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Technische Unterstützung für und mit pflegenden Angehörigen neu denken

Der Pflegealltag im Fokus: Forscher der TU Chemnitz suchen Pflegeleistende und Zupflegende, die im Mai und Juni 2024 im „Stadtlabor“ auf dem Chemnitzer Brühl an Gesprächsrunden teilnehmen

In Deutschland benötigen aktuell etwa vier Millionen Menschen Pflege. Zu 80 Prozent findet diese Betreuung im häuslichen Umfeld durch Angehörige statt. Die Daten zeigen, dass vor allem Frauen die Verantwortung übernehmen, wenn es zu einem Pflegefall in der Familie kommt. Oft steigen sie der Pflege wegen teilweise oder vollständig aus dem sozialversicherungspflichtigen Erwerbsleben aus, was wiederum die Alterssicherung der Pflegeleistenden selbst gefährdet und den Fachkräftemangel verstärkt. Für den Mangel an Pflegepersonal und die zunehmende Alterung der Gesellschaft – allein in Sachsen sind mehr als 25 Prozent der Bürgerinnen und Bürger bereits älter als 65 Jahre, Tendenz steigend – wird seit einigen Jahrzehnten die Entwicklung neuer Technologien vorgeschlagen. „Allerdings ist aus den zahlreichen Prototypen und Konzepten der zurückliegenden zwei Jahrzehnte nur wenig im Alltag der Menschen angekommen“, sagt Jun.-Prof. Dr. Andreas Bischof, Inhaber der Juniorprofessur Soziologie mit Schwerpunkt Technik an der Technischen Universität Chemnitz.

Ein multidisziplinäres Team aus Sozial- und Ingenieurwissenschaftlern der TU Chemnitz stellt sich vor diesem Hintergrund die Frage, wie pflegende Angehörige tatsächlich durch Technik entlastet werden können, grundlegend neu. Im nun gestarteten Projekt „PaxUnpARiA“ wollen sie die Herausforderungen der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege adressieren und die Bedürfnisse der Pflegeleistenden und der Zupflegenden besser in den Fokus rücken. Dabei setzt Projekt auf einen innovativen, partizipativen Ansatz. In Gesprächsrunden im „Stadtlabor“ der Juniorprofessur Soziologie mit Schwerpunkt Technik auf dem Chemnitzer Brühl wird deshalb dort angefangen, wo das Problem drängt, nämlich dem Alltag der Pflegenden. In einer Reihe aus vier Nachmittagsterminen von Mitte Mai bis Mitte Juni 2024 wird gemeinsam festgehalten, wo konkret Unterstützungsbedarf besteht – ohne dass bereits eine technische Lösung im Hinterkopf ist. Dabei kommen auch kreative Methoden zur Ideenentwicklung zum Einsatz.

„Es klingt verrückt, aber tatsächlich gibt es bislang nur ganz wenige Ausnahmen, in denen Technikentwicklung für pflegende Angehörige wirklich bei deren Wahrnehmung beginnt, und nicht an bereits bestehenden Prototypen vermeintlicher Lösungen“, sagt Projektleiter Jun.-Prof. Bischof. Besonders stolz ist er, dass die Idee für das Projekt von einem Technikwissenschaftler, dem Projektmitarbeiter Sascha Kaden, stammt, der sowohl an der Professur Neurorobotik (Leitung: Prof. Dr. Florian Röhrbein) der TU Chemnitz als auch bei der Juniorprofessur für Soziologie mit Schwerpunkt Technik von Bischof beschäftigt ist. „Genau diese interdisziplinäre Zusammenarbeit brauchen wir, um wirklich passende und gewünschte Technik entwickeln zu können“, findet Bischof.

Die vier Gesprächstermine für Menschen, die in Konstellationen häuslicher Pflege leben, zielen darauf ab, durch partizipative Forschung mit den Betroffenen ein empirisch fundiertes Bild des Alltags pflegender Angehöriger im erwerbsfähigen Alter zu erhalten. Die Ergebnisse sollen als Grundlage für zukünftige Technologieentwicklungen dienen und zur Verbesserung der Lebensqualität pflegender Angehöriger beitragen. Das Forschungsprojekt wird vom Forschungsnetzwerk Alterssicherung, eine Initiative des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger, gefördert.

Die Chemnitzer Forscher suchen interessierte Personen, die selbst Pflege im häuslichen Umfeld leisten oder selbst Unterstützung durch Angehörige erfahren. Der Zeitaufwand für die Workshops beträgt vier Mittwoch- oder Donnerstagnachmittage, mit je maximal zwei Stunden Dauer. Für die Teilnahme wird eine Aufwandsentschädigung gezahlt.

Weitere Informationen finden Interessierte auf der Projekt-Website: https://www.tu-chemnitz.de/hsw/soziologie/Professuren/Techniksoziologie/Forschungsprojekt/projektFNA.php.

Kontakt: Sascha Kaden. E-Mail sascha.kaden@hsw.tu-chemnitz.de, Telefon 0371 531-36075

Mario Steinebach
26.04.2024

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