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Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
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Pressemitteilung vom 21.05.1999

Das große Geschäft mit dem unsichtbaren Geld

Das große Geschäft mit dem unsichtbaren Geld
Wie virtuelle Pfennige das Bezahlen im Internet verändern sollen

Noch sind es nur Waren und Dienstleistungen für nicht einmal 400 Millionen Mark im Jahr, die in Deutschland mit Hilfe des Internets umgesetzt werden - etwa ein Zehntausendstel des Bruttosozialprodukts. Doch der Internet-Handel, da sind sich alle Fachleute sicher, wird in den kommenden Jahren förmlich explodieren. Schon für dieses Jahr erwartet die Wirtschaftsberatungsfirma Roland Berger einen Anstieg auf 2,9 Milliarden Mark, 2001 sollen es dann bereits 28 Milliarden sein. Immer mehr Unternehmen denken mittlerweile darüber nach, wie sie an dem Boom teilhaben können.

Der elektronische Handel könnte schon längst weiter sein, gäbe es da nicht einige Probleme. So ist es immer noch recht schwierig, Waren und Leistungen über das Internet zu bezahlen und Geld über das Netz zu verschicken. Zwar haben eine Reihe von Banken und Handelsfirmen Verfahren entwickelt, wie ein solcher Geldtransfer vor sich gehen könnte. Doch Anbieter und Nutzer sind sich uneins: Die verschiedenen Bezahlsysteme passen nicht zueinander, die Entwicklungsfirmen bekämpfen sich gegenseitig, weil jeder der erste sein möchte, der sich im Markt durchsetzt. Ein tragfähiger wirtschaftlicher und organisatorischer Unterbau fehlt noch immer. Der weitere Fortschritt wird zusätzlich dadurch gehemmt, daß viele potentielle Anbieter von Internet-Bezahlsystemen fürchten, ihr finanzieller Einsatz werde sich nicht auszahlen.

Welche Voraussetzungen Bezahlsysteme im Internet erfüllen müssen, damit sie vom Handel und von den Käufern angenommen werden, damit befaßt sich die wissenschaftliche Konferenz "Bezahlen im Internet - Micro Payments: Antworten auf offene Fragen" am Donnerstag, dem 27. Mai 1999, ab 10.00 Uhr an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig, Hörsaal Süd, Jahnalle 59. Organisiert wird die Tagung von Prof. Friedrich Thiessen, Bankfachmann an der Uni Chemnitz, Prof. Udo Hielscher, Finanzanalytiker an der Leipziger Uni, und von der Beratungsfirma projekt consulting bedrich aus Meißen. Mehr als 140 Fachleute aus der freien Wirtschaft, den Banken, der Forschung und Verbänden haben sich dazu bereits angemeldet, darunter ein Großteil Entwickler und Anwender von Geldtransfersystemen.

Wohin geht die Entwicklung? Welche Erfahrung haben Internethändler bisher gemacht? Welche Lösungen lassen sich verwirklichen und was können Außenseiter dazu beitragen? Wie reagiert die Politik auf das Internetgeld? Das sind nur ein Teil der Fragen, mit denen sich die Teilnehmer be-fassen. Schließlich kann es nicht im Sinne des Staates sein, wenn jedermann im Internet seine eigene Gelddruckerei eröffnet. Immerhin wäre es denkbar, daß auch virtuelles Falschgeld in Umlauf kommt. Auch müssen Zahlungen über das Internet gegen Mißbrauch sowohl von Seiten des Händlers als auch des Kunden gesichert, die Privatsphäre und die Anonymität des Kunden garantiert sein.

Geklärt werden muß auch, wie man einen Diebstahl aus der eigenen elektronischen Geldbörse verhindert und wer im Falle eines Falles die Verluste trägt. Hier sollen sogenannte "blinde Unterschriften" helfen, die fälschungssicher sind und elektronisch übermittelt werden.

Wenn sich der Handel im Internet weiter ausbreiten soll, ist es außerdem nötig, daß auch kleine Geldbeträge, sogenannte Micro Payments, überwiesen werden können. Solche Beträge im Bereich von Pfennigen oder nur Bruchteilen davon würden viele Informationsanbieter gern etwa für das Anschauen von Lexikon- oder Wörterbucheinträgen oder einzelner Internetseiten kassieren. Doch gerade bei der Weiterleitung der Internetpfennige hapert es - die Anbieter finanzieren ihre Seiten deshalb über Werbung, im Abonnement oder bieten sie - noch - gratis an. Andererseits dürfen die Kosten für die Zahlungsabwicklung nicht den Wert der Zahlungen übersteigen. Das geht nur, wenn man einerseits Abstriche bei der Sicherheit macht, diese andererseits aber immer noch so hoch ist, daß das "Herstellen" von Falschgeld teurer wird als der Wert der Internetpfennige. Möglichkeiten für solche Kleinstzahlungen bilden ein wichtiges Thema der Tagung.

Autor: Hubert J. Gieß

Weitere Informationen: Technische Universität Chemnitz, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Professur Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre, Reichenhainer Straße 39, 09107 Chemnitz, Prof. Dr. Friedrich Thießen, Telefon 03 71/5 31-41 74, Fax 03 71/5 31-39 65, E-mail: f.thiessen@wirtschaft.tu-chemnitz.de. Eine ausführliche Liste mit allen Vorträgen finden Sie im Internet unter http://www.tu-chemnitz.de/wirtschaft/bwl4/konf.html , weitere Angaben unter http://www.bedrich.de/tagung99/index.html