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"Es kommt darauf an, was ich draus mache"

Julian Gabriel aus Niedersachsen studiert Wirtschaftsingenieurwesen, ist aber auch schon mal bei Pädagogik-Vorlesungen anzutreffen

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Julian Gabriel hat während seines Zivildienstes in Bolivien nach Universitäten gesucht, die Wirtschaftsingenieurwesen anbieten, und entschied sich für die TU Chemnitz. Foto: Heiko Kießling

"Pack dein Studium. Am besten in Sachsen." lautet der Slogan der aktuellen Werbekampagne des sächsischen Wissenschaftsministeriums und der Hochschulen des Freistaates. Ziel: Mehr Abiturienten aus anderen Bundesländern sollen ihre Koffer und Kisten packen und zum Studium nach Sachsen kommen. Die TU Chemnitz zieht schon jetzt über die Bundeslandgrenze hinweg junge Menschen an. Was für ein Studium in der drittgrößten Stadt Sachsens spricht und wie man hier lebt, erzählen die Studierenden selbst - heute: Julian Gabriel aus Niedersachsen

Die Geschichte, die beantwortet, warum es Julian Gabriel für sein Studium gerade nach Chemnitz geführt hat, beginnt in Bolivien. Dort hat der Hannoveraner nach dem Abitur seinen Zivildienst geleistet, bei einem Straßenkinderprojekt. Mithilfe des Internets informierte er sich in dieser Zeit über mögliche Studienfächer. Und möglich war erstmal alles, von Sozialer Arbeit und Pädagogik über Medienmanagement bis hin zu technischen Fächern. Potenziell bessere Berufsaussichten mit einem technischen Studienfach waren dabei nicht so wichtig - im Gegenteil: "Mein Vater wollte, dass ich in ein Fach gehe, wo ich gute Jobaussichten habe, und erzählte mir, dass er viele Pädagogen kennt, die heute Taxi fahren, aber kaum einen Ingenieur. Für mich ist dabei hängengeblieben: Egal, was ich studiere, Taxi fahren kann ich ja immer noch." Entschieden hat er sich schließlich doch für Wirtschaftsingenieurwesen, denn er wollte "das Technische nicht verlieren", für das er sich sehr interessierte. Und es erschien ihm leichter, sein soziales Interesse mit einem technischen Studiengang zu kombinieren als andersherum. Ausschlaggebend war vor allem das fächerübergreifende Angebot, die Verbindung von Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften.

Vorstellungen von der richtigen Uni hatte er wenige, Rankings oder die Stadt spielten für ihn keine Rolle. "Ich habe nach Universitäten gesucht, die Wirtschaftsingenieurwesen anbieten. Nur Hannover selbst habe ich ausgeschlossen, denn ich wollte schon etwas weg von zu Hause und mal etwas Neues sehen", so der 23-Jährige. An der TU Chemnitz hat ihn der Internetauftritt überzeugt, nicht zuletzt "weil er in grün gestaltet ist und das meine absolute Lieblingsfarbe ist", er zählt er mit einem Augenzwinkern. Beworben hat er sich noch an ein paar anderen Universitäten. "Aber die TU Chemnitz war einfach super schnell. Nach nur wenigen Tagen hatte ich alle Unterlagen und hab mich sofort eingeschrieben, ohne die anderen Antworten abzuwarten", so Gabriel. Seit 2006 gehört er jetzt zum ersten Jahrgang, der in Chemnitz einen Bachelor im Wirtschaftsingenieurwesen anstrebt. Bereut hat er die zügige Entscheidung nicht, denn egal wie sehr man sich auch informiere - "es kommt immer darauf an, was ich draus mache. Die Stadt musste ich ohnehin für mich selber kennen lernen. Sie ist kleiner als Hannover, aber ich finde sie sehr sympathisch, und ich habe hier meinen Rhythmus gefunden."

Zu diesem Rhythmus gehört mehr, als lange Tage an der Uni, die oft nötig wären, um das Studium planmäßig voranzubringen. "Gerade in den ersten zwei Semestern habe ich fast nur noch an der Uni gehangen, dann habe ich aber gemerkt, dass das nicht alles ist, was mich ausmacht, und dass ich mir damit selbst nicht mehr gerecht werde." Also hat er den Rotstift an seinen Stundenplan angesetzt und Vorlesungen gestrichen, um wieder Zeit für Kultur und soziales Engagement zu finden, um ins Theater gehen zu können und sich bei der Organisation, mit der er seinen Zivildienst in Bolivien verbracht hat, auch weiterhin einzubringen. "Mir ist es wichtiger, dass mir das Studium Spaß macht, als dass ich es in der Regelstudienzeit durchziehe", so Gabriel. Langzeitstudent ist er aber trotzdem nicht, nach sieben Semestern wird er seinen Bachelor abschließen, schätzt er ein. Was danach kommt, weiß er noch nicht, vielleicht ein Masterstudium, vielleicht ein Job als Wirtschaftsingenieur. Oder er geht wieder nach Bolivien und arbeitet mit Straßenkindern. Oder er fährt doch Taxi in Hannover. Ausschließen möchte er da nichts, über den Tellerrand schaut er gerne, und so ist er an der TU Chemnitz auch schon mal in Pädagogik-Vorlesungen anzutreffen. "Da setze ich mich manchmal einfach so rein, das ist super interessant. Der Stil ist ein ganz anderer, als in Mathe, Physik oder Maschinenbau. Ich bin froh, dass ich diese Möglichkeit hier in Chemnitz habe."

Ein anderes Angebot an der Uni, das er regelmäßig nutzt, ist der Club der Kulturen. Hier trifft er sich mit anderen Studenten, die sich für den spanischsprachigen Kulturkreis interessieren. Und bei der Studenten Initiative Siemens Sachsen (SISS) ist er aktiv. "Ein Studienkollege von mir war dort bei einer Infoveranstaltung und meinte hinterher, das wäre sicherlich auch etwas für mich, da mir bis dahin im Studium immer ein bisschen die Praxis gefehlt hat", so Gabriel. Zwei Projekte hat er bei der SISS mittlerweile bearbeitet, ein drittes ist gerade in der Vorbereitung, daraus könnte auch eine Stelle als Werksstudent werden. "Bei der SISS und den Projekten, die wir dort durchführen, gibt es sehr viel Etikette, dort sind sehr karriereorientierte Menschen dabei", schätzt Gabriel ein. Eigentlich nicht sein Ding: "Ich studiere ja vor allem, weil es mir Spaß macht." Trotzdem empfindet er seine Mitarbeit als wertvolle Erfahrung, hier kann er einen seriöseren geschäftlichen Umgang lernen, sagt er, er erhält viele Einblicke ins Geschäftsleben und besonders in den Konzern Siemens. Berufliche Perspektiven verknüpft er mit seinem Engagement nicht: "Die möchte ich mir offen halten und nicht zu viel planen - es kommt dann im Zweifelsfall ja doch alles anders."

Katharina Thehos
13.03.2009

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