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Mediennutzungspräferenzen von Flüchtlingen: Smartphone auf Platz eins

TU-Studentin liefert Studie zu in der Vergangenheit in Deutschland wenig untersuchtem Forschungsgebiet „Mediennutzung von Flüchtlingen“ – Kaum Interesse an politischen Themen

Welche Medien nutzen Flüchtlinge im Alltag, in welchem Umfang und zu welchem Zweck? Dieser Fragestellung stand im Mittelpunkt der Masterarbeit der Medienkommunikationsstudentin Marietheres Preißler an der Technischen Universität Chemnitz. Für die Erhebung besuchte sie in der Zeit von Februar bis März 2016 verschiedene Erstaufnahmeeinrichtungen in Chemnitz, Leipzig und im Erzgebirgskreis. Sie befragte 140 Personen anhand eines Fragebogens zu ihrem Gebrauch von Medien. Reichlich die Hälfte der befragten Flüchtlinge stammt ähnlich der vom Bundesinnenministerium erfassten Grundgesamtheit aus Syrien. Weitere vertretene Nationen waren Irak, Afghanistan, Kosovo, Tunesien und Iran. Ziel der explorativen Studie war es, ein differenziertes Abbild über die Mediennutzung der im Rahmen der sogenannten Flüchtlingskrise nach Deutschland gekommenen Personen zu erhalten.

Die Ergebnisse der quantitativen Studie: Auf Platz eins bei Flüchtlingen in Sachsen, wie auch generell, rangiert das Smartphone mit Zugang zum Internet und zu internetbasierten Anwendungen. Die genannten Medien werden vom überwiegenden Teil der Befragten jeweils mehrmals täglich verwendet. Diese Mediennutzungspräferenzen sind herkunftsunabhängig ausgeprägt. Neben einem an den Medien Internet, Fernsehen, Zeitung und Radio ausgerichteten Medienrepertoire waren innerhalb des verwendeten Fragenkataloges neue elektronische Medien von besonderem Interesse. Im Ergebnis sind die befragten Flüchtlinge hinsichtlich ihrer Medienausstattung im Herkunftsland insgesamt besser aufgestellt als in Deutschland ­– mit der Ausnahme der am häufigsten genutzten Medien: dem Smartphone und dem Internet.

Eine Studie des Instituts für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin von 2016 bestätigt außerdem, dass die sozialen Medien WhatsApp, Facebook und Viber am beliebtesten sind. Darüber hinaus schließt die allgemeine Mediennutzung der überwiegend männlichen Befragten (knapp 89 Prozent) ein breit aufgestelltes Medienrepertoire aus klassischen und Neuen Medien ein.

Weiterhin sind die wichtigsten Themen- und Interessenbereiche, über welche sich die im Rahmen der Masterarbeit befragten Flüchtlinge anhand von Medien informieren, Sport, Bildung und Wissen sowie Kunst, Kultur und Unterhaltung. Politischen Themen kommt kaum Aufmerksamkeit zu. Dieses Ergebnis führt die Studienleiterin als „überraschend“ an. Preißler erklärt: „Die Gründe für die Flucht nach Deutschland liegen häufig in politischer Verfolgung. Daraus könnte sich erschließen, dass die Thematik Politik von besonderem Interesse ist.“ Dies bestätigte sich jedoch nicht. Gründe hierfür könnten beispielsweise das Alter der meist jungen Geflüchteten oder eine gewisse Politikverdrossenheit sein. Die Betreuerin der Arbeit, Dr. Vivien Sommer, meint dazu: „Das ist ein interessantes Ergebnis, an welchem man weitere Forschung ansetzen kann.“

Die durch die Studie gewonnenen Erkenntnisse dienen einerseits der generellen Verortung der Thematik in der Medien- und Flüchtlingswissenschaft und eröffnen andererseits Möglichkeiten, anhand derer auf die Entwicklung neuer Medieninhalte für die Zielgruppe Einfluss genommen werden kann. Diese bieten wiederum die Chance, Herausforderungen, die sich durch Flucht und Vertreibung ergeben, zu begegnen. Beispiel hierfür ist ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Information von Flüchtlingen. Dazu ergänzt Dr. Vivien Sommer: „Dieses Bedürfnis nach Informationen und Kontakten bestätigte sich auch in unserem Projekt Medien und Asyl, daher haben wir uns dafür entschieden, eine Facebook-Gruppe zu organisieren, in der sich alle Neu-Chemnitzer vernetzten und informieren können.“

Weitere Informationen zur Studie gibt Marietheres Preißler, E-Mail: mtp@mail.de.

Informationen über das Projekt "Medien und Asyl" finden Interessierte unter https://www.tu-chemnitz.de/phil/imf/mk/medien_und_asyl/ oder auf der Facebook-Seite unter https://www.facebook.com/medienundasyl/

(Quelle: Professur Medienkommunikation)

Mario Steinebach
09.05.2017

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