Springe zum Hauptinhalt
Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
TUCaktuell
TUCaktuell Forschung

Wie der Maschinenbau in Ostdeutschland zukunftsfähig wird

Professur Fabrikplanung und Fabrikbetrieb der TU Chemnitz legt Studie vor zu Trends und Perspektiven für den ostdeutschen Maschinen- und Anlagenbau

  • Prof. Dr. Egon Müller, Inhaber der Professur Fabrikplanung und Fabrikbetrieb, präsentierte die Studie am 24. April 2013 auf einer vom VDMA Ost veranstalteten Zukunftskonferenz vor rund 100 Teilnehmern. Foto: VDMA Ost

"Um langfristig erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus ihre Produkte und Prozesse an aktuelle Erfordernisse und Trends anpassen. Dabei sind sie einerseits selbst Treiber des Fortschritts, indem sie beispielsweise neue Technologien entwickeln und einsetzen. Andererseits müssen sie auf Forderungen von Markt und Umfeld reagieren", sagt Prof. Dr. Egon Müller, Inhaber der Professur Fabrikplanung und Fabrikbetrieb an der Technischen Universität Chemnitz. Unter seiner Leitung lief an dieser Professur eine Studie zum Thema "Wie werden wir morgen produzieren? Zentrale Trends und Antworten für den ostdeutschen Maschinen- und Anlagenbau". In Auftrag gegeben hatte die Untersuchung das Bundesministerium des Inneren (Beauftragter für die Neuen Bundesländer).

Die TU-Fabrikplaner benennen sechs zentrale Handlungsfelder. Erstens: die Erschließung internationaler Märkte und die Etablierung globaler Wertschöpfungsketten. "Die Internationalisierung muss durch die Unternehmen des ostdeutschen Maschinen- und Anlagenbaus konsequent entlang der gesamten Wertschöpfungskette vorangetrieben werden. Zunächst müssen Marktchancen systematisch eruiert, bewertet und erschlossen werden", sagt Prof. Müller und ergänzt: "Insbesondere für kleine Unternehmen bieten sich Kooperationen an." Auch sie sollten sich jedoch nicht nur auf externe Hilfe verlassen, sondern konsequent eigene Kompetenzen aufbauen.

Zweitens: die Nutzenorientierung und kundenindividuelle Lösungen. "Bei der Gestaltung zukünftiger Leistungsangebote werden Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus mit zunehmender Tendenz auf kundenindividuelle Lösungen setzen müssen. Trotz eines hohen Individualisierungsgrades muss es gelingen, im Hinblick auf Kosten und andere kritische Größen wie Lieferzeit, wettbewerbsfähig zu sein", so der Leiter der Studie. Das große Potenzial des Maschinenbaus Ost liege im vorhandenen Know-how gerade für individuelle Lösungen sowie in der Möglichkeit, durch die vorhandenen Strukturen flexibel auf veränderte Marktbedingungen und Kundenanforderungen zu reagieren.

Drittens: die Produktion in der Wertschöpfungskette von morgen. "Wertschöpfungsketten sind das Mittel der Wahl, um flexibel auf individuelle und dynamische Bedürfnisse des Marktes zu reagieren", sagt Müller und fügt hinzu: "Der flexible überbetriebliche Austausch von Arbeitskräften oder Maschinenbearbeitungskapazitäten sind sinnvolle Maßnahmen, um Auftragsschwankungen auszugleichen." Die technische Entwicklung biete enorme Potenziale, um Prozesse schneller und flexibler zu gestalten. Dabei sei jedoch zu beachten, dass stets Mensch und Technik optimal zusammenspielen müssten.

Viertens: die Fachkräftesicherung und -entwicklung. "Für die Bewältigung des Fachkräfteproblems ist eine entsprechende Personalstrategie notwendig. Personalmanagement darf in den Unternehmen kein Anhängsel der kaufmännischen Verwaltung sein oder zur reinen Personalverwaltung verkommen", betont Müller. Außerdem sei es sinnvoll, die Personalakquise auf eine langfristige Perspektive auszurichten. "Unternehmen sollten daher Kontakt zu Schulen und Hochschulen strategisch nutzen. Weiterhin spielt die Attraktivität der Arbeitsbedingungen eine entscheidende Rolle - diese reichen vom Gehalt über Qualifikationsmöglichkeiten bis zur Familienförderung", so der Inhaber der Professur Fabrikplanung und Fabrikbetrieb.

Fünftens: Kooperationen für Forschung und Entwicklung. Um das Problem begrenzter Ressourcen und damit beschränkter Bearbeitungskapazität und Wissensbasis zu lösen, würden sich Kooperationen in Forschung und Entwicklung anbieten, hält die Studie fest. Weiterhin sollte insbesondere seitens der kleinen und mittleren Unternehmen eine verstärkte Vernetzung mit der Hochschullandschaft erfolgen. "Dazu sind auf Seiten der öffentlichen Einrichtungen Rahmenbedingungen wie zentrale Ansprechpartner, eine straffere Profilierung oder der koordinierte Austausch von Ideen und Erfahrungen zu schaffen. Politisch ist eine Bundesländer-überschreitende Förderung von branchenübergreifender Zusammenarbeit sinnvoll", zitiert Müller Vorschläge aus der Studie.

Sechstens: Innovationsfähigkeit und -orientierung. "Damit Innovationen entstehen, sind in den Unternehmen entsprechende Bedingungen erforderlich: Dazu gehören eine innovationsfördernde Kultur, die Unterstützung durch Führungskräfte, Freiräume, interdisziplinäre Vernetzung, eine entsprechende Wissensbasis sowie Kommunikations- und Austauschmöglichkeiten", sagt Müller.

Für die Analyse haben die Chemnitzer Wissenschaftler sowohl allgemeine Studien zu Zukunftstrends als auch Untersuchungsergebnisse mit speziellem Fokus auf den Maschinen- und Anlagenbau (Gesamtdeutschland und Ostdeutschland) verwendet. Zusätzlich betrachteten sie statistisches Material zur generellen Entwicklung im Maschinen- und Anlagenbau und zu Einflussfaktoren auf die Branche. Anhand dieser Daten haben sie geprüft, inwieweit die darin enthaltenen Aussagen auch auf die besondere Struktur der ostdeutschen Bundesländer anwendbar sind. Insgesamt identifizierten sie mehr als 200 verschiedene Einzeltrends und Entwicklungen.

Die Ergebnisse der Studie hat Prof. Müller am 24. April 2013 auf der vom VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.) Ost veranstalteten Zukunftskonferenz Maschinenbau vor rund 100 Teilnehmern präsentiert.

Die komplette Studie kann auf der Homepage des Bundesministeriums des Inneren heruntergeladen werden: http://www.beauftragter-neue-laender.de/SharedDocs/Kurzmeldungen/DE/2013/04/vdma.html?nn=1536546

Weitere Informationen erteilt Dr. Ralph Riedel, Professur Fabrikplanung und Fabrikbetrieb, Telefon 0371 531-35314, E-Mail ralph.riedel@mb.tu-chemnitz.de.

Katharina Thehos
02.05.2013

Mehr Artikel zu:

Alle „TUCaktuell“-Meldungen
Hinweis: Die TU Chemnitz ist in vielen Medien präsent. Einen Eindruck, wie diese über die Universität berichten, gibt der Medienspiegel.