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Auch ohne Abi zum Doktorhut

Selbstständige Arbeit, kreative Problemlösung, Verantwortung und Entscheidungsspielraum: Doktorand Thorsten Gerberich erarbeitet sich auch ohne Abitur seine Ziele

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Seinen Arbeitsplatz hat Thorsten Gerberich bei Continental in Babenhausen, von hier aus steht er auch in engem Kontakt mit seinem Betreuer an der TU Chemnitz. Foto: Daniel Falk

Um Karriere zu machen, sollte man laut heutiger Vorstellungen Abitur haben. Dass dies nicht unbedingt nötig ist, zeigt ein Blick auf den Lebenslauf des Doktoranden Thorsten Gerberich aus Homburg bei Marktheidenfeld: Die neunte Klasse musste der Bayer wiederholen und sein Realschulabschluss ist, wie er selbst sagt, eher mittelmäßig. Doch nun promoviert er bei Continental Babenhausen und an der Professur für Produktionswirtschaft und Industriebetriebslehre der TU Chemnitz.

Bis hierhin war es für ihn ein langer Weg. Nach der Schule lernte er zunächst Werkzeugmechaniker bei BRAUN in Marktheidenfeld. Für den Abschluss seiner Ausbildung erhielt er die Auszeichnung, welche die Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt an den Jahrgangsbesten jedes Ausbildungsberufs in dieser Region vergibt. Danach machte Gerberich eine Weiterbildung zum Industriemeister Metall, die er ebenfalls mit Auszeichnung abschloss. Wegen seines sehr guten Durchschnitts konnte er im Anschluss daran ohne vorherige Aufnahmeprüfung an der FH Kaiserslautern sein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens aufnehmen. Auch dieses schloss er als Jahrgangsbester ab, zurzeit folgt seine Promotion. In deren Rahmen hat Gerberich einen Lehrauftrag an der IHK Würzburg-Schweinfurt inne, er unterrichtet Produktionswirtschaft für Industriefachwirte.

Motiviert wurde Gerberich zu diesen Höchstleistungen durch seine Ziele: Er möchte selbstständig arbeiten können, die Möglichkeit zu kreativer Problemlösung haben und Verantwortung sowie viel Entscheidungsspielraum haben. Während seiner Aus- und Weiterbildung wurde ihm klar, wie wichtig ihm diese Dinge sind und dass er als Facharbeiter oder Meister diese Möglichkeiten nicht in dem Maß erhalten würde, wie er es sich wünscht. Schließlich entdeckte er auch die Freude am Lernen für sich, was nicht zuletzt daran liegt, dass er erkannte, dass er für die Verwirklichung seiner Ziele auch Leistungen erbringen muss. "Mittlerweile lerne ich sehr gern und freiwillig Neues dazu - auch Fachfremdes", sagt er heute.

An die TU Chemnitz ist Gerberich durch das Thema seiner Doktorarbeit gekommen. Aus der Auswahl an Themen, die ihm bei Continental Babenhausen zur Verfügung standen, wählte er Lean Production und MES (Manufactoring Execution System), zwei Technologien zur Optimierung von Arbeitsprozessen, und suchte dann den besten Betreuer. Diesen fand er in Prof. Dr. Joachim Käschel, der die Chemnitzer Professur für Produktionswirtschaft und Industriebetriebslehre inne hat. Die große Entfernung stellt dabei kein Hindernis dar. Dank Telefon und E-Mail steht Gerberich mit seinem Betreuer in regem Kontakt und sein Betrieb zeigt viel Verständnis, wenn er nach Chemnitz fahren muss.

Die Vorteile einer Promotion im Betrieb sieht Gerberich vor allem in der praxisorientierten Arbeit. "Man erhält ein direktes Feedback, ob in der Praxis auch alles so funktioniert, wie man es sich vorstellt", sagt er. Aber auch die Nähe zur Universität schätzt er: "In der Professur steht man ständig im wissenschaftlichen Kontext und hat direkten Kontakt zum wissenschaftlichen Dialog."

(Autorin: Julia Keller)

Katharina Thehos
12.12.2008

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