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Seniorenkolleg an der TU Chemnitz
Seniorenkolleg
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Referent: Professor Lothar Abicht, TU Chemnitz und Geschäftsführer der ISW Halle GmbH

Arbeiten scheint ein Grundbedürfnis des Lebens zu sein – diese These stellte Professor Lothar Abicht in den Raum beim Seniorenkolleg am 29. März. Und er untermauerte anhand von Beispielen diese Aussage. Die nahezu 600 Teilnehmer im großen Hörsaal erfuhren zu Beginn, dass sich die Arbeits- und Lebenswelt in einem großen Umbruch befindet. Abicht nannte dabei vier sogenannte Zumutungen, die er als ein wenig „provozierend“ bezeichnete.

Schon beim  ersten Punkt „Deutschland braucht Zuwanderer – Sachsen besonders“ staunte ein mancher. „Die Bevölkerungsentwicklung geht bis 2060 in Deutschland nach unten“, begründete der Referent. Deshalb brauche man Zuwanderer und Flüchtlinge. „Manche tun so, als wäre so etwas wie gegenwärtig in punkto Flüchtlinge  noch nie dagewesen. Das stimmt nicht“, meinte Abicht. Bereits 1992 habe es in Deutschland 450.000 Asylanträge gegeben. Das hing damals mit den Balkankriegen zusammen. Dennoch sei in der ehemaligen DDR der Ausländeranteil nach wie vor sehr gering. Darum müsse man sich vor allem in den neuen Bundesländern in den nächsten Jahren genau überlegen, was man in punkto Bevölkerung will – entweder Alt und Grau oder Differenziert und Bunt. Denn: Die Zahl der Erwerbstätigen gehe nach 2019 rapide zurück.

„Aus dem Grund wird es in Zukunft auch immer wichtiger sein, die Potenziale der Älteren zu nutzen“, hob der Referent hervor. Das heißt, man müsse etwas tun, um die Älteren zu halten, sie beispielsweise nicht mehr, wie vor Jahren, mit 55 in den Vorruhestand schicken. Interessant war auch die Aussage von Abicht, dass ein 60-Jähriger heutzutage die Fähigkeit eines 50-Jährigen besitzt.

Für die 60- bis 90-Jährigen schaffe Tätigkeit zudem Sinn und verbessert das Leben. „Mit Tätigkeit ist aber nicht die Erwerbstätigkeit gemeint“, ergänzte der Redner. Die Älteren sehen in einer Tätigkeit die Chance, „mit anderen etwas zu leisten“. Eine aktuelle Studie zeige, dass es für 72 Prozent der befragten Senioren  wichtig ist, erwerbstätig zu sein. Zudem würden 55 Prozent von ihnen arbeiten, auch wenn sie das Geld nicht brauchen. „Eine   Langzeitstudie mit 1500 Teilnehmern hat ferner gezeigt, dass Menschen, die lange gearbeitet haben, eine höhere Lebenserwartung hatten“, betonte Abicht.

Ein anderer Fakt hinsichtlich des Umbruchs der Arbeitswelt ist, dass die  die junge Generation diese  verändert. „Die Erwartungshaltungen der jungen Leute am  Arbeitsplatz sind heute anders. Sie wollen unter anderem kein starres Arbeitsverhältnis, sondern mehr Flexibilität und Freiräume“, nannte Abicht zwei Beispiele. Auch die Vorstellungen der Jüngeren an die Führungskräfte hätten sich geändert. „Die Arbeitnehmer erwarten mehr Aufmerksamkeit und Fürsorge“, sagte Abicht.

Eine wichtige Aussage war ferner, dass die digitale Revolution unser Leben durchdringt. Der Redner sprach in dem Zusammenhang die Industrie 4.0  - auch intelligente Produktion genannt - an.  „So erschließen Roboter immer neue Einsatzfelder. Dabei können sie mit Menschen zusammenarbeiten“, sagte Abicht. Als Beispiel zeigte er einen kleinen Film, bei dem ein Roboter in der Pflege eingesetzt ist. Die Digitalisierung habe aber auch einen Nachteil. So seien in Deutschland 59 Prozent aller Jobs durch die digitale Technik bedroht.

Bernd Wild, Seniorenkolleg