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Universitätsarchiv
Buschmann

Ausbildung zur FAMI - Sarah Buschmann - 2000-2003

Meine ersten Eindrücke

Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste, Fachrichtung Archiv - kann man auch dazu sagen. Erläuterungen zur Verordnung

Um mich mal ein bisschen vorzustellen: Mein Name ist Sarah, ich bin 19 Jahre alt und komme aus Chemnitz. Nachdem ich in diesem Jahr mein Abitur hinter mich gebracht habe, hatte ich nicht etwa vor, zu studieren - nein, ich begab mich auf die Suche nach einer Lehrstelle. Viele Bewerbungen losgeschickt, viele zurückbekommen. Dann erhielt ich eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch im Archiv der Technischen Universität. Es ging um eine Ausbildungsstelle zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, Fachrichtung Archiv. Klang jedenfalls schon mal interessant.

Wochen lang habe ich nichts gehört; ich wartete schon auf den Brief, in dem meine Unterlagen zu mir zurückwandern sollten. Dann ein überraschender Anruf: ich könnte die Stelle bekommen, ich brauchte nur noch "Ja" zu sagen. Am darauf folgenden Tag sagte ich zu. Jetzt war die Entscheidung gefallen: die nächsten drei Jahre meines Lebens würde ich also im Archiv der Technische Universität Chemnitz verbringen, um FAMI zu werden.
Damit ich meine Lehre nicht mit dem ersten Berufsschulblock in Leipzig startete, ohne jemals zuvor ein Archiv richtig von innen gesehen zu haben, wurde ich kurzerhand noch zwei Tage hierher beordert, um einen kurzen Einblick zu erhaschen. Schon da stellte ich fest, dass das wohl ein ziemlich interessanter Beruf ist.

Die Berufsschule, übrigens die Deutsche Buchhändlerlehranstalt, startete mit viel Chaos in das neue Schuljahr. Die letzte Runde der Sanierung war in vollem Gange: direkt neben dem Klassenzimmer der FAMIs im ersten Lehrjahr wurde eine neue Treppe eingebaut. Der Lärm raubte nicht selten den Lehrern wie auch uns Schülern den letzten Nerv. Außerdem waren einige unersetzbare Lehrer krank, so dass die Stundenpläne ständig hin- und hergeschoben werden mussten. Dennoch, Alles in Allem, vergingen die 4 Wochen wie im Fluge und wir hatten doch alle mehr oder weniger Spaß gehabt und noch dazu einiges grundlegendes dazugelernt. Im nächsten Block wird’s besser sein, versicherte man uns.
Nun sitze ich wieder hier im Archiv. In den nächsten 3 Jahren werde ich wohl viel Neues kennenlernen; zu meinen Aufgaben werden das Beschaffen, Erschließen, Vermitteln und Bereitstellen von Beständen sowie die Betreuung und Beratung von Nutzern gehören. Also durchaus abwechslungsreich. Ich bin gespannt.

© Sarah Buschmann  September 2000

Rückblick erstes Lehrjahr

Nun liegt es fast hinter mir, das erste Lehrjahr. Vieles ist in dieser Zeit passiert.
In der Praxis bin ich mit einigen der archivischen Aufgaben, Arbeiten und Probleme konfrontiert worden, wie zum Beispiel der Übernahme von mehr oder weniger geordneten Akten, der unumgänglichen Verwaltungsarbeit wie Postbearbeitung, Materialbestellungen usw., dem Umgang mit der Archivsoftware Augias, der ständigen Überwachung der klimatischen Zustände in den Magazinen, dem Erstellen eines Findbuches, den grundlegenden Vorarbeiten der Archivierung wie Entmetallisieren und Paginieren, der Verzeichnung von beispielsweise Videos, kleineren Recherchen, beispielsweise für Studienzeitbescheinigungen oder Seminargruppentreffen, Statistiken, beispielsweise über Postein- und ausgänge, Datensicherung und dem Erstellen einer Mitarbeitermappe mit Infos rund um die Uni und das Archiv.
Auch in der Schule haben wir die ersten grundlegenden Kenntnisse vermittelt bekommen. Wir haben die Vorformen der heutigen Medien betrachtet, die altdeutsche Schreibschrift gelesen, geschrieben und geübt, verschiedene Einrichtungen des Informationswesens sowie die verschiedenen Arten der Kataloge kennen gelernt, die verschiedenen Erwerbsarten, einiges über den Buchhandel erfahren, RAK-Grundbegriffe erläutert bekommen und vieles mehr. Ab und zu haben wir Exkursionen unternommen, zum Beispiel ins Sächsische Staatsarchiv, in die Deutsche Bücherei oder die Universitätsbibliothek Leipzigs.
Haben wir in diesem Jahr die fachspezifischen Dinge nur von ehemaligen Bibliotheksangestellten vermittelt bekommen (was nicht immer unbedingt so günstig war), so wurde uns Ende des letzten Blocks versprochen, im neuen Lehrjahr würde es auch einen Lehrer, der aus dem Bereich Archiv kommt, geben. Man darf gespannt sein.
Außerdem waren die Mitarbeiter des Archivs an einem Tag im Mai gemeinsam in Dresden. Dort haben wir kurz das sächsische Hauptstaatsarchiv besucht, um uns danach die alten Festungsmauern Dresdens in den Kasematten anzuschauen.

