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Gleichstellung und Familie
Gleichstellung und Familie

Ringvorlesung gender_fokussiert:
Aktuelle Themen aus der Frauen- und Geschlechterforschung

Sommersemester 2018

Dr. Jeannette Windheuser
Gleichheit, Differenz, Gender: Feministische Theorie und Politik nach 1945

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Junior-Prof. Dr. Frank Asbrock
„Don't stereotype me“ - Sexismus, Geschlechterrollen und #metoo

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Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß
Vielfalt anerkennen, Debatten wertschätzend führen - Wege zu einer guten Diskussionskultur

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Prof. Dr. Mechthild Bereswill
Geschlechterverhältnisse im gesellschaftlichen Wandel. Theoretische Konzepte und Debatten zum Verhältnis von Ungleichheiten und Geschlecht

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Astrid Wunsch
Emotionalisierung von Benutzeroberflächen unter Gendergesichtspunkten

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Prof. Dr. Tomke König
Erschöpfte Paare: Wandel der Geschlechterordnung und Krise der Reproduktionsarbeit

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Dr. Jeannette Windheuser
Gleichheit, Differenz, Gender: Feministische Theorie und Politik nach 1945

Foto Dr. des. Jeannette Windheuser
Die zentrale Frage der feministischen Theorie lässt sich – angelehnt an Gayle Rubin (1976) – als die nach den Bedingungen der Unterdrückung qua Geschlecht fassen. Die Unterdrückung ziele – so Rita Casale (2013) – in ihrer gegenwärtigen Gestalt darauf, die menschliche Angewiesenheit zu verdrängen, sie an die Frau zu verweisen. Während der Feminismus als politische Bekämpfung dieser Herrschaft zu verstehen sei, habe die feministische Theorie zur Aufgabe, „die Logik, das ‚Gesetz‘, den Rahmen der hierarchischen Geschlechterordnung“zu analysieren. Vor diesem erkenntnistheoretischen Hintergrund behandelt der Vortrag die geschichtliche wie begriffliche Entwicklung feministischer Theorie und Politik ab Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Darstellung und Analyse stellt dabei insbesondere die Strömungen von Gleichheitsfeminismus, Differenzfeminismus und Gendertheorie (vgl. Casale/Windheuser 2018) in den Mittelpunkt. Exemplarisch sind für die Strömungen die Positionen von Simone de Beauvoir (1946), Luce Irigaray (1976) und Judith Butler (1989) zu nennen. Für die historische Rekonstruktion der Verwobenheit von feministischer Theorieentwicklung mit feministischer Politik ist zudem deren Verwicklung in (internationale) Politik, Wissenschaft und ökonomie zu berücksichtigen.

Kurzvita:

Jeannette Windheuser studierte Erziehungswissenschaft, Soziologie und Psychologie an der Philipps-Universität in Marburg (Lahn) und der Universität zu Köln. 2018 verteidigte sie ihre Dissertation Die Ohnmacht der Empirie. Geschlecht und Heimerziehung an der Bergischen Universität Wuppertal. Seit 2009 ist sie dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Rita Casale am Lehrstuhl für Allgemeine Erziehungswissenschaft/Theorie der Bildung tätig. Ihre Aufgaben umfassen u.a. die Leitung des Projekts Sexuelle Bildung für angehende Lehrer/innen. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Erziehungstheorie, Wissenschaftstheorie und Disziplingeschichte, Theoretische und Historische Geschlechterforschung.

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Junior-Prof. Dr. Frank Asbrock
„Don't stereotype me“ - Sexismus, Geschlechterrollen und #metoo

Foto Junior-Prof. Dr. Frank Asbrock
Durch den Hashtag #metoo wurde seit seiner Verwendung im Zusammenhang mit der Weinstein-Affäre im Oktober 2017 in sozialen Netzwerken tausendfach auf sexuelle Belästigung, Gewalt und geschlechtsbezogene Diskriminierung aufmerksam gemacht und eine emotional geführte Debatte entfesselt. Welche Rolle spielen sexistische Einstellungen und Rollenvorstellungen in dieser Debatte? Zunächst wird in diesem Vortrag ein überblick über verschiedene Formen des Sexismus gegeben und sozialpsychologische Ansätze zur Erklärung von (vermeintlichen) Unterschieden zwischen Männern und Frauen dargestellt. Anschließend geht es um die Auswirkungen sexistischer Einstellungen und Rollenvorstellungen für den Protest gegen Sexismus und geschlechterbezogene Diskriminierung.

