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Chinesischer Humboldt-Stipendiat bereichert die virtuelle Welt

Als Experte für Reverse Engineering forscht Dr. Shengjun Liu für ein Jahr an der TU Chemnitz

Wie ist es möglich eine gewöhnliche Schreibtischlampe im Computer nachzubilden? Ganz einfach - das Zauberwort heißt Reverse Engineering. Dabei handelt es sich um die Re- oder Nachkonstruktion von bestehenden Systemen wie beispielsweise industriell gefertigten Produkten. Um das reale Objekt im Computer abbilden zu können, kommt zunächst ein 3D-Scanner zum Einsatz. Dieser tastet Punkt für Punkt die komplette Oberfläche des interessierenden Objektes ab, sodass schließlich eine sogenannte "Point Cloud" (in Deutsch: Punktwolke) entsteht. Die Punktinformationen dieser Point Cloud bildet dann die Grundlage für die weitere Verarbeitung und Nachbildung des virtuellen Objektes am Computer. Die Bedeutung von Reverse Engineering nimmt rapide zu. "Es herrscht immer noch ein Mangel an Modellen, um die virtuelle Welt auszustatten. Alternativ wäre so eine Nachbildung auch mit Hilfe eines CAD-Programmes möglich - jedoch viel zu aufwendig", erklärt Prof. Dr. Guido Brunnett, Inhaber der Professur für Graphische Datenverarbeitung und Visualisierung, die Bedeutung von Reverse Engineering und ist sich dabei auch der Schwächen der Rekonstruktionsmethode bewusst: "Bei der Messung der einzelnen Punktwerte können bei stark spiegelnden Oberflächen größere Fehler entstehen. Darüber hinaus führt die begrenzte Messgenauigkeit des Lasers dazu, dass die gemessenen Punkte manchmal etwas höher oder tiefer liegen als bei dem realen Objekt."

Die Verbesserung dieser Methode hat sich nun Dr. Shengjun Liu von der Central South University (CSU) Changsha in China zum Ziel gesetzt: "Mein Ziel ist es, die im Computer abgebildete Oberfläche zu verbessern. Dafür muss natürlich auch die Qualität der Point Cloud steigen." Noch steht Shengjun Liu am Beginn seiner Forschungen. Erst im Mai war der Chinese nach Chemnitz gekommen, nachdem er in Dresden bereits vier Monate Deutsch lernte. Mit seinem Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung hat Shengjun Liu ein ganzes Jahr Zeit, seine Pläne an der Chemnitzer Uni in die Realität umzusetzen. Dabei entschied sich Shengjun Liu ganz bewusst dafür, an der TU Chemnitz zu forschen: "Als ich das Angebot für das Humboldt-Stipendium bekam, suchte ich im Internet nach der passenden Universität. Dank Professor Brunnett - ein brillanter Wissenschaftler im Bereich des Reverse Engineering - entschied ich mich für die TU Chemnitz. Unser Interesse in diesem Bereich stimmt einfach überein. Mit einem Projekt unter seiner Aufsicht kann ich einiges erreichen." Daher hofft Shengjun Liu auch auf eine längerfristige Zusammenarbeit mit Prof. Brunnett, die seinen einjährigen Forschungsaufenthalt in Chemnitz überdauert.

Obwohl Shengjun Liu in den vergangenen Monaten bereits Gefallen an seiner neuen Heimat gefunden hat, wird er nach Ablauf des Stipendiums nach China zurückkehren. Schließlich wartet dort nicht nur sein Job als Dozent an der CSU, sondern auch seine Ehefrau auf ihn. Die Herausforderung, dem gewohnten Alltag für ein Jahr den Rücken zu kehren, reizt auch Brunnett: "Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie inspirierend es sein kann, die eigene Forschung an anderen Universitäten weiter zu verfolgen. Derzeit bin ich zu stark in die Arbeit in der Fakultät und an der Professur eingebunden, aber vielleicht klappt es ja zukünftig, Dr. Liu und anderen Kooperationspartnern einen längeren Gegenbesuch abzustatten." Bis dahin arbeitet Brunnett gern mit ausländischen Stipendiaten der Humboldt-Stiftung in Chemnitz zusammen: "Das Gute an diesem Programm ist, dass nur ausgezeichnete Leute daran teilnehmen dürfen. Bei Bewerbern von anderen Programmen hat man teilweise nicht so viel Glück", freut sich Brunnett.

(Autorin: Ina Huke)

Katharina Thehos
09.07.2012

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