© Sarah Buschmann  Juli 2001

Rückblick zweites Lehrjahr

Sarah Buschmann, © H. Habener; 2002 So, das zweite Lehrjahr ist geschafft und konsequent geht's nun im dritten auf die Endprüfungen zu. Aber soweit sind wir noch nicht, deshalb erst mal noch ein paar Worte zu den vergangenen 56 Wochen:
Wie zu erwarten, hat auch das Jahr 2001/2002 wieder die Bandbreite der Arbeiten in einem Archiv aufgewiesen. So erschloss ich Stiftungs- und FDJ-Akten, bearbeitete einen Index für die Augias-Datenbank, verzeichnete Studentenakten in eine Datenbank, erstellte Übernahme- und Kassationslisten, Restunterlagen mussten den entsprechenden Akten zugeordnet werden, ich erledigte kleinere Recherchen, ich sichtete Akten in Vorbereitung auf die Übernahme eines Nachlasses, und ganz nebenher mussten natürlich noch die alltäglichen Dinge wie Postbearbeitung, Klimaüberwachung, Paginierung und Entmetallisierung sowie das Aktenausheben und -reponieren erledigt werden.
Auch mein erstes Praktikum absolvierte ich, nämlich in der Bibliothek der Uni, speziell in den Abteilungen "Katalogisierung" und "Erwerbung". Dort lernte ich das Katalogisierungsprogramm KatWin kennen, signierte Bücher, arbeitete im OPAC, erhielt Einblicke in die verschiedenen Erwerbungsmöglichkeiten und schaute auch in der Zeitschriftenstelle vorbei. Das zweite Praktikum führte mich ins Stadtarchiv, wo ich einmal eine zentrale Altregistratur zu sehen bekam. Besonders interessant war für mich auch die Restaurierungswerkstatt, hier konnte ich ein paar Handgriffe wie zum Beispiel das Aktenheften üben.
Und ganz mittendrin hatte ich die Zwischenprüfung im Frühjahr durchzustehen - ich brachte sie glücklicherweise im großen und ganzen ganz gut hinter mich. Wo wir auch schon am Punkt Berufsschule angekommen wären: endlich erhielten wir nun eine Lehrerin für den Bereich Archivwesen! Als neue Sprache bekamen wir Russisch dazu, was uns alle ganz schön aufstöhnen ließ und leider jetzt immer noch lässt. Um den Schulalltag ein bisschen lockerer zu gestalten, unternahmen wir jedoch in Leipzig mehrere Exkursionen: ins Stadtarchiv, in die IHK, ins Staatsarchiv, in die Stadtbibliothek und in die Deutsche Bücherei.
Im nun angelaufenen dritten und letzten Lehrjahr erwartet mich die weitere, tiefergehende Einführung in die Archivarbeiten. Außerdem ist zum Uni-Jubiläum im Herbst 2003 eine Ausstellung geplant, an der das Archiv in Vorbereitung und Ausführung beteiligt sein soll. Erste grobe Konzepte liegen schon vor - schaun' wir mal, was draus wird....

© Sarah Buschmann im Dezember 2002

Rückblick drittes Lehrjahr

Nun habe ich die Lehrzeit also hinter mir, und hier noch ein paar wenige Worte, wie alles seinen Abschluß fand:
Im Archiv kamen im Grunde keine neuen Inhalte mehr hinzu, vielmehr ging es daran, die gewonnen Kenntnisse und Fertigkeiten zu verfeinern, zu vertiefen und zu festigen.
Anders in der Schule: hier mussten wir ja die im ersten Lehrjahr verlorene Zeit aufholen, dementsprechend gestrafft wurde der Archivunterricht mit im Schnitt 10 Wochenstunden, denn es mussten auch noch Sachgebiete wie Sächsische Landesgeschichte, LEAP (landeseinheitlicher Aktenplan), Verwaltungsgeschichte und Registraturordnungen behandelt werden.
Schneller als gedacht standen auch schon die schriftlichen Prüfungen vor der Tür, denn trotz intensiver Vorbereitungen seitens der Schule geht man doch immer mehr oder weniger ängstlich an solche Dinge heran. Arg überrumpelt kamen wir uns im dritten Prüfungsgebiet, Wirtschafts- und Sozialkunde, vor. Aber auch das brachten wir irgendwie hinter uns.
Die folgenden Wochen wartete ich auf die Einladung zur mündlichen Abschlussprüfung. Dann endlich hielt ich sie in den Händen: die Krönung dieser drei vergangenen Jahre sollte am 15. August stattfinden. Viel zu schnell gingen meine Urlaubswochen vorüber, und mit großem Bangen, denn mündlich liegt mir nicht so sehr, trat ich an einem Freitag als Vorletzte aller Prüflinge in einem völlig überhitzen Zimmerchen vor das Prüfungskomitee. Ich erhielt zwei Aufgabenzettel, aus denen ich wählen konnte. Beim ersten rutschte mir das Herz in die Hose, aber als ich dann