Springe zum Hauptinhalt
Seniorenkolleg an der TU Chemnitz
Seniorenkolleg
*
Referent: Professor Georg Jahn, TU Chemnitz – Professur Angewandte Gerontopsychologie

Wozu kann Technik spezifisch für ältere Menschen von Nutzen sein? – das war eine der Fragen, die Professor Georg Jahn vor den 650 Senioren beantwortete. „Technik spielt in allen Lebensbereichen eine Rolle und trägt dazu bei, das tägliche Dasein zu erleichtern“, sagte der Referent zu Beginn. Dabei gebe es eine Vielzahl von Bereichen, in denen die Technik eine Rolle spielt. Dazu gehören beispielsweise die Versorgung und der Konsum. „Vieles kann man heutzutage über das Internet bestellen“, begründete der Referent. Aber auch Unterhaltung und Kultur zählten dazu. Dabei erinnerte der Redner unter anderem an das Nutzen der Mediathek im Fernsehen.

Das heutige Leben heißt ebenso Veränderungen in Kauf zu nehmen. „Wir müssen uns den veränderten Möglichkeiten anpassen. Zudem verlängere, erleichtere und bereichere der technische Fortschritt  das Leben. Ein Beispiel  hierfür sei das Gesundheitsmonitoring. „So werden wir den  Blutdruck oder den Blutzucker mehr und mehr selbst messen. Die Ergebnisse werden aber automatisch weitergeleitet“, hob Jahn hervor. So könne man kontinuierlich das Krankheitsgeschehen beobachten. Zum gegenwärtigen technischen Fortschritt gehöre zudem die Online-Kontoführung. „Das erspart Wege. Ferner ist man nicht an die Öffnungszeiten gebunden. Aber viele, vor allem Ältere, sehen das Ganze noch skeptisch“, betonte der Referent.

Wichtig gerade für die ältere Generation sei, dass man bei der Anschaffung neuer Technik das Kosten-Nutzen-Verhältnis genau abwägen muss. „Vor allem der zu erwartende Aufwand ist wichtig. Wie groß ist dieser zum Beispiel beim Erlernen der Bedienung“, hob Jahn hervor. Beachten müsse man zudem, wie lange besteht der Nutzen. Nicht, dass sich in kürzester Zeit vieles wieder ändere und man erneut mit dem Lernen anfangen muss.

Den Umgang  mit der Technik machte Jahn am Beispiel eines Fahrkartenautomaten deutlich. „Diese stellen für viele ein Problem dar, weil die Automaten nicht standardisiert, das heißt,  in den einzelnen Orten sehr unterschiedlich sind“, wies der Redner hin. Er stellte dabei eine Studie vor, an der Jüngere und Ältere beteiligt waren. So wurde ein üblicher Fahrkartenautomat getestet, einer mit Videoerklärung und ein verbesserter Automat. Letzterer war ausgestattet mit den Symbolen: Wohin (Netzplan wird angezeigt)– Wie lange? (Kurzstrecke 2 Stunden oder Tag) – Tarife. „Beim Bedienen des üblichen Automaten hatten die Jüngeren mit Abstand die Nase vorn, während mit den verbesserten Automaten beide Generationen gleichermaßen zurechtkamen“, nannte Jahn das Ergebnis.

Als Fazit der Vorlesung  betonte der Redner, dass die Älteren  bereit sind, die Technik zu nutzen. „Sie brauchen aber dafür mehr Zeit als die Jüngeren“, ergänzte er. Ein Großteil der auftretenden Probleme lasse sich durch geeignetes Design und adäquate Anleitung ausräumen. Zudem riet Jahn den senioren, Computerkurse zu besuchen. „Das hilft in der heutigen Zeit, da viele neue Automatisierungssysteme, unter anderem im Auto, auf die Menschen zukommen.

„Die Anwendung der vielen Technik hat aber auch einen Nachteil. Die Kommunikation untereinander leidet“, meinte eine Besucherin in der anschließenden Fragerunde. Wenn man alle Freiheitsgrade weggenommen bekommt, werde man nicht mehr gefordert und mehr und mehr entmündigt.

Bernd Wild, Seniorenkolleg
19. April 2016