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Pressemitteilung vom 31.08.1998

Alleskönner für die Wirtschaft

Alleskönner für die Wirtschaft
Physikernotstand befürchtet - Absolventen der TU Chemnitz sind heiß begehrt

"Gut ausgebildete Physiker, aber auch Ingenieure, werden im Augenblick überall gesucht", bestätigt der Chemnitzer Physiker Dr. Ralf Petrich. Vor einem Jahr schloß der Wissenschaftler seine Promotion an der TU Chemnitz ab. Seine Doktorarbeit hatte er zusammen mit der IFU GmbH, einem Institut für Umweltanalysen im sächsischen Flöha, angefertigt. Mittlerweile ist Petrich Teilhaber dieses jungen Unternehmens, das insgesamt 25 Mitarbeiter beschäftigt, fast die Hälfte davon Physiker. Dr. Petrich ist kein Einzelfall: Eine ganze Reihe Chemnitzer Physikabsolventen hat in den letzten Jahren bei Hochtechnologieunternehmen angefangen, manche von ihnen konnten gar unter sechs oder acht Firmen wählen. Nicht wenige sind, besonders bei kleineren Betrieben, gleich als Partner eingestiegen oder haben sich gar in einem zukunftsträchtigen Feld selbständig gemacht. Denn die Berufschancen für Physiker sind so gut wie schon lange nicht mehr.

Gerade Physiker gelten nämlich als Alleskönner - sie haben neben gründlichen Kenntnissen etwa in Mathe oder in Elektrotechnik meist auch ein passables Wissen in Chemie und sind zudem im Programmieren fit. Gefragt sind sie vor allem in der Elektronik-Industrie, etwa bei Bosch und Siemens, aber auch bei Computerchip-Schmieden wie der in Dresden ansässigen AMD. Aber auch die immer noch wachsende Softwarebranche kommt nicht ohne sie aus. Auf den dritten Platz unter den Arbeitgebern haben sich inzwischen die großen Unternehmensberaterfirmen hochgearbeitet. Dort hat man nämlich erkannt, daß reine Betriebswirtschaftskenntnisse für eine Untersuchung der Arbeitsabläufe in vielen Hochtechnologiefirmen nicht ausreichen, und Betriebswirtschaftlern die Grundlagen der Physik beizubringen ist allemal schwerer als umgekehrt. Bei den Beratern sind die Physiker, aber auch andere Naturwissenschaftler, wegen ihrer ausgeprägt logisch-analytischen Denkweise gefragt. Mittlerweile hat deshalb bei großen Consultingfirmen wie McKinsey oder Roland Berger jeder fünfte Berater ein naturwissenschaftliches Diplom in der Tasche. Daneben benötigt auch die Chemieindustrie in ihren Forschungsabteilungen gestandene Physiker. Chancen haben sie, mit einer entsprechenden Zusatzausbildung, auch in den Büros der Patentanwälte. Schließlich nehmen auch die Hochschulen selbst, die großen Forschungsinstitute und zahlreiche Behörden einen beträchtlichen Teil der Physikabsolventen auf.

Doch mittlerweile droht ein Physikernotstand: Wie schon bei den Ingenieuren, so geht auch bei den Physikern die Zahl der Studienanfänger immer mehr zurück. Wollten 1990/91 in Deutschland noch fast 10.000 Abiturienten Physik studieren, so sind es inzwischen nur etwas mehr als 5.000. Und das bedeutet: Spätestens in drei, vier Jahren gibt es zu wenig Physiker. Woran es liegt, daß immer weniger Abiturienten sich für den Beruf des Physikers entscheiden, ist unklar. Das Fach gilt zwar, nicht ganz zu Unrecht, als schwer. Doch so mancher, der da glaubt, mit den Modefächern Betriebswirtschaft oder Jura habe er sich den leichteren Part eingehandelt, wird an der Uni meist schnell eines Besseren belehrt. Sicher ist aber auch, daß ein gewisser Hang zu den Naturwissenschaften schon vorhanden sein muß. Auch bei der Karriere sind Juristen und Betriebswirtschaftler keineswegs im Vorteil. Zweifellos gibt es den gutverdienenden Anwalt - weniger bekannt ist allerdings, daß so mancher seiner Kollegen mangels ausreichender Mandantenzahl beim Sozialamt um Hilfe nachsuchen muß. Vor allem aber: "Ohne Naturwissenschaftler braucht Deutschland bald auch keine Wirtschaftswissenschaftler mehr", so kürzlich der Vizepräsidnet der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, Markus Schwörer, in der Tageszeitung "Die Welt". Denn ein Betriebswirtschaftler kann vielleicht geschickt Hochtechnologie verkaufen - erfinden und entwickeln kann er sie nicht.

