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Unterhaltsame Zeitreise durch drei Jahrzehnte „Wiwi-Fakultät“

Von Anekdoten und Bilanzen: Fakultät für Wirtschaftswissenschaften feierte ihr 30-jähriges Bestehen mit einem Festakt

Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Technischen Universität Chemnitz (TUC) ist 30 Jahre alt. Am 8. Dezember 2023 feierten Fakultätsmitglieder und -angehörige sowie Absolventinnen und Absolventen das Gründungsjubiläum ihrer Fakultät gemeinsam mit zahlreichen Gästen im Zentralen Hörsaal- und Seminargebäude mit einem akademischen Festakt, bei dem auf sehr erfolgreiche Jahre zurückgeblickt wurde, so manche Anekdote Erinnerungen wachrief sowie aktuelle Entwicklungen in Lehre und Forschung und erfolgreiche Karrierewege von Alumnae und Alumni beschrieben wurden.

Nach einer kurzen Eröffnung durch den Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Prof. Dr. Stefan Hüsig, gratulierte der Rektor der TUC, Prof. Dr. Gerd Strohmeier, in einer Videobotschaft ganz herzlich zum Fakultätsgeburtstag. Er dankte für die hervorragende Kooperation und für die Performance der Fakultät, die in der Forschung viele aktuelle Themen unserer Zeit adressiert. Er lobte auch die im Vergleich zum Bundesdurchschnitt hohe Zahl an erfolgreich abgeschlossenen Promotionen. Zudem habe es den Rektor beeindruckt, dass viele Absolventinnen und Absolventen der Fakultät bundesweit wichtige Schlüsselpositionen in Politik, Wirtschaft und Wissenschaften besetzt haben, was auch das Programm des Festaktes im weiteren Verlauf unterstrich.

Einer von ihnen ist der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze, der von 1990 bis 1996 ein wirtschaftswissenschaftliches Studium an der TUC absolvierte und sich heute noch gern an „die wilden 90er“ erinnert, insbesondere an die prägende Gestalt von Gründungsdekan Prof. Dr. Peter Rütger Wossidlo, der aus gesundheitlichen Gründen leider nicht am Festakt teilnehmen konnte. Schulze berichtete von den vielen Blockvorlesungen an Wochenenden in den mittlerweile abgerissenen Baracken auf dem Campus, von seiner Hiwi-Tätigkeit bei Prof. Dr. Reinhart Lang und von den legendären Fußballspielen des „Rütgers Club“ gegen die „Verfolgten des Prüfungsamtes“. „Die Stadt Chemnitz ist froh, in einer Industriestadt eine leistungsstarke wirtschaftswissenschaftliche Fakultät zu haben, die Brücken baut zwischen Theorie und Praxis“, so der Oberbürgermeister, der im Publikum viele altbekannte Gesichter wiedererkannte.

Einer war Prof. Dr. Joachim Käschel, der von 1996 bis 2000 der Fakultät als Dekan vorstand. Er erzählte beim Festakt einige Anekdoten aus den Anfangsjahren der Wiwi-Fakultät. Unter dem Motto „Welch ein Chaos, alles ist möglich“ wurde damals sehr viel und unbürokratisch erreicht – von der rasend schnellen Entwicklung von Studien- und Prüfungsordnungen, über zügige Berufungen bis hin zu Intensivkursen für die Studierenden. Auch bei ihm fiel der Name Wossidlo sehr oft. Der Gründungsdekan, der im wahrsten Sinne des Wortes immer eine offene Tür hatte, entwickelte die Chemnitzer Fakultät nach Bayreuther Vorbild. „Professor Wossidlo hatte drei Hände, zwei zum Arbeiten und ein glückliches Händchen“, so Käschel. Und mit dem glücklichen Händchen habe er auch viele Hindernisse, u. a. im sächsischen Wissenschaftsministerium, aus dem Weg räumen können.

Einen kleinen persönlichen Rückblick auf 30 Jahre Marketing an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften ermöglichte Prof. Dr. Cornelia Zanger, die an der TUC die Marketing-Professur und das mittlerweile international sehr beachtete Forschungsfeld „Eventmarketing/Livekommunikation“ erfolgreich aufbaute, was zahlreiche „Best Paper Awards“ bei Tagungen rund um den Globus unterstreichen. Am Anfang seien einige Studierende skeptisch gewesen, als sie in der Vorlesung erstmals etwas von Marketing hörten und dies mit Manipulation gleichsetzten, doch heute sei ein wirtschaftswissenschaftliches Studium ohne Marketing undenkbar, so Zanger. Sehr gern engagierte sich die Professorin im Hochschulmarketing und im Gründungsnetzwerk SAXEED der vier Hochschulen in Südwestsachsen. „Seit dem Start von SAXEED wurden 529 erfolgreiche Ausgründungen begleitet, darunter 253 Ausgründungen aus der TU Chemnitz“, berichtet sie stolz. Und besonders stolz ist sie auch auf zahlreiche Absolventinnen und Absolventen ihrer Professur und ihrer Fakultät, von denen einige am Festakt teilnahmen.

