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Ein Huene auf seinem Podest - der "Halbleiter von Chemnitz"

Kunst an der Technischen Universität: Zum 80. Geburtstag des Künstlers Stephan von Huene wird an seine Skulptur im Foyer des Hörsaalgebäudes erinnert

  • Der "Halbleiter von Chemnitz" ist die einzige Skulptur Stephan von Huenes, die bewegte Elemente ohne Klang enthält. Damit können die Studierenden auch ungestört im Hörsaalgebäude der TU arbeiten. Foto: Bildarchiv der Pressestelle/Ulf Dahl
  • Der Künstler Stephan von Huene lebte vom 15. September 1932 bis 5. September 2000. Auch in Chemnitz hinterließ er Spuren. Sein "Halbleiter" befindet sich seit 13 Jahren im Hörsaalgebäude. Foto: Bildarchiv der Pressestelle/Andreas Seidel

Seit 13 Jahren steht er auf seinem Sockel, der "Halbleiter von Chemnitz". Es ist der Blickfang, sobald man das farbenfrohe Foyer des Hörsaalgebäudes der Technischen Universität betritt: die über drei Meter hohe Figur mit dem Schaufensterpuppenkörper, den Metallarmen und den großen Händen. Unermüdlich winken und gestikulieren sie den vorbeieilenden Studenten und Dozenten zu, der Torso dreht und wendet sich und auch der Kopf blickt immer leicht erstaunt auf das bunte Treiben um ihn. Kaum ein Student weiß, wie er heißt oder was er darstellt - so halten ihn die meisten für ein Demonstrationsstück der Elektrotechnik oder des Maschinenbaus. Doch der "Halbleiter von Chemnitz" ist Kunst. Genauer gesagt, entspringt er dem Kopf des amerikanischen Klangskulpturenkünstlers Stephan von Huene, der dieses Jahr seinen 80. Geburtstag gefeiert hätte.

Zu Lebzeiten war er weltweit auf Ausstellungen vertreten, wie der "documenta" in Kassel oder der Biennale in Venedig. Huene, geboren am 15. September 1932 in Los Angeles als Kind deutscher Einwanderer, studierte Kunst, Malerei und Kunstgeschichte und wurde später zum Dozenten an namhaften Kunsthochschulen der USA. Seine ersten Skulpturen bestanden noch konventionell aus Leder und Holz, doch ab 1964 widmete er sich den Klangskulpturen. Hierzu untersuchte er die Akustik mechanischer Instrumente und machte sich Gedanken dazu, wie Kunstwerk und Betrachter in einen Dialog treten können.

Dieses zentrale Anliegen integrierte er auch in den "Halbleiter von Chemnitz": Ein Sensor im Sockel reagiert auf sich nähernde Menschen und löst eine Bewegung der Figur aus. 1997 entwarf von Huene das Konzept der Multimediaskulptur für einen Wettbewerb, den die TU Chemnitz zur Verschönerung des Hörsaalgebäudes ausgeschrieben hatte. Der damalige Rektor, Prof. Dr. Christian von Borczyskowski, war von der Kombination von technischer Funktionalität und tänzelnder Leichtigkeit fasziniert und so bekam von Huene den Auftrag. Auch die Interaktion mit den Vorübergehenden beeindruckte von Borczyskowski: "Auf diese Weise gehört der Halbleiter einerseits zum technischen Inventar wie eine sich automatisch öffnende Tür, ist andererseits keiner Zweckmäßigkeit unterworfen, ist Kunst am Werk." Weiterhin symbolisiere die Büste eines der Merkmale der TU Chemnitz, nämlich die Kombination technischer und geisteswissenschaftlicher Aspekte. Der Sockel des "Halbleiters" enthält neben dem Bewegungssensor auch eine Zeitschaltuhr, die dafür sorgt, dass alle 15 Minuten Leben in ihn kommt. Neun einprogrammierte Tänze legt er aufs Parkett, winkt und zeigt dabei in alle Richtungen. Auf die Hände am Ende der blanken Metallarme legte von Huene damals besonderen Fokus, denn sie vermitteln den Ausdruck der Figur. Bemerkenswert ist auch der Stilbruch zwischen den unverkleideten Armen und dem verkleideten Rumpf aus Fiberglas. Der "Halbleiter" ist die einzige Skulptur Stephan von Huenes, die bewegte Elemente ohne Klang enthält.

Er ist geschlechts- und zeitlos und vereint moderne Mikroelektronik mit Mechanik aus früheren Tagen - zwei Fachgebiete, welche die TU Chemnitz über die Grenzen von Deutschland hinaus bekannt machen. Gleichzeitig soll er den Studenten ein Denkanstoß für ihr zukünftiges Leben und die Rolle der Technik darin sein: Hilft sie uns nur oder schafft sie auch Probleme? Auch 13 Jahre nach Enthüllung der Skulptur und zum 80. Geburtstag steht fest, dass man wohl kaum ein treffenderes Kunstwerk an die TU hätte holen können als den "Halbleiter von Chemnitz".

Weitere Informationen über den Künstler Stephan von Huene: www.stephanvonhuene.de

Film über den "Halbleiter von Chemnitz": http://www.stephanvonhuene.de/klang/halb3.1.html

Hinweis: Im Herbst erscheint das Buch "Stephan von Huene. Die gespaltene Zunge. Split Tongue: Texte und Interviews" im Hirmer-Verlag. Herausgeber sind Petra Kipphoff von Huene und der Kunshistoriker Marvin Altner.

(Autorin: Florentina Liefeith, Praktikantin in der Pressestelle)

Mario Steinebach
10.09.2012

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