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Kulturelles Erbe des Vogt- und Egerlandes im Fokus der Forschung

Europäische Union fördert Projekt, an dem Literaturwissenschaftler und Historiker der TU Chemnitz beteiligt sind, mit 2,8 Millionen Euro

Das Vorhaben „Kulturelles Erbe des Vogt- und Egerlandes“, an dem die Philosophische Fakultät der Technischen Universität Chemnitz (TUC) beteiligt ist, wurde für eine Förderung im Programm „Interreg Sachsen – Tschechien 2021-2027“ ausgewählt. Dieses Projekt der grenzübergreifenden Zusammenarbeit wird nun mit insgesamt 2,8 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt. Davon fließen 1,1 Millionen Euro an die TUC. Inhaltlich knüpft es an das Vorgängerprojekt „Kulturweg der Vögte“ an. Es hebt Schätze an Mythen, Sagen und Legenden der grenzübergreifenden Region des thüringisch-sächsisch- fränkischen Vogtlands und des Egerlands in Tschechien und bereitet diese zweisprachig auf. Darüber hinaus werden die Rolle des Niederadels sowie des Deutschen Ordens in dieser Region erforscht. Die Kooperationspartnerinnen und -partner wollen die Ergebnisse in Veranstaltungen, einer Reihe von Publikationen, Ausstellungen sowie museumspädagogischen Angeboten einer breiten Öffentlichkeit im Grenzraum präsentieren. Die für die Ausstellungen und Begegnungen benötigten Räumlichkeiten werden saniert und modernisiert. Sieben deutsche und vier tschechische Einrichtungen arbeiten unter der Leitung des futurum vogtland e. V. zusammen, um das kulturelle Erbe in der Region zu vernetzen.

Seitens der TUC beteiligt sind die Professur Deutsche Literatur- und Sprachgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit (Leitung: Prof. Dr. Christoph Fasbender) sowie die Professur Europäische Regionalgeschichte (Professurvertretung: Prof. Dr. Grischa Vercamer). „In den kommenden drei Jahren soll an unserer Universität unter anderem ein Sagenführer durch das Vogt- und Egerland verfasst werden. Aus den Ergebnissen einer deutsch-tschechischen Tagung zu diesen Sagen sollen darüber hinaus Unterrichtsmaterialien entstehen, die gemeinsam mit Schulen im Vogt- und Egerland sowie mit Studierenden des Zentrums für Lehrerbildung der TU Chemnitz erarbeitet werden“, berichtet Fasbender. Zudem seien eine Edition alter Klostergründungssagen in Kooperation mit der Universität Bamberg sowie ein Buch über den legendären Deutschordensritter Heinrich von Plauen und sein Nachleben in der Literatur geplant.  

„Ich freue mich, diesmal vor allem Literaturwissenschaftler sein zu können“, sagt Fasbender. „Sagen faszinieren die Menschen schon immer. Sie erklären ja, wofür es in ihrer Gegenwart keine vernünftige Erklärung zu geben scheint. Warum heißt dieser Berg so? Warum ist dieser uralte Baum so knorrig? Wie kam wohl diese Schlucht zustande? Warum spukt es in diesem Schloss? Und was ist mit dem Kloster passiert, das hier einmal gewesen sein muss? Jeder, der Sagen-Orte aufsucht, denkt sich das unwillkürlich.“ Das Faszinierende an den Sagen sei für Fasbender, dass sie eigentlich etwas ganz Spezifisches und Einzigartiges erklären wollen: das Entstehen oder die Geschichte bestimmter Orte und Objekte. „Sie tun das aber immer im Rückgriff auf Erzählmuster, die sich überall auf der Welt finden. Nehmen wir die berühmte ‚Freiberger Mordgrube‘ oder ‚Die lange Schicht zu Ehrenfriedersdorf‘. Im Emsland und im Schwarzwald, aber auch in Schweden gibt es Sagen, die mit winzigen Abweichungen genau das gleiche erzählen“, so Fasbender, der im Projekt mit seinem Team auch der Frage nachgeht, warum dies so sei. „Wir verknüpfen so nicht nur Sagen-Orte im Vogt- und Egerland. Wir verknüpfen das Vogt- und Egerland mit Europa und dem Rest der Welt.“

Der Historiker Prof. Vercamer richtet den Fokus auf den Niederadel und den Deutschen Orden im Vogt- und Egerland. „Neben dem lokalen Niederadel spielte auch der Deutsche Orden im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit eine wichtige Rolle als lokaler und gleichzeitig internationaler Akteur. Aus dieser Region zogen viele Adelige und Bürger als Priester- und Ritterbrüder nach Livland und Preußen – also vor allem in die Gebiete der heutigen baltischen Länder sowie Polen und Russland. Beide Phänomene – Niederadel und Deutscher Orden – sollen in insgesamt vier Projekten umfassend bearbeitet werden, so dass sowohl populärwissenschaftliche als auch wissenschaftliche Resultate zu erwarten sind, welche die Region touristisch erheblich aufwerten werden“, sagt Vercamer. In seinem Teilprojekt sind drei wissenschaftliche Tagungen mit Konferenzbänden, mehrere Workshops, vier populärwissenschaftliche Bücher zu den Themen der Projekte, Konzepte zu Wanderausstellungen für Museen in der Zielregion sowie mehrere Podcasts zum Themenbereich geplant. „Ich freue mich sehr, dass das historische Vogt- und Egerland mit seinen vielen Burgen und seinen Anteilen in den heutigen Bundesländern Bayern, Sachsen und Thüringen sowie dem Nachbarland Tschechien mit Hilfe unserer Forschungsarbeit stärker zur Geltung kommen wird.“

Weitere Informationen erteilen Prof. Dr. Christoph Fasbender, Telefon +49 (0)371 531-37866, E-Mail christoph.fasbender@phil.tu-chemnitz.de, und Prof. Dr. Grischa Vercamer, Telefon +49 (0)371 531-39089, E-Mail grischa.vercamer@phil.tu-chemnitz.de.

Mario Steinebach
04.04.2024

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