Video-Grußworte mit Glückwünschen übersandten zu Beginn des zweiten Teils der Veranstaltung Dr. Carsten Linnemann, Generalsekretär der CDU, sowie Dr. Cornelius Riese, Co-Vorstandsvorsitzender der DZ Bank, die beide an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften promovierten und sich gern an die Zeit in Sachsen erinnerten.

Dr. Martin Böhringer, Co-Founder & CEO der Staffbase GmbH – das erste ostdeutsche Unicorn außerhalb von Berlin – berichtete von seinem Werdegang, insbesondere auch dem Wirtschaftsinformatik-Studium an der TU Chemnitz sowie von der Unterstützung des sächsischen Gründernetzwerkes SAXEED bei der Unternehmensgründung. Er freut sich über alle Absolventinnen und Absolventen, die den Weg zurück nach Chemnitz finden. Auch wenn sein Unternehmen mittlerweile weltweit tätig ist, bleibt die Firmenzentrale in Chemnitz, viele Schlüsselpositionen bei Staffbase sind mit Absolventinnen und Absolventen der TUC besetzt.

Prof. Dr. Uta Wilkens promovierte und habilitierte an der Professur Personal und Führung der TUC, die damals von Prof. Dr. Peter Pawlowsky geleitet wurde. Mittlerweile ist sie Inhaberin des Lehrstuhls Arbeit, Personal & Führung an der Ruhr-Universität Bochum und u. a. Sprecherin des Kompetenzzentrums HUMAINE (Transfer-Hub für die humanzentrierte Arbeit mit KI). Sie erläuterte die Vorteile transdisziplinärer Forschung anhand der entstehenden Synergien im Rahmen des Forschungsprojektes. Zudem betonte sie die Verantwortung der Lehrenden und Forschenden für ihre Region und wünschte sich „Menschen, die sich mit ihrem Wissen, ihren Ideen, ihren demokratischen Werten und ihrer Haltung in den Dienst der universitas stellen und darüber die Zukunft der Region gestalten“.

Dr. Marius Grathwohl, Vice President Digital Products and Transformation der MULTIVAC Sepp Haggenmüller SE & Co. KG, wurde krankheitsbedingt per Videoübertragung in den Hörsaal zugeschaltet. Er war Mitarbeiter an der Professur Privatrecht und Recht des geistigen Eigentums der TUC bei Prof. Dr. Dagmar Gesmann-Nuissl und im Internationalen Büro der Fakultät tätig. Er blickte nicht nur dankbar auf seine Zeit an der Fakultät zurück, sondern betonte auch die Vorteile des transdisziplinären Arbeitens, von denen er noch heute profitiert. Dies wurde deutlich bei der Vorstellung seiner Tätigkeit bei der MULTIVAC-Support-Unit Digital Products & Transformation, welche durch eine Matrixorganisation besondere Herausforderungen, aber auch Vorteile bereithält.

Den letzten Block der Veranstaltung eröffneten Mara Falkenhagen und Klaus Etteldorf mit einem Grußwort des Fachschaftsrates Wirtschaftswissenschaften. Dieser hat u. a. die Aufgaben, die Studierenden in Universitätsgremien zu vertreten und diese miteinander zu vernetzen. Eine wichtige Rolle spielt hierbei die „O-Phase“ zu Beginn des Studiums, in der viele Freundschaften geschlossen werden, die nicht das Studium bereichern, sondern oft darüber hinaus andauern. An der TU Chemnitz schätzen Sie insbesondere den freundschaftlichen Umgang der einzelnen Fachschaften miteinander, aber auch die gute Zusammenarbeit mit dem Dekanat der Fakultät.

Prof. Dr. Sebastian Gechert, Inhaber der Professur für Makroökonomie der TUC, machte mit den Anwesenden ein Live-Experiment und integrierte dessen Ergebnisse direkt in seinen Vortrag zum Thema „Regiert die schwäbische Hausfrau noch das Land? Einstellungen zu Staatsverschuldung und Schuldenbremse in Deutschland“. Er betonte, dass die Thematik aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgerichts zur Änderung des Nachtragshaushalts 2021 extrem aktuell sei. Das Narrativ der schwäbischen Hausfrau, die nur so viel Geld ausgibt, wie sie hat, und damit die Sinnhaftigkeit der Schuldenbremse wurden hinterfragt. Dabei wurde deutlich, dass viele befragte Anwesende eher Verfechter der „goldenen Regel“ sind, die Schulden für sinnvolle Investitionen befürworten. In den zugrundeliegenden Untersuchungen wurden zudem der Einfluss des wirtschaftswissenschaftlichen Wissens sowie die Kenntnis verschiedener Ankerinformationen auf die im Rahmen der Umfrage getätigten Aussagen untersucht.

