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Sie setzte Akzente im Maschinenbau und ist weiterhin als Gutachterin gefragt

Prof. Dr. Birgit Awiszus geht nach langjähriger Lehr- und Forschungstätigkeit an der TU Chemnitz in den Ruhestand – von Stillstand kann aber keine Rede sein

Nach langjähriger Lehr- und Forschungstätigkeit an der Technischen Universität Chemnitz (TUC) trat die Maschinenbauingenieurin Prof. Dr. Birgit Awiszus Ende September 2023 in den Ruhestand ein. Die offizielle Verabschiedung durch den Rektor der TU Chemnitz, Prof. Dr. Gerd Strohmeier, erfolgte am 17. Oktober 2023.

Prof. Dr. Birgit Awiszus – Ein vielseitiger Werdegang und eine gefragte Wissenschaftlerin bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)

Ihre Hochschulausbildung absolvierte Awiszus von 1978 bis 1984 an der Leibniz Universität Hannover, wo sie Mathematik mit dem Nebenfach Informatik studierte und den Abschluss als Diplom-Mathematikerin erlangte. Sie war an dieser Universität von 1984 bis 1989 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Umformtechnik und Umformmaschinen tätig und promovierte dort 1989 zum Doktoringenieur mit „summa cum laude“. Ihr Forschungsschwerpunkt lag dabei auf der Entwicklung einer Methode zur rechnergestützten Konstruktion von Schmiedewerkzeugen. Von 1990 bis 1994 übernahm sie die Position der Geschäftsführerin des Instituts für Integrierte Produktion Hannover gGmbH (IPH) und 1999 schloss Awiszus ihre Habilitation am IFUM Hannover im Fachgebiet „Produktionsinformatik“ zum Thema „Integrierte Produkt- und Prozessmodellierung umformtechnischer Planungsprozesse“ erfolgreich ab.

Danach nahm sie den Ruf an die TUC an und leitete seit April 2000 die Professur Fertigungstechnik/Umformverfahren, die 2006 inhaltlich für Zukunftsthemen neu ausgerichtet und zum 01. Juli 2006 in Professur Virtuelle Fertigungstechnik umbenannt wurde. Die Schwerpunkte ihrer Forschungstätigkeiten waren die Optimierung, Neu‑/Weiterentwicklung und Simulation verschiedener Fertigungsprozesse, wobei auch ein großer Fokus auf den inkrementellen Umformverfahren und dem umformenden Fügen lag. Durch ihren informationstechnischen Hintergrund widmete sie ihre weiteren Forschungsaktivitäten auch der Entwicklung und Modellierung von umformtechnischen Prozessketten sowie der Produktmodellierung und den Anwendungsmöglichkeiten in der Produktdatentechnologie.

Im Jahre 2003 wurde Awiszus zur Vorsitzenden des Promotions- und Habilitationsausschusses der Fakultät für Maschinenbau der TUC gewählt und leitete diesen 20 Jahre.

In ihrer Tätigkeit als Professorin baute sie die traditionsreiche deutsch-tschechische Kooperation aus und wurde für ihr jahrelanges Engagement mit der Ehrenmedaille der Fakultät Maschinenbau der Westböhmischen Universität Plzeň (WBU) gewürdigt. Awiszus hielt an dieser Fakultät mehrere Jahre Vorlesungen und Vorträge und arbeitete mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Modellierung und Simulation zusammen. Regelmäßig organisierte sie mit ihrem Team im Rahmen von ERASMUS- und DAAD-Projekten den Austausch von Studierenden beider Universitäten. Als weitere Anerkennung durfte sie sich für die erfolgreiche Zusammenarbeit in das „Goldene Buch“ der WBU eintragen.

In weiteren gemeinsamen Kooperationsprojekten, welche vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert wurden, arbeitete sie und mehrere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihrer Professur über sechs Jahre mit dem Smart Manufacturing Research Institute (Leiter: Prof. Yupiter HP Manurung) von der Universiti Teknologi MARA in Shah Alam/Malaysia auf dem Gebiet der Additiven Fertigung zusammen. Dabei lagen die Schwerpunkte der langjährigen Kooperation, verbunden mit zahlreichen mehrwöchigen und mehrmonatigen Auslandsaufenthalten, in der Entwicklung von Studiengängen und Lehrveranstaltungen sowie in der Forschung bei der Digitalisierung von Fertigungsprozessen. Durch die Vernetzung der gemeinsamen Aktivitäten mit Partnerinstitutionen in Malaysia, Singapur und Indonesien konnte Awiszus die internationale Forschungsarbeit zwischen der TUC und Südostasien stärken.

