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Romanische Kulturwissenschaft
14-18 WAR WAS

14-18 WAR WAS

Geteilte Erinnerungen

   

   Hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg flammt eine Auseinandersetzung mit der Urkatastrophe (George Kennan) auf. Auch in deutschen Kulturkreisen wird dieses dramatische Erleben aus dem Verdrängten ans Tageslicht gefördert.

Was und wie? – die Auseinandersetzung wird das kollektive Gedächtnis neu konstituieren; die Wissenschaft hat mit erneutem Forschen, Aufarbeiten bereits begonnen.

Nicht das feierliche Gedenken steht im Mittelpunkt, sondern das Ausgraben des Verschütteten, die dunkle, diffuse Prägung drängt ins Licht. Ein chirurgischer Eingriff und eine Therapie. Kriegsgeschehen ist seit dem 20. Jahrhundert in allen Bereichen ein transkulturelles Erdbeben für die Lebenswelten des Alltäglichkeiten und im streng kriegerischen Sektor, dem Militärischen und dem Politischen. Die schwarze Seite des Kosmopolitismus. Nur die schwarze Seite oder doch auch etwas Anderes? Die allumfassende Auseinandersetzung mit dieser Verwerfung fordert Zusammenstöße, Veränderungen, Neubewertungen.

Das Entsetzen über Nationalsozialismus, Holocaust und den Zweiten Weltkrieg hat die Gemengelage des beginnenden Jahrhunderts verdrängt.

Kann es ein transnationales und transkulturelles Erinnern und Aufarbeiten geben? Ansätze sind durch deutsch-französische Bemühungen gegeben, aber das Erinnern an den Ersten Weltkrieg ist bislang ein fragmentiertes nationales Erinnern. Im Projekt „14-18 WAR WAS. Geteilte Erinnerungen“ geht es um das Ausgraben und die Gewinnung von Erkenntnissen und Gefühlen in lokalen Kontexten, aber der zentrale leitende Gedanke ist, was bedeutet dies für das Zusammenwirken der Staaten heute? Für den europäischen Gedanken? Es wird sich zeigen, ob es ein konvergierendes Zusammenarbeiten und Denken der Staaten und Kulturgemeinschaften geben wird, was auch zur Generierung einer tatsächlichen europäischen Öffentlichkeit beitragen kann.

Ulrike Brummert beschäftigt sich schon seit über 30 Jahren mit dem Komplex Erster Weltkrieg aus historischer und transkultureller Perspektive. Bereits 1984 richtete Sie als Romanistin an der FU Berlin in Kooperation mit dem Friedrich-Meinecke-Institut und der Historischen Kommission zu Berlin ein internationales Kolloquium zur Erforschung des Ersten Weltkrieges aus. Unter Beteiligung von Madeleine Rebérioux (Paris), Rolande Trempé (Toulouse), Feliks Tych (Warschau), Ernst Engelberg (Berlin), Peter Schöttler (Paris), Christophe Prochasson (Paris), Léo Hamon (Paris), Gian Mario Bravo (Turin), Heinz-Gerhard Haupt (Lyon-Florenz) und Michael Erbe (Berlin). Daraus entstand die Publikation „Jean Jaurès, Frankreich, Deutschland und die Zweite Internationale am Vorabend des Ersten Weltkrieges“ 1989.

1998 organisierte sie eine Studienreise zu der Memorialkultur im Umfeld der Somme-Schlacht in Kooperation mit Anette Becker (Paris), dem Historial de la Grande Guerre in Péronne sowie Ypern und Langemarck in Kooperation mit dem Museum In Flanders Fields von Ypern, das sich damals zur 80-Jahr Feier des Ersten Weltkriegs neu gestaltet hatte, wie diese Organisation zum 100-jährigen Jahrestag des Ersten Weltkriegs eine komplette Neukonstruktion des Ausstellungskonzeptes präsentiert. Daraus entstand die deutsch-französische Internetausstellung „Orte des Gedenkens – Lieux de mémoire 1914-1918“ mit Unterstützung durch die Französischen Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland, der Robert-Bosch-Stiftung, des Studentenwerks Chemnitz-Zwickau und der TU Chemnitz.

So hat es eine gewisse Konsequenz, dass sich die Romanische Kulturwissenschaft 100 Jahre nach dem Menschenschlachthaus erneut um eine transnationale transkulturelle Erforschung des Ersten Weltkriegs bemüht. Als erste Kooperationspartnerin konnte Prof. Ines Bruhn von der Fakultät Angewandte Kunst Schneeberg der Westsächsischen Hochschule Zwickau gewonnen werden. Zwei gemeinsame Seminare 2012-2013 waren die erste Etappe. Ines Bruhn gebührt das Verdienst den Projekttitel „14-18 WAR WAS“ herauskristallisiert zu haben. „Geteilte Erinnerungen“, um dem Doppelaspekt des Fragmentierten und Gemeinsamen herauszuheben, steuerte die Romanische Kulturwissenschaft bei.

Der Ansatz ist, dass es sich um ein wachsendes Projekt, kein übergestülptes handelt, d.h. der Kreis der Mitwirkenden ist nicht geschlossen; es ist ein loser Verbund, in dem jeder seine Verantwortlichkeiten trägt, der aber von der gemeinsamen Grundidee getragen wird, durch die Beschäftigung den Ersten Weltkrieg im hegelschen Sinne auf zu heben.

Studentische Abschlussarbeiten, Dissertationen, Konzerte, Lesungen, weitere Ausstellungen und Kolloquien sind in der Generierungsphase und werden bis 2018 durchgeführt werden.

 

Partner

Technische Universität Chemnitz:

Europäische Geschichte,

Romanische Kulturwissenschaft,

Kultur- und Länderstudien Ostmitteleuropas,

Universitätsarchiv,

Internationales Universitätszentrum;

Westsächsische Hochschule Zwickau:

Fakultät Angewandte Kunst Schneeberg;

Stadt Chemnitz

Schloßbergmuseum Chemnitz;

Industriemuseum Chemnitz;

Museum Gunzenhauser Chemnitz;

Westfälische-Willhelms-Universität Münster;

Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg

Galerie Hinten

Weltecho

Museumsbahnhof Markersdorf-Taura

Deutsch-Französische Gesellschaft Chemnitz

sowie Einzelforscher und Künstler

 

zu präzisierende Kontakte mit den Universitäten von Mulhouse, Bordeaux und Usti nad Labem,

erste Willensbekundungen vom Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz.