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Pressemitteilung vom 09.03.1999

3D-Monitor ermöglicht nun auch den farbigen Blick in die Tiefe

3D-Monitor ermöglicht nun auch den farbigen Blick in die Tiefe
Einsatz des Wiedergabesystems in der Mund-, Kiefer- und Gesichts-Chirugie möglich

Computermonitore und Fernseher versagen, wenn es um räumliche Tiefe geht. So lassen sich etwa Konstruktionsteile, Ansichten des menschlichen Kiefers oder Landschaften normalerweise nur zweidimensional darstellen. Doch in jüngster Vergangenheit wurden weltweit Verfahren entwickelt, die dreidimensionale Bilder wiedergeben können. Einziger Nachteil: Um einen räumlichen Eindruck zu erhalten, benötigt der Betrachter spezielle Brillen, Prismen oder andere teure Hilfsmittel.

Ganz ohne Brille kommt dagegen die Entwicklung der Firma ICE Oelsnitz/Vogtland aus. Gemeinsam mit vier sächsischen Firmen und Hochschulen entstand innerhalb von zwei Jahren das 3-D-Wiedergabesystem "HOLOTRON". Allein durch Bewegen des Kopfes lassen sich Objekte, ähnlich einer Holographie, auch von der Seite betrachten. Dabei verblüfft besonders, daß vorspringende Teile regelrecht aus dem Bildschirm herauszuragen scheinen. Bereits 1998 präsentierten die Vogtländer auf der CeBIT ihren 3D-Monitor, damals noch monochrom - also schwarz/weiß - und mit einer Bilddiagonale von sechs Zoll. Auf der diesjährigen CeBIT zeigen die Forscher vom 18. bis 24. März 1999 in Hannover (Halle 16, Stand B 23) die Farbvariante - den Prototyp des neuen 3D-Color-Monitors HOLOTRON C906.

"Das HOLOTRON-Verfahren nutzt die Eigenheiten der menschlichen Physiologie wie Augenabstand, Blicktiefe und das Zusammenlaufen der Sehachsen", verrät Reiner Sombrowsky, einer der vier ICE-Gesellschafter. Da der Betrachter einen vor ihm stehenden Gegenstand mit dem linken Auge aus einer etwas anderen Richtung sieht als mit dem rechten Auge, fügt das Gehirn beide Bilder zu einem einzigen zusammen. Dabei entsteht ein räumlicher Eindruck des Gegenstandes. Das neue Verfahren zeigt dem Betrachter bei beliebigem Betrachtungswinkel diesen Gegenstand nun abwechselnd so, wie er mit dem rechten und mit dem linken Auge aussehen würde. Die beiden Bilder wechseln dabei so schnell, daß sie im Gehirn zu einem einzigen, aber räumlichen Bild verschmelzen. Der dreidimensionale Eindruck ist in jeder Position innerhalb eines 3D-Betrachtungsbereiches von ±15 Grad ab einem Betrachtungsabstand von 30 Zentimetern gegeben. Wechselt der Betrachter seine Position, paßt sich das dreidimensionale Farbbild fließend an. Laut Sombrowsky unterstützt die HOLOTRON-Technologie als erste autostereoskopische Monitortechnik die Gruppenarbeit an 3D-Bildschirmen. Der neue Monitor kann an jeden handelsüblichen Personalcomputer mittels einer speziellen Grafikkarte angeschlossen werden. Die Arbeit unter WINDOWS 95/98 und WINDOWS NT wird unterstützt. Durch spezielle Software können die Anwender selbst 3D-Bilddateien erzeugen und diese zu Animationen zusammenstellen. Laut Sombrowsky wird der Monitor in der Markteinführungsphase über 30.000 Mark kosten. Wenn das Wiedergabesystem "HOLOTRON" in höheren Stückzahlen produziert wird, läßt sich natürlich ein günstigerer Preis erzielen.

Die Idee für den neuen Monitor kam Sombrowsky beim Rasieren. "Ein Spiegel ist schließlich auch flach und läßt das Gesicht räumlich erscheinen", erzählt der Erfinder. Sombrowsky, der von Haus aus Mathematiker ist und von 1971 bis 1974 an der Vorläufereinrichtung der heutigen TU Chemnitz studierte, tüftelte viele hundert Stunden an dem HOLOTRON-Verfahren, das mittlerweile weltweit patentiert ist. Beim Deutschen Patentamt in München ist die Erfindung unter der Nummer DE4228111 eingetragen. Seit 13. Juli 1995 ist HOLOTRON außerdem ein geschütztes Warenzeichen.

Die vom sächsischen Wirtschaftsministerium geförderte Entwicklung hat aber noch weitere Väter: Die Technische Universität Chemnitz entwarf und baute eine Grafikkarte für den ISA-Bus. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft Mittweida entwickelte eine universelle Grafikkarte mit erweitertem Funktionsumfang für den PCI-Bus und verbesserte das HOLOTRON-Verfahren hard- und softwareseitig. Stromversorgung, Videoverstärker und Ablenkgenerator steuerte die Dresdener Firma VAD Video-Audio-Design bei. Komplettiert wird der 3D-Monitor HOLOTRON bei ICE Oelsnitz, und den Vertrieb regelt die VISUREAL GmbH & Verwaltungs-KG, die ebenfalls in Oelsnitz ansässig ist.

Der HOLOTRON-Monitor wird bereits in der Medizin angewandt: Die Partnerfirma IVS Software Engineering aus dem Technologie Centrum Chemnitz wertet mit HOLOTRON erfolgreich die Daten eines weitverbreiteten Röntgenverfahrens aus - nämlich der Computertomographie. Anatomische Strukturen des menschlichen Körpers lassen sich auf dem HOLOTRON-Monitor räumlich darstellen - und rasend schnell dazu. Das eigens entwickelte medizinische Computerprogramm von IVS erlaubt so Diagnosen, die wesentlich sicherer sind als bisher. Ab April 1999 wird IVS Chemnitz den neuen HOLOTRON-Monitor gemeinsam mit ihrem Diagnose- und Theraphieplanungssystem unter anderem im Bereich der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirugie einsetzen. Auch für die Rasterelektronen- und Ultraschallmikroskopie sowie für die sogenannte konfokale Laserrastermikroskopie eignet sich der neue 3D-Farbmonitor.

Weitere Informationen erteilen: Dipl.-Ing. Matthias Frolik, ICE Oelsnitz GmbH Tel. (03 74 21) 4 84-0, Fax (03 74 21) 2 41 77, Dipl.-Inf. Albrecht Schnappauf IVS GbR Chemnitz Tel. (03 71) 5 34 71 82, oder die Aussteller auf dem Gemeinschaftsstand "Forschungsland Sachsen" (Halle 16, Stand B 23) während der CeBIT vom 18. bis 24. März 1999 in Hannover.

(Autor: Mario Steinebach)