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Pressemitteilung vom 25.10.1999

Neues in der Musikgeschichte zwischen Ost- und Westeuropa

Neues in der Musikgeschichte zwischen Ost- und Westeuropa
Musikwissenschaftler beleuchten Kirchenmusik, geistliche Musik und religiöse Musik

Vom 28. bis 30. Oktober 1999 findet im Chemnitzer Uni-Teil Wilhelm Raabe-Straße 43 eine internationale Konferenz zum Thema "Musikgeschichte zwischen Ost- und Westeuropa" statt. Im Mittelpunkt der Tagung stehen Kirchenmusik, geistliche Musik und religiöse Musik. 53 Referenten gehen den Fragen nach, wie sich der Aspekt des Religiösen in der Musik hinsichtlich der ost-westeuropäischen Beziehungen darstellt und welche Funktionen nationaler, konfessioneller, ethnischer oder sozialer Art er zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Regionen wahrnahm. Veranstaltet wird die Tagung vom Fachgebiet für Musik der TU Chemnitz und vom Institut für deutsche Musikkultur im östlichen Europa, Bonn.

Der Chemnitzer Musikwissenschaftler Prof. Dr. Helmut Loos zum Hintergrund des Tagungsthemas: "Im 19. Jahrhundert geriet die Kirchenmusik in den Schatten der Konzertmusik. Geistliche Musik im Konzertsaal übernahm eine ganze Reihe religiöser Formen und Funktionen. Sie breitete sich auch auf andere musikalische Gattungen aus, die als religiöse Musik verstanden wurden. Damit unterlag das Musikleben des 19. und 20. Jahrhunderts weitgehend maßgeblich religiösen Kriterien, die aus einer romantischen Musikanschauung erwuchsen und eine beherrschende gesellschaftliche Stellung errangen. Da gesellschaftliche Unterschiede durch die Musik zwar versöhnt werden sollten, in der Realität jedoch nicht aufgehoben werden konnten, sind unterschiedliche musikalische Richtungen und Parteien entstanden, die untereinander teilweise heftig konkurrierten. Dies betraf die kompositorische Neuschöpfung ebenso wie das Musikleben und die Auswahl, Bewertung und Auslegung der gewissermaßen kanonisierten Größen der Musikgeschichte. Der Glaube an die versöhnende Macht der Musik war allerdings so groß, dass die gesellschaftlich bedingten Konflikte in der Musikgeschichtsschreibung selten thematisiert wurden."

Somit berührt das Thema der Chemnitzer Tagung einen großen Teil der neueren Musikgeschichte, vor allem eine soziokulturelle Dimension, die in der Konzentration auf kompositionsgeschichtliche Zusammenhänge unter der geschichtsphilosophischen Prämisse der absoluten Musik bisher zu wenig berücksichtigt worden ist. Gerade unter dem Aspekt der Regionalität im Vergleich verschiedener Kulturräume gewinnt dieser Aspekt jedoch zentrale Bedeutung und erlaubt in Zukunft aufschlussreiche Untersuchungen.

Umrahmt wird die Tagung von einem Festakt für den Kölner Musikwissenschaftler Prof. Dr. Klaus Wolfgang Niemöller anlässlich seines 70. Geburtstages.

Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Helmut Loos, Tel. (03 71) 5 31-63 71, -63 70.