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Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
Pressemitteilungen

Pressemitteilung vom 17.08.1998

5. Heraeus-Ferienkurs für Physikstudenten in Chemnitz

Wenn's interessant ist, macht das Lernen sogar in den Ferien Spaß
Schon zum fünften Mal: Heraeus-Ferienkurs für Physikstudenten in Chemnitz

(Pressemitteilung 179/98)

Sie gilt als die größte private Stiftung auf dem Gebiet der Physik: die Heraeus-Stiftung in Hanau. Gegründet wurde sie 1963 von Dr. Wilhelm Heinrich Heraeus und seiner Frau Else. Das kinderlose Paar besaß Anteile am Technologie-Konzern Heraeus (9 Milliarden Mark Umsatz, 10.000 Mitarbeiter, Produkte u.a. Laborgeräte, Zentrifugen, Quarzglas, Medizintechnik), die sie der Stiftung vermachte. Die Erträge aus diesen Anteilen werden seither für die Förderung der Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Physik verwendet.

Eines der geförderten Projekte: die WE-Heraeus-Ferienkurse für Physik, die seit 1991 in den neuen Bundesländern stattfinden. Sie richten sich an Studenten höherer Semester und an Doktoranden. In den Kursen werden nicht nur die aktuellsten Forschungsthemen aus der Physik angeschnitten; sie bieten auch eine glänzende Möglichkeit für Studenten aus Ost und West, sich näher kennenzulernen. Anfangs wurden drei, mittlerweile werden fünf Kurse pro Jahr gefördert, in die sich rund ein Dutzend ostdeutsche Unis teilen müssen. In den letzten fünf Jahren immer dabei: die Chemnitzer Uni - ein Beleg für das Ansehen der hiesigen Physiker.

Thema der Sommerschule in diesem Jahr - sie findet vom 31. August bis zum 11. September statt - sind die Bildung, die Struktur und die Eigenschaften dünner Schichten. Solche dünnen Schichten sind nicht nur für die Halbleiterindustrie äußerst wichtig. Sie spielen, von vielen Menschen unbemerkt, längst auch in unserem Alltag eine große Rolle. Mit ihnen lassen sich Chips für Rechner und andere Mikroelektronikanwendungen noch kleiner und leistungsfähiger bauen als bisher. Hierdurch werden besonders leistungsfähige Solarzellen, die auf normales Fensterglas aufgebracht werden, ebenso möglich wie hitzebeständige Computerprozessoren, die aus einer dünnen Diamantschicht statt aus Silizium bestehen. Beschichtete Werkzeuge gehören ebenfalls hierher, wie auch entspiegelte Brillengläser - während die einen widerstandsfähiger gegenüber Reibung und Verschleiß sind, sorgen die anderen für den richtigen Durchblick. Aus den Labors der modernen Zauberer kommen aber auch intelligente Fensterscheiben, deren Durchlässigkeit sich regeln läßt, indem man eine Spannung anlegt. Im Winter lassen solche Scheiben das kurzwellige Sonnenlicht hinein, und das sorgt beim Auftreffen auf Materie - die Wände, die Möbel - für behagliche Wärme. Wärmestrahlen indes sind langwellig, und die werden nicht mehr hinausgelassen. Im Sommer dagegen sperrt die angelegte Spannung die Durchlässigkeit und schaltet auf Reflexion um, das Sonnenlicht wird zurückgeworfen - riesige Energiemengen für Heizung oder Kühlung lassen sich so in Zukunft sparen. Auch eine Entwicklung der Dünnschicht-Physiker: die seit kurzem marktreife blaue Laserdiode. Weil blau eine kürzere Wellenlänge hat als rot, können durch solche Laser wesentlich kleinere Strukturen abgetastet werden als bisher - Musik- oder Computer-CDs mit erheblicher längerer Spieldauer, mit noch größerem Speicherplatz werden möglich.

Weil die Chemnitzer Uni auf dem Gebiet der dünnen Schichten in Deutschland als führend gilt, hat man hier bereits 1992 das Graduiertenkolleg "Dünne Schichten und nichtkristalline Materalien" gegründet. Dort werden besonders gute Physikabsolventen aufgenommen, die in nur drei Jahren ihre Doktorarbeit schreiben können. Gleich 18 erfahrene Professoren aus den verschiedensten Gebieten stehen ihnen dabei zur Seite. Der Heraeus-Kurs führt Anfänger in die gleiche Materie ein. 61 Teilnehmer haben sich dazu angemeldet, die von hochkarätigen Wissenschaftlern betreut werden. Die kommen teils von der Chemnitzer Uni, teils reisen sie eigens für ein oder zwei Tage von anderen Universitäten und Forschungsinstituten aus dem In- und Ausland an, um sich um die Nachwuchswissenschaftler zu kümmern.

Im Kurs lernen die Teilnehmer zum Beispiel, wie man dünne Schichten mit Ionen- oder Röntgenstrahlen untersucht, welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Arten der Herstellung solcher Schichten haben, wie man sie gezielt auf bestimmte Anforderungen hin verändern kann, wie Elektronen in diesen Schichten transportiert werden, ob sie sich auch für die Supraleitung eignen und welche Vorteile Leiterbahnen aus Kupfer gegenüber den bisher noch üblichen aus Aluminium haben. Dabei kommen auch wirtschaftliche Fragen nicht zu kurz. Schließlich spielt es eine immer größere Rolle, wie man Halbleiter möglichst kostengünstig herstellt und was man damit alles machen kann - der Verfall der Halbleiterspeicherpreise für Computer in der letzen Zeit macht das nur allzu deutlich. Wer schon während des Studium lernt, ökonomisch zu denken, erhöht damit seine Karrierechancen noch einmal.

Die Kursteilnehmer wohnen während ihres Aufenthaltes in Chemnitz in einem der Studentenwohnheime, essen werden sie in der Mensa. Auch dies ist nämlich einer der Vorteile der Uni: es gibt einen richtigen Campus. Wohnheime, Sportstätten, Bibliotheken, Institute, Hörsäle, sogar eine Kindertagesstätte, alles befindet sich auf der Reichenhainer Straße und ist in fünf Minuten zu erreichen. Und auch sonst wird sich die Chemnitzer Uni von ihrer besten Seite zeigen: abends und am Wochenende stehen ein Rundgang durch die Stadt, Ausflüge in die Umgebung und kulturelle Veranstaltungen auf dem Programm. Wer will, kann aber auch gleich im Wohnheim bleiben und in einen der Studentenklubs gehen.

Weitere Informationen: Technische Universität Chemnitz, Institut für Physik, Reichenhainer Str. 70, 09107 Chemnitz, Prof. Hans-Jürgen Hinneberg, Tel. 0371/531-3098, Fax 0371/531-3077, E-Mail: hinneberg@physik.tu-chemnitz.de oder Prof. Frank Richter, Tel. 0371/531-8046, Fax 0371/531-3042, E-Mail: f.richter@physik.tu-chemnitz.de