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Pendeln für die Liebe

Fast täglich fährt Dr. Martin Kolouch knapp 100 Kilometer aus dem tschechischen Asch nach Chemnitz, um an der Professur Werkzeugmaschinen und Umformtechnik seinem Traumjob nachzukommen

Als Austauschstudent war der gebürtige Tscheche Martin Kolouch im Jahr 2001 zum ersten Mal in Chemnitz. Die drei Monate, die er während des Wintersemesters an der TU Chemnitz verbrachte, unterschieden sich in vielerlei Hinsicht von seinem bisherigen Studium zum Bau von Fertigungsmaschinen und Einrichtungen an der Technischen Universität im tschechischen Brünn. "In Tschechien wird sehr viel Wert auf die Vermittlung von Theorie gelegt. Was die Theorie betrifft, war ich daher zwar gut vorbereitet, hatte aber Probleme, das gelernte Wissen anzuwenden, da die Lehre in Chemnitz wesentlich praktischer ausgerichtet ist. Hier müssen die Studenten ja meist ein Pflichtpraktikum absolvieren. So etwas gibt es in Tschechien nicht", erklärt Kolouch und fügt hinzu: "Mir hat es außerdem sehr gut gefallen, dass die Dozenten während ihrer Vorlesungen stets versuchen, ihre Studenten durch Diskussionen aktiv einzubeziehen. So ist man als Zuhörer gezwungen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und die Vorlesungsinhalte noch einmal zu reflektieren. In Chemnitz hat mir außerdem die Aufbereitung der Vorlesungsinhalte sehr gut gefallen. Man bekommt hier ja eher eine Art Arbeitsblätter, auf denen bereits das Wichtigste steht und man selbst nur noch ergänzende Notizen machen muss. In Brünn mussten wir als vorlesungsbegleitende Literatur immer das Buch des Professors kaufen. Das war nicht nur teuer, sondern zum Teil auch sehr umständlich beim Anfertigen eigener Mitschriften." Trotz der wesentlich besseren Studienbedingungen vermisste Kolouch vor allem zu Beginn seines Auslandsaufenthaltes die vielfältigen Möglichkeiten des Brünner Studentenlebens. Als zweitgrößte tschechische Stadt verfügt Brünn schließlich über insgesamt acht Hochschulen, womit der Anteil der Studenten in der Stadt um einiges größer ist als in Chemnitz. Dennoch konnte sich Kolouch mit der neuen Situation schnell arrangieren: "Das Studentenleben in Chemnitz ist zwar nicht so selbstverständlich wie in Brünn, wenn man sich allerdings auskennt und sich kümmert, kann man auch hier tolle Sachen erleben. Chemnitz ist eben mehr eine Stadt für Selbstorganisierer, was die Freizeitgestaltung betrifft."

So war es auch eine Chemnitzer Wohnheimparty, die Kolouchs Leben nachhaltig verändern sollte. Michaela Lamlechová, die der damalige Maschinenbaustudent dabei kennenlernte, war ebenfalls Tschechin, auch für ein Auslandsemester in Chemnitz und wurde seine große Liebe. Nachdem Kolouch sein Studium schließlich in Brünn abgeschlossen hatte, kehrte er 2003 nach Chemnitz zurück, um hier zum Thema parallelkinematische Werkzeugmaschinen zu promovieren. Auch Michaela Kolouchová suchte auf Basis ihres Lehramtstudiums einen Job in Sachsen, hatte jedoch mit der Fächerkombination Tschechisch und Geografie keinen Erfolg und kehrte schließlich in ihre Heimatstadt Asch zurück. Trotz des Jobangebotes, als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur Werkzeugmaschinen und Umformtechnik zu arbeiten, verlegte auch Kolouch seinen Wohnsitz zurück nach Tschechien und pendelt nun fast täglich zwischen Chemnitz und Asch. Nur gelegentlich übernachtet er bei einem Chemnitzer Freund, um sich den Weg zu sparen. "Dass wir als Familie wieder zurück nach Chemnitz ziehen, ist sehr unwahrscheinlich. Schließlich bauen wir gerade ein eigenes Haus in Asch. Ich kann mir aber vorstellen, eine eigene Wohnung in Chemnitz zu suchen, damit ich nicht jeden Tag hin- und zurückfahren muss", stellt Kolouch für sich selbst in Aussicht.

Trotz aller Anstrengungen, die mit seinem aktuellen Leben als Pendler verbunden sind, bereut Kolouch keine seiner Entscheidungen: "Ich würde mich genauso wieder entscheiden. Vor allem mein Entschluss, während des Studiums ins Ausland zu gehen, war richtig. Ich würde jedem anderen empfehlen, das auch zu tun. Es war eine wirklich interessante Erfahrung. Hier in Chemnitz habe ich viele Menschen aus aller Welt kennengelernt und hatte - obwohl ich selbst ja auch im Ausland war - oft den Eindruck, dass die Welt eigentlich zu mir gekommen ist."

(Autorin: Ina Huke)

Katharina Thehos
27.08.2013

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