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Pressemitteilung vom 26.11.1997

Von Oxford über Yale nach Chemnitz


Von Oxford über Yale nach Chemnitz
Der Historiker Wolfgang Leonhard kommt als Gastprofessor an die TU

Er ist der wohl kompetenteste Experte, wenn es um Ideologie und
Geschichte des Kommunismus geht: Prof. Wolfgang Leonhard. Denn er hat
Insider- Kenntnisse wie wohl  niemand sonst. Jetzt ist den Chemnitzer
Politikwissenschaftlern ein Coup gelungen: Sie schafften es, den
international angesehenen Historiker für dieses Wintersemester an die
Technische Universität zu holen. Hier wird Prof. Leonhard eine
Vorlesungsreihe zum Thema "Rußland und die GUS - Sowjetische
Vergangenheit - Widerspruchsvolle Gegenwart - Zukunftsperspektiven:
Gefahren und Hoffnungen" halten. Und die ist, darauf legt Prof.
Leonhard großen Wert, auch für die Chemnitzer Öffentlichkeit gedacht
und nicht nur für studierte Politologen.

Zwölf Jahre war der in Wien geborene Leonhard alt, als Hitler an die
Macht kam. Mit seiner Mutter verließ er das Land, ging zuerst nach
Schweden, dann 1935 in die Sowjetunion. Dort wurde er ein glühender
Kommunist - und blieb es auch, als seine Mutter 1936 verhaftet wurde
und in ein sibirisches Lager kam. In Moskau besuchte er die Hochschule
für Fremdsprachen, danach die Komintern- Schule, die wichtigste
ideologisch-politische Ausbildungsstätte für ausländische Kommunisten
in der UdSSR. In Moskau lernte er auch alle kennen, die nachmalig Rang
und Namen haben sollten, von Herbert Wehner über Markus Wolf bis
Walter Ulbricht.

Ulbricht war es auch, der den mittlerweile 24jährigen im Mai 1945 als
Mitglied seiner Gruppe mit zurück nach Deutschland nahm - er war für
Höheres vorgesehen. Von 1947 bis 1949 lehrte er an der
SED-Parteihochschule Karl Marx. Mehr und mehr kamen ihm Zweifel an der
Praxis des Kommunismus, die so gar nicht mit den hehren Zielen
übereinstimmen wollte, an die er glaubte. So flüchtete er im März 1949
nach Jugoslawien - dort hatte sich der einstige Partisan Tito gerade
vom Kommunismus sowjetischer Prägung losgesagt.

Über Umwege gelangte Leonhard nach Westdeutschland, wo er in seinem
Buch "Die Revolution entläßt ihre Kinder" scharfsinnig mit dem Sowjet-
Kommunismus abrechnete. Es wurde ein Welt-Bestseller: Übersetzungen
erschienen unter anderem in Großbritannien, den USA, Frankreich,
Holland, Schweden, Finnland, Argentinien, Japan, Libanon und Indien,
in den sechziger Jahren wurde es sogar für das Fernsehen aufbereitet.
Derart als Experte ausgewiesen, ging Leonhard als Professor zunächst
nach Oxford, von dort an die NewYorker Columbia University und
anschließend nach Yale. Zahlreiche weitere Bücher und Fachaufsätze
folgten, und Universitäten rund um den Globus, von Sri Lanka über die
Schweiz und von Ghana bis nach Japan, luden ihn zu Gastvorträgen ein.
Auch als Interviewpartner war und ist der Historiker geschätzt, kein
Wunder, gilt er doch als der Experte zur Geschichte der Sowjetunion
und der Entwicklung Rußlands und der GUS.

Professor Leonhard wird in Chemnitz insgesamt 29 Vorträge halten -
alle in der Zeit vom 1. bis 19. Dezember 1997. Dann heißt es, sich
rechtzeitig jeweils von montags bis freitags, 9.00 Uhr bis 10.30 Uhr,
einen Platz im Universitätsteil Reichenhainer Straße 70, Hörsaal B 3,
zu sichern. Denn daß die Vorlesung gut besucht sein wird, läßt sich
jetzt schon absehen.

Weitere Informationen: Technische Universität Chemnitz, Philisophische
Fakultät, Professur Internationale Politik, Reichenhainer Straße 41,
09107 Chemnitz, Prof. Dr. Beate Neuss, Telefon (03 71) 5 31-84 04, Fax
(03 71) 5 31-40 92, e-mail: beate.neuss@phil.tu-chemnitz.de