zu eigenen Schwerpunkten kombiniert werden. Folgende Fächer sind beteiligt: Psychologie, Medienwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Informatik und Maschinenbau. Es werden beispielsweise Veranstaltungen wie „Einführung in das Management“, „Aktuelle Führungstheorien und -konzepte“, „Grundlagen der Wirtschaftsinformatik“, „Produkt- und Produktionsergonomie“ oder „Mensch-Computer-Interaktion“ angeboten. Damit wird es Studierenden ermöglicht, sich ein individuelles Profil zu erarbeiten, das zu den beabsichtigten Arbeitsfeldern passt.

Der Studiengang richtet sich primär an Absolvent:innen eines soziologischen, berufsqualifizierenden Hochschulstudiengangs mit Vorkenntnissen in Arbeits-, Technik-, Medien-, Organisations- oder Wirtschaftssoziologie. Darüber hinaus sind Absolvent:innen "benachbarter" Fächer (etwa Wirtschaftswissenschaften, Medienwissenschaften, Arbeitswissenschaften, Psychologie usw.) bei entsprechendem Vorwissen angesprochen.

Alle Bewerbungen werden individuell fachlich geprüft. Falls Sie unsicher sind, ob eine Bewerbung angesichts Ihres bisherigen Studienverlaufs aussichtsreich ist oder welche Unterlagen für die Bewerbung relevant sind, sprechen Sie uns gern an: andreas.bischof@...

Ein lokales Zulassungsverfahren (NC) gibt es aktuell nicht. Auch eine Immatrikulation zum Sommersemester ist möglich. Die Termine und Unterlagen dazu finden Sie auf den Seiten des Studiensekretariats.

Das Institut für Soziologie ist ein kleines Institut der kurzen Wege und direkten Kontakte. Der Studiengang ist für maximal 30 Studierende pro Matrikel konzipiert, sodass die Lehrveranstaltungen in kleinem Rahmen stattfinden. Die Lehrforschungsprojekte sind beispielsweise explizit für Kleingruppen mit flexibler Betreuung konzipiert. Auch versuchen wir, ergänzend zum Präsenzlehrbetrieb hybride Veranstaltungsformen in Lehre und Betreuung zu ermöglichen.

  • Verantwortliche Fakultät /Zentrale Einrichtung: Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie 
  • konsekutiver Master
  • stärker forschungsorientiert
  • Regelstudienzeit: 4 Semester 
  • Leistungspunkte: 120 
  • Englische Übersetzung der Studiengangsbezeichnung: Digital Work 
  • Abschluss: Master of Science (M.Sc.) 
  • Beginn: jeweils zum Wintersemester, Einschreibung aber auch zum Sommersemester möglich

Der Masterstudiengang “Digitale Arbeit” konnte zum Wintersemester 2017/18 zum ersten Mal belegt werden. Er geht ganz wesentlich auf die Arbeit von Jun.-Prof. Dr. Christian Papsdorf zurück, der in ihm seine eigenen technik- und internetsoziologischen Schwerpunkte, sowie in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Markus Hertwig Fragestellungen der Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationssoziologie vereint hat. Christian Papsdorf hat den gesellschaftlichen Bedarf für ein solches Studienangebot frühzeitig erkannt und an der TU Chemnitz umgesetzt. Zudem hat er im Rahmen seiner Tätigkeit bis 2021 den Aufbau des Studiengangs und die Betreuung der Studierenden verantwortet und fachlich sowie menschlich exzellent betreut. 

“Ohne Digitalisierung ist die Arbeitswelt inzwischen nicht mehr vorstellbar. Fundierte Kenntnisse des Wandlungsprozesses sind folglich unabdingbar für alle Fach- und Führungskräfte. Der dezidiert auf internetbasierte Arbeitsprozesse abzielende Studiengang ermöglicht es den Studierenden, bereits vor Eintritt ins Berufsleben methodische, theoretische und praktische Expertise für die Arbeitswelt von morgen zu erwerben.“ (Jun.-Prof. Dr. Christian Papsdorf)

E-Mailverteiler

Für alle Studierenden im Studiengang Master "Digitale Arbeit" haben wir einen neuen Mailverteiler eingerichtet, um die Kommunikation im Studiengang zu verbessern. Der Verteiler soll Studierenden und Dozent:innen zugänglich sein und ist deshalb offen gestaltet. Genutzt werden kann er für Fragen zu Studieninhalten oder zur Studienorganisation, aber auch um Informationen von den Dozierenden an die Student:innen weiterzugeben. Bitte schicken Sie Nachrichten an diese Mail: digitale-arbeit-info@lists.tu-chemnitz.de.

Um sich einzuschreiben senden Sie bitte eine Email an das Sekretariat der Professur Soziologie mit Schwerpunkt Arbeit, Wirtschaft und Organisation bzw. der Professur Techniksoziologie.

Institut für Soziologie
Technische Universität Chemnitz
Thüringer Weg 9
09126 Chemnitz

Für den Studiengang sind maßgeblich die nachfolgend aufgeführten Professuren verantwortlich. Sprechen Sie uns an.

Juniorprofessur Soziologie mit Schwerpunkt Technik

Portrait: Jun.-Prof. Dr. Andreas Bischof
Jun.-Prof. Dr. Andreas Bischof