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BEOLINGUS goes EU

Mit dem BEOLINGUS-Wörterbuch der TU Chemnitz können Studierende ab sofort Texte der Europäischen Union durchstöbern - mehrere Millionen Beispielsätze erleichtern das Sprachenlernen

  • BEOLINGUS-Erfinder Frank Richter konnte das Wörterbuch um jeweils mehr als eine Million Beispielsätze in Englisch, Spanisch und Portugiesisch ergänzen. Wem dieser Service gefällt, der sollte im BEOLINGUS-T-Shirt-Shop zugreifen. Foto: Mario Steinebach

Das Online-Wörterbuch BEOLINGUS der Technischen Universität Chemnitz verwertet neuerdings den Textefundus der Europäischen Union und festigt damit seine Sonderstellung unter den virtuellen Lexika. Anfang Juli 2012 machte Frank Richter, BEOLINGUS-Erfinder und Webmaster der TU Chemnitz, Beispielsätze aus der Multilingual Translation Memory der Europäischen Union für die BEOLINGUS-Suchmaschine verfügbar. Mit diesem Novum gibt es in allen drei Sprachpaaren - Deutsch-Englisch, Deutsch-Spanisch und Deutsch-Portugiesisch - jeweils über eine Million Sätze oder längere Wortgruppen zusätzlich. "Ich kenne kein weiteres Online-Wörterbuch, das in dieser Form mit der Multilingual Translation Memory der Generaldirektion Übersetzung der EU arbeitet", so Frank Richter.

Die Translation Memory umfasst eine Sammlung von Textsegmenten aus der EU-Gesetzgebung in allen 23 Amtssprachen und bietet eine optimale Grundlage für Wörterbücher: "Es handelt sich um Auszüge aus Gesetzestexten, also zum Teil um richtige Satzmonster. Für jemanden, der im politisch-administrativen Bereich arbeitet, ist unser neuer Service ein gutes Hilfsmittel, um zu schauen, wie in der Europäischen Union übersetzt wird", erklärt Richter.

BEOLINGUS und dessen Vertragspartner Internationales Informatik- und Begegnungszentrum Sachsen arbeiten eng zusammen mit der Professur Englische Sprachwissenschaften der TU. Prof. Dr. Josef Schmied gab im November 2010 den nötigen Anstoß für die Einbindung der Translation Memory in BEOLINGUS: "Vor einigen Jahren stieß ich auf den EUROPARL Corpus, der Reden im EU-Parlament in mehreren EU-Sprachen zugänglich macht. Außerdem verwenden wir seit einiger Zeit das Wörterbuch `Linguee´ auch im Unterricht, das zweisprachige Quellen aus dem Internet gut aufbereitet und Nutzern eine breite Auswahl von Suchbegriffen im Kontext anbietet. Ich hatte mich gefragt, ob wir so etwas Ähnliches aufbereiten könnten, und setzte mich mit Frank Richter in Verbindung", so Schmied. Im Anschluss kontaktierte Richter die Generaldirektion Übersetzung der EU und holte sich schließlich die Erlaubnis ein, den EU-Textkorpus der Translation Memory auf BEOLINGUS zu integrieren.

BEOLINGUS zählt zu den besonderen kostenlosen Online-Wörterbüchern. Vor allen Dingen nutzt es für die Aussprache die von Muttersprachlern gesprochenen Wörter - andere virtuelle Lexika nutzen computergenerierte Stimmen. Mit der Einbindung der Translation Memory der EU stärkt BEOLINGUS seine Sonderstellung zusätzlich. Trotz des großen Textkorpus grübelte Richter über den Nutzen der Translation Memory für BEOLINGUS: "Ich habe am Anfang etwas gezweifelt, ob das überhaupt ein Hilfsmittel ist. Über eine Million Sätze ist zwar eine tolle Zahl, aber ob man auch damit arbeiten kann, da war ich mir unsicher", so Richter.

Unterstützung und Zuspruch erhielt er von Diana Lohse, Team-Mitglied bei BEOLINGUS. Lohse, die 2010 für das Online-Wörterbuch noch als studentische Hilfskraft tätig war, zeigte ihrem Vorgesetzten die Vorteile der Translation Memory auf: "Einzeln übersetzte Sätze oder sogar ganze Abschnitte sind meiner Meinung nach ideal, weil der Nutzer die Wörter im Kontext sieht. Häufig haben Wortformen mehr als eine Bedeutung. Gibt der Nutzer beispielsweise `übersetzen´ ein, steht er im Englischen vor der Wahl zwischen `translate´, `compile´ und `ferry across´. Außerdem können nicht alle Konstruktionen eins zu eins übersetzt werden. Das Deutsche neigt beispielsweise zu Substantivierungen, die im Englischen oftmals umschrieben werden müssen", sagt Lohse.

Derzeit ergibt der EU-Textkorpus für die BEOLINGUS-Suchmaschine 1.115.051 Sätze für Deutsch-Englisch, 1.073.000 Sätze für Deutsch-Spanisch und 1.066.000 Sätze für Deutsch-Portugiesisch. In den nächsten Jahren wird die Anzahl der Sätze zudem steigen, denn die Translation Memory erweitert sich kontinuierlich. Neben Apps für Smartphones, Vokabeltrainer und einem T-Shirt-Shop sieht BEOLINGUS-Erfinder Richter noch mehr Potenzial: "Solange es mir Spaß macht, bleibe ich selber am Ball. Wir versuchen, innovativ zu sein. Die Benutzer danken es uns und geben positives Feedback."

"BEOLINGUS - das Online-Wörterbuch der TU Chemnitz": http://www.beolingus.de

Weitere Informationen erteilt Frank Richter, Webmaster der TU Chemnitz, Telefon 0371 531-31879, E-Mail beolingus@tu-chemnitz.de.

(Autorin: Victoria Graul)

Katharina Thehos
13.11.2012

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