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Die Sprache der Hände und Objekte: der Weg zu intuitiven Mensch-Maschine-Schnittstellen

Interdisziplinäres Projekt MANUACT gab zur Auftaktveranstaltung im Sächsischen Industriemuseum Einblicke in die Forschung – Öffentliche Vortragsreihe startet am 25. November 2015

Wie Hände und Objekte zusammenspielen, wie Produkte an Hände angepasst werden und wie Menschen manuelle Tätigkeiten sprachlich beschreiben, sind einige der Untersuchungsgegenstände des Projektes “Hands and Objects in Language, Culture, and Technology: Manual Actions at Workplaces between Robotics, Gesture, and Product Design” (MANUACT). In ihm kooperieren die Professur Germanistische Sprachwissenschaft, Semiotik und Multimodale Kommunikation sowie die Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement der Technischen Universität Chemnitz mit dem Sächsischen Industriemuseum. Weiterer Projektpartner ist das Ars Electronica Futurelab im österreichischen Linz, das Kunst mit Technik und gesellschaftlichen Fragestellungen verknüpft.

Bei der Auftaktveranstaltung des Projektes am 16. Oktober 2015 gaben die Wissenschaftler unter dem Titel „Werkstattimpressionen“ Einblicke in das Forschungsvorhaben. Rund 90 Gäste aus der Universität, der Stadt und der akademischen Öffentlichkeit folgten der Einladung ins Industriemuseum. Nach der Begrüßung durch Berthold Brehm, Geschäftsführer des Zweckverbandes Sächsisches Industriemuseum, richteten TU-Rektor Prof. Arnold van Zyl und die Dekanin der Philosophischen Fakultät, Prof. Dr. Bernadette Malinowski, Grußworte an die Teilnehmer. Zudem stellte Projektleiterin Prof. Dr. Ellen Fricke, Inhaberin der Professur Germanistische Sprachwissenschaft, Semiotik und Multimodale Kommunikation, das Forschungsvorhaben vor. Im Anschluss konnten die Besucher unter dem Motto „Von der Kugel zu Google im Selbstversuch: Wie bewege ich einen virtuellen Globus mit meinen Händen?“ an einer interaktiven Station weitere Einblicke in das Forschungsfeld gewinnen und die erste Untersuchung nachvollziehen, die die Forscher im Rahmen von MANUACT durchgeführt haben.

Gesten als kultureller Wissensspeicher

„Um unsere Zukunft zu gestalten, müssen wir wissen, wie wir in der Gegenwart kommunizieren und in der Vergangenheit kommuniziert haben“, betont Prof. Fricke das Grundverständnis von MANUACT. „Hände und Objekte haben sich aneinander entwickelt. Funktionen der Hand werden durch Werkzeuge und Maschinen ersetzt oder erweitert. Umgekehrt werden aber auch Objekte für den Nutzer gezielt handhabbar gemacht“, so Fricke. Deshalb haben die Wissenschaftler in der bisherigen Projektlaufzeit unter anderem Videoaufnahmen in mehreren Firmen angefertigt, um zu erfassen, welche typischen Handbewegungen in verschiedenen Branchen üblich sind. Dabei wurden sie bislang unterstützt vom Deutschen Stuhlbaumuseum Rabenau, von den Werkstätten für Buchbinderei Chemnitz, von Bronzekünstler Markus Gruner, vom Handwerk- und Gewerbemuseum Sagar sowie von der Liebmann Keramik GbR – weitere Probanden sollen folgen, um „Gesten als kulturellen Wissensspeicher“ zu erfassen, wie Fricke erklärt. Denn ein weiteres Ziel der Forschung ist es, die Befehle, mit denen technische Geräte gesteuert werden, an die Lebenswelt der Menschen anzupassen, um so intuitive Mensch-Maschine-Schnittstellen zu generieren.

Am Ende des Projektes soll zum einen ein Fragment eines digitalen, videodatenbankbasierten Gestenlexikons zu Objektgebrauchsgesten stehen, zum anderen ein arbeitswissenschaftliches Gestenmanual für die Gestaltung natürlicher Mensch-Maschine-Schnittstellen. Öffentlichkeitswirksam wird zum Abschluss des Projektes, das einen Beitrag zur Erforschung der sächsischen Industriekultur leistet, eine viermonatige Ausstellung im Sächsischen Industriemuseum stehen. Diese wird konzipiert in Zusammenarbeit mit dem Team des Ars Electronica Futurelab. „Wir freuen uns sehr, die Ars Electronica für unser Projekt gewonnen zu haben. Als Forschungspartner bringt sie zum einen viel Erfahrung mit ein in der anwendungsorientierten Forschung zu Robotik und humanoiden Robotern. Außerdem erhalten wir so hochprofessionelle Unterstützung, wenn es darum geht, Objektforschung ästhetisch reflektiert zu präsentieren“, so Fricke.

Gesten aus interdisziplinärer Sicht

Gefördert wird das Projekt MANUACT, das sich in die Kernkompetenz „Mensch und Technik“ der TU Chemnitz einordnet, für drei Jahre mit rund 1,2 Millionen Euro über die Förderrichtlinie „Die Sprache der Objekte. Materielle Kultur im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Am 26. und 27. Oktober 2015 stellt Prof. Fricke auf der Statustagung der Förderrichtlinie in Bonn das Chemnitzer Projekt im Rahmen des Panels „Digitale Methoden und Neue Medien in der geistes- und sozialwissenschaftlichen Objekt-Forschung“ vor.

Am 25. November 2015 startet zudem begleitend zum Projekt MANUACT eine wöchentliche öffentliche Vorlesungsreihe „Mit den Händen sprechen“. Die Vorträge finden jeweils mittwochs um 19 Uhr im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz statt; der Eintritt ist frei. Die Referenten kommen aus der Sprachwissenschaft, Primatologie, Anthropologie und der künstlichen Intelligenz. Zum Auftakt spricht Prof. Fricke zum Thema „Grammatik multimodal oder warum wir nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit unseren Händen sprechen“. Weitere Informationen zu den einzelnen Vorträgen gibt es unter http://www.manuact.org/rv/ringvorlesung.html.

Ein vierminütiger Film über das Projekt MANUACT: https://youtu.be/Ij_OcmJhenU

Weitere Informationen: http://www.manuact.org

Kontakt: Prof. Dr. Ellen Fricke und Dr. Ulrike Lynn, E-Mail ulrike.lynn@phil.tu-chemnitz.de und sekretariat.efricke@phil.tu-chemnitz.de

Katharina Thehos
26.10.2015

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