Kurzvita:

Frank Asbrock hat in Bielefeld Psychologie studiert und nach seiner Promotion zur Systematik diskriminierenden Verhaltens als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Jena und Marburg gearbeitet. Seit 2015 ist er Juniorprofessor für Sozialpsychologie an der Technischen Universität Chemnitz. Er forscht zu Stereotypen, Vorurteilen und Diskriminierung, Intergruppenkontakt, ideologischen Einstellungen und Bedrohungswahrnehmungen.

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Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß
Vielfalt anerkennen, Debatten wertschätzend führen - Wege zu einer guten Diskussionskultur

Foto Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß

Vor etwas über 20 Jahren wurde auch in den alten Bundesländern der &175 abgeschafft, der gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen unter Männern kriminalisierte. Schrittweise wurde geschlechtliche und sexuelle VIELFALT/Diversität institutionell anerkannt. Institutionen wie der Bundestag und auch ein Großteil der Gesellschaft unterstützen diese Veränderungen, weil damit Diskriminierung abgebaut und Selbstbestimmung ermöglicht werden.

Dagegen regt sich Widerstand von Menschen, die ein traditionelles Geschlechts- und Sexualitätsverständnis bevorzugen. Neben Menschen, die ihre Fragen formulieren und kritische Positionen zu den Veränderungen beziehen, finden sich auch solche, die wüst beleidigen und verbal verletzen. Letztere diskreditieren Genderwissenschaften und bedrohen Wissenschaftler_innen und Netz-Feminist_innen. Die Proteste in Baden-Württemberg gegen Lehrpläne, in denen auch geschlechtliche und sexuelle Vielfalt berücksichtigt werden soll, sind von den Letzteren dominiert.

Wir sprechen mit dem Sexualwissenschaftler Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß, der selbst Anfeindungen ausgesetzt war, über die aktuellen gesellschaftlichen Debatten. Wir fragen: Welche Forderungen und welche widerstreitenden Positionen gibt es? Wie kann eine kritische und auch kontroverse Diskussion gelingen, ohne dass die Auseinandersetzungen verbal übergriffig werden? Wie gelingt eine wertschätzende Debatte zu Vielfalt?

Kurzvita:

Heinz-Jürgen Voß, Dr. Phil., Dipl. biol., promovierte 2010 zur gesellschaftlichen Herstellung biologischen Geschlechts. Seit Mai 2014 hat er eine Professur für Sexualwissenschaft und sexuelle Bildung an der Hochschule Merseburg inne und leitet das, vom BMBF geförderte, Forschungsprojekt Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Traumatisierung owie das EU-Projekt „TRASE – Training in Sexual Education for People with Disabilities“. Forschungsschwerpunkte sind: Sexualwissenschaft (sexuelle Bildung, Prävention sexualisierter Gewalt), biologisch-medizinische Geschlechtertheorien, Queer-feministische und kapitalismuskritische Theorien. Zuletzt erschienen die Bücher: Die Idee der Homosexualität musikalisieren: Zur Aktualität von Guy Hocquenghem (Hg., 2018); Dritter deutscher Männergesundheitsbericht – Sexualität von Männern (Hg., gem. mit Doris Bardehle, Theodor Klotz, Bettina Staudenmeyer, Stiftung Männergesundheit, 2017). Kontakt: www.heinzjuergenvoss.de .

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Prof. Dr. Mechthild Bereswill
Geschlechterverhältnisse im gesellschaftlichen Wandel. Theoretische Konzepte und Debatten zum Verhältnis von Ungleichheiten und Geschlecht

Foto Dr. des. Jeanette Windheuser
Im Mittelpunkt des Vortrags stehen verschiedene theoretische Perspektiven der Geschlechterforschung und deren Erklärungspotential dafür, welche Bedeutung Geschlecht für die Strukturierung der modernen Gesellschaft hat. Wohin lenken verschiedene Blickwinkel wie z.B. gesellschaftstheoretische, queer-theoretische oder männlichkeitstheoretische Ansätze unseren Blick, wenn wir der Frage nach Veränderungen und Beharrungsvermögen von Ungleichheiten in der Gesellschaft nachgehen? Diese Frage wird anhand verschiedener Theoriekonzepte und aktueller Beispiele zur Diskussion gestellt.