Auch bei der Zusammenarbeit mit zahlreichen Unternehmen und mit teils mehrjährigen Kooperationsprojekten konnten sie und ihr Team wissenschaftlich überzeugen. So erhielt Awiszus z. B. 2012 den "Scientific Award" der Simufact Engineering GmbH (heute: Hexagon AB) als Auszeichnung für hervorragende Zusammenarbeit und vorbildlichen Technologietransfer und 2015 den „Scientific Publication Award“ als Auszeichnung für besonders praxisrelevante wissenschaftliche Veröffentlichungen zu Forschungs- und Entwicklungsprojekten.

Auch wenn die Professur Virtuelle Fertigungstechnik zum Großteil mit leistungsfähigen PC´s, Servern und zwei Rechencluster arbeitet, ist für die Forschung ebenso ein gut ausgestattetes Versuchsfeld notwendig. Erfolgreich über das Förderprogramm „Forschungsgroßgeräte“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie durch die Beteiligung des damaligen Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst (SMWK) bewilligt und finanziert, konnten Awiszus und ihr Team eine neue Hochleistungsdrückmaschine mit CNC-Steuerung im Oktober 2019 in Betrieb nehmen. Mit diesem neuen Großgerät konnte die seit Jahrzehnten an der Professur erarbeitete Expertise auf dem Gebiet der inkrementellen Umformverfahren weiter ausgebaut und zeitgemäß erforscht werden.

Auf Initiierung des ProSTEP iViP Vereins gründeten Awiszus sowie weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Jahre 2015 die Forschungsvereinigung Smart Engineering e. V. zur Förderung der Gemeinschaftsforschung auf dem Gebiet des Smart Engineering. Unterstützt durch ein weit verzweigtes Kooperationsnetzwerk, bestehend aus Forschungsinstitutionen und Unternehmen, hat sich die Forschungsvereinigung die Initiierung und Begleitung von Forschungsprojekten, insbesondere kleiner und mittelständischer Unternehmen, zum Ziel gesetzt.

Durch ihre Mitgliedschaften z. B. in der Arbeitsgemeinschaft Umformtechnik, als Vorstandsmitglied des Vereins für Umformtechnik Sachsen e. V. (seit 2001), im Scientific Committee der „International Conference on Technology of Plasticity“ sowie in zahlreichen Prüfungsgruppen verschiedener Sonderforschungsbereiche, Schwerpunktprogramme und Forschergruppen der DFG, hat Awiszus eine aktive Rolle in der akademischen Gemeinschaft – national und international, übernommen. In ihrer langjährigen Laufbahn hat sie weiterhin in verschiedenen Gremien, wie z. B. im Expertengremium „Nationale Forschungsdateninfrastruktur“ der DFG, im Ausschuss für Wissenschaftliche Geräte und Informationstechnik der DFG, als Vorsitzende der Kommission für IT-Infrastruktur  der DFG, in zwei Perioden als Mitglied des Fachkollegiums 401 „Produktionstechnik“ der DFG und im Beirat der IUNO (Nationales Referenzprojekt zur IT-Sicherheit in Industrie 4.0), ihre Expertisen eingebracht.

Auch für internationale Forschungsförderer, wie das BMW_F (Österreich), GAČR (Tschechische Republik) und RC (Norwegen) war sie als Gutachterin gefragt. Als langjähriges Mitglied der ZEvA-Kommission (Zentrale Evaluations- und Akkreditierungsagentur) in Hannover brachte und bringt sie auch weiterhin ihre Expertise zur Qualitätssicherung und -entwicklung von Studium und Lehre aktiv ein.

Zum Höhepunkt ihrer wissenschaftlichen Laufbahn zählt auch, dass die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) und die Bundesministerin für Bildung und Forschung im Jahr 2022 Awiszus in das internationale Expertengremium zum Programm „Exzellenzstrategie“ gewählt haben. Mit der Exzellenzstrategie, die gemeinsam von der DFG und vom Wissenschaftsrat durchgeführt wird und aus den beiden Teilen „Exzellenzcluster“ und „Exzellenzuniversitäten“ besteht, wollen Bund und Länder die universitäre Spitzenforschung stärken, Profile ausbilden und Kooperationen im Wissenschaftssystem fördern. Dass mit Awiszus eine ausgewiesene Forscherin der TUC dieses Expertengremium verstärkt und in den nächsten Jahren mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von hochrangigen Universitäten wie beispielsweise Harvard, Princeton, Cambridge, Stanford, New South Wales (Sydney) oder der ETH Zürich sowie weiteren namhaften Forschungsinstituten zusammenarbeiten wird, unterstreicht damit auch die internationale Sichtbarkeit der TUC. Dazu wird sie auch weiterhin von der Fakultät für Maschinenbau unterstützt. Dies ermöglicht ihr, auch über ihren Pensionseintritt hinaus, die noch laufenden Projekte ihrer ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin wissenschaftlich zu betreuen.

(Autorin: Dr. Carolin Binotsch)

Mario Steinebach
17.10.2023

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