Es ist allerdings durchaus nicht gleichgültig, wo man studiert - daß es bessere und schlechtere, gut ausgestattete und veraltete Unis, überfüllte und solche mit einem optimalen Betreuungsverhältnis gibt, hat sich inzwischen herumgesprochen. Daß gerade Chemnitzer Physiker leicht einen attraktiven Arbeitsplatz finden, kommt nicht von ungefähr: die nämlich haben sich in den letzten Jahren einen Spitzenplatz in der deutschen Hochschullandschaft erobert. Nirgendwo in Deutschland studiert es sich kürzer, selten sind die Kontakte von Studenten zu den Professoren so eng wie an der Chemnitzer Uni. Zudem werden die Studenten schon recht früh in anspruchsvolle Forschungen einbezogen, und diese Mithilfe bei der Forschung wird selbstverständlich bezahlt. Das ist deshalb möglich, weil es den Chemnitzer Physikern aufgrund ihrer Leistungen gelingt, mehr sogenannte Drittmittel, das sind Forschungsgelder von außerhalb, einzuwerben als andere Unis. Die Ausstattung ist ebenfalls auf dem neuesten Stand.

Kein Wunder, daß die Studenten deshalb bei einer Umfrage des Magazins Focus die Chemnitzer Physik auf den zweiten Platz unter 54 Unis wählten. Einsame Spitze ist die Chemnitzer Uni auch bei der Ausstattung mit Rechnern, wie die Computerzeitschrift Konr@d herausfand. Nicht nur das: Alle Wohnheime sind ans Internet angeschlossen - zum Spottpreis von fünf Mark pro Semester, weitere Kosten fallen nicht an. Selbstverständlich sind für die Chemnitzer Physikstudenten auch Aufenthalte im Ausland, entweder als Praktika in renommierten Firmen, zu denen die Professoren wissenschaftliche Kontakte unterhalten, oder aber als Teilstudium. Zudem bietet sich in Chemnitz die Möglichkeit, ein Nebenfach abseits der Physik zu wählen - angeboten werden unter anderem Betriebswirtschaft, Technikfolgen-Umwelt und verschiedene Sprachen. Deutschlandweit einmalig ist auch das Basiszertifikat Interkulturelle Kommunikation (BaZiK). Es bescheinigt den Studenten, daß sie sich in fremden Kulturen bewegen können, ohne anzuecken - ein wichtiger Pluspunkt für eine spätere Tätigkeit im Ausland.

(Autor: Hubert J. Gieß)

Weitere Informationen: Technische Universität Chemnitz, Institut für Physik, Reichenhainer Str. 70, 09107 Chemnitz, Dr. Eckart Fromm, Fachstudienberater, Tel. 0371/531-3207/3212, Fax 0371/531-3233, E-Mail: fromm@physik.tu-chemnitz.de oder Zentrale Studienberatung, Straße der Nationen 62, 09107 Chemnitz, Tel. 0371/531-1690/1637, Fax 0371/531-1809, E-Mail: studienberatung@tu-chemnitz.de . Allgemeine Informationen zum Studium in Chemnitz sind auch unter der Internetadresse http://www.tu-chemnitz.de/studium/ zu finden.