Kurzvita:

Mechthild Bereswill ist seit 2007 Professorin für Soziologie sozialer Differenzierung und Soziokultur an der Universität Kassel. Ihre Arbeitsschwerpunkte in Forschung und Lehre lauten: Soziologie und Sozialpsychologie der Geschlechterverhältnisse, soziale Ungleichheiten, soziale Probleme und soziale Kontrolle, qualitative Methodologien.

Aktuelle Publikationen:

Bereswill, Mechthild; Apel, Magdalena, Althoff, Martina und Julia Gruhlich (2017): Feministische Methodologien und Methoden. Traditionen, Konzepte, Erörterungen, Band 2 der Lehrbuchreihe zur sozialwissenschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung, 2. überarbeitete und erweiterte Ausgabe. Wiesbaden.

Bereswill, Mechthild (2017): Männlichkeit unter Druck? In: Lenz, Ilse; Evertz, Sabine; Sadia Ressel (Hg.): Geschlecht im flexiblen Kapitalismus? Wiesbaden, S. 49-63.

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Astrid Wunsch
Emotionalisierung von Benutzeroberflächen unter Gendergesichtspunkten

Foto Astrid Wunsch

Astrid Wunsch ist eine multidisziplinäre und innovative User Experience Designerin. Sie leitet das Design Team des SAP AppHaus Berlin, ein Co-Innovationsraum für Innovations- und Produktentwicklung. Seit mehr als 22 Jahren konzipiert und gestaltet sie digitale Produkte, Interfaces und Services in unterschiedlichen internationalen Geschäftsfeldern.

Ihr oberstes Prinzip ist dabei die Neugier und das Streben nach tiefem Verständnis der Bedürfnisse und Emotionen der Anwender: „Der Erfolg eines digitalen Produkts hängt nicht nur davon ab, wie es aussieht und wie es funktioniert. Es gibt den meist unterbewerteten sensitiven Aspekt, wie ein Mensch ein Produkt empfindet. Obwohl Form, Funktion und Emotion im Design unterschiedlich wichtig sein können, ist nur die Synergie aller drei Elemente der Schlüssel zum Erfolg.“

In ihrem Vortrag wird sie die Emotionalisierung von Produkten und User-Interfaces mittels „Gender Optimierung“ (also die Beachtung geschlechtsspezifischer Vorlieben und Unterschiede), genauer betrachten.

 

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Prof. Dr. Tomke König
Erschöpfte Paare: Wandel der Geschlechterordnung und Krise der Reproduktionsarbeit

Foto Prof. Dr. Tomke König

Prof. Dr. Tomke König (1966, geb. Böhnisch) hat Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie an der Johann-Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt studiert. Dort war sie von 1993 bis 1999 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften. 1999 Promotion mit der Arbeit „Gattinnen. Die Frauen der Elite“ (2. Auflage 2017). Im Anschluss daran arbeitete sie in einem von der Europäischen Union geförderten internationalen Forschungsprojekt zu sozialen Ausschließungsprozessen. 2001 beendete sie eine Zusatzausbildung zur Supervisorin an der Universität/Gesamthochschule Kassel. Von 2002 bis 2010 war sie Assistentin in verschiedenen Forschungsprojekten am Zentrum Gender Studies der Universität Basel. Dort habilitierte sie 2012 an der Historisch-Philosophischen Fakultät mit der Studie„Familie heißt Arbeit teilen. Transformationen der symbolischen Geschlechterordnung“ (2012). In der Fakultät für Soziologie der Uni Bielefeld hat sie von 2011 und 2012 die Professur für Sozialwissenschaftliche Frauen- und Geschlechterforschung vertreten und dort seit 2013 die Professur für Geschlechtersoziologie inne. Zu ihren Lehr- und Forschungsschwerpunkten gehören Geschlechterforschung, Familie und Arbeitsteilung, soziale Ungleichheit sowie Eliten