Über ihre aktuelle Forschung zur „Resilienz im Gesundheitswesen“ sprach Jun.-Prof. Dr. Charlotte Förster, Inhaberin der Juniorprofessur für Europäisches Management der TUC. Sie erläuterte den Begriff der Resilienz aus verschiedenen Perspektiven, den Resilienzprozess sowie verschiedene Resilienzfaktoren und stellte ihre Forschungsergebnisse zur Resilienz von Führungskräften während der Covid-19 Pandemie vor. Zudem stellte sie die Auswirkungen der Resilienz von Führungskräften auf die Resilienz von Gesundheitsorganisationen dar und gab einen Ausblick auf das aktuelle durch das sächsische Wissenschaftsministerium geförderte Forschungsprojekt zur digitalen Resilienz von sächsischen Krankenhäusern, welches sie als Projektleiterin gemeinsam mit Prof. Dr. Silke Geithner von der ehs Dresden bearbeitet.

Dr. Wladislav Gawenko, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur Internationale Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung der TUC, referierte über Bilanzierungs- und Bewertungsfragen der auf der Blockchain-Technologie basierenden Crypto Assets. Deren Bedeutung nimmt immer weiter zu, sie dienen nicht nur als Zahlungsmittel, sondern z. B. auch zur Wertaufbewahrung oder als Investitionsmittel. Ein bekanntes Crypto Asset ist zum Beispiel der Bitcoin, darüber hinaus existieren aber noch viele weitere. Im Rahmen dieses Vortrages konnte leider nicht geklärt werden, wer sich hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto – Erfinder der Kryptowährung Bitcoin – verbirgt. Die spannenden Forschungsfragen zu Bilanzierung und Bewertung wurden jedoch sehr gut sichtbar.

Aktuelle Entwicklungen in Lehre und Forschung an der Fakultät stellten Prof. Dr. Marlen Gabriele Arnold, Prodekanin für Lehre und Gleichstellung der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, sowie Prof. Dr. Matthias Wichmann, Prodekan für Forschung der Fakultät, vor. Arnold gab einen Überblick über das aktuelle Studien- und Lehrprogramm der Fakultät. Sehr deutlich wurde hier der starke transdisziplinäre Ansatz, der sich nicht nur in verschiedenen Studiengängen widerspiegelt, sondern auch im Rahmen der zahlreichen Exportmodule, die die Fakultät für Studiengänge anderer Fakultäten zur Verfügung stellt. Sie stellte die aktuellen Akkreditierungsverfahren der Fakultät vor und erläuterte exemplarisch die neue Struktur des Bachelor Wirtschaftswissenschaften, der aufgrund der Major-Minor-Struktur eine Vielzahl von individuellen Vertiefungsmöglichkeiten bietet. Schließlich ging sie noch auf die Bemühungen des Studierendenmarketings, des Studienerfolgsmanagements und die Erfolge bei verschiedenen Rankings ein. Seit 2018 ist die Fakultät zudem Teil der von den Vereinten Nationen (UN) unterstützten Initiative „Principles for Responsible Management Education (PRME)“.

Die Vielfalt, Qualität und Transdisziplinarität der Forschungstätigkeiten der Fakultät im Rahmen der fünf Forschungsschwerpunkte „Digitalisierung“, „Innovation und Technologie“, „Nachhaltigkeit“, „Konsumentenverhalten und Verbraucherschutz“ sowie „Mensch und Arbeit“ wurde im Vortrag von Wichmann deutlich. Stellvertretend seien hier der Smart Rail Connectivity Campus (Forschungscampus zur digitalisierten, vernetzten, nachhaltigen Mobilität) sowie die Beteiligung am Sonderforschungsbereich „Hybrid Societies“ (Erforschung des Miteinanders von Menschen und Maschinen) genannt.

Das Vortragsprogramm wurde abgerundet durch eine Bücherausstellung von historischen Werken aus einer Bücherspende von Prof. Dr. Klaus Brockhoff, ehemaliger Inhaber des Lehrstuhls für Unternehmenspolitik der WHU – Otto Beisheim School of Management. Die Gäste konnten zudem alte und neue Bekanntschaften fotografisch in einer Fotobox festhalten, die für viel Unterhaltung sorgte. Die Professur Wirtschaftsinformatik II der TUC versorgte die Festgemeinschaft mit selbstgemachtem Popcorn.

Mit einem abendlichen Empfang klang der Festakt anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Fakultät für Wirtschafts­­wissenschaften der TUC in angeregter Atmosphäre aus.

(Autoren: Dr. Nicole Thurner, Mario Steinebach)

Mario Steinebach
11.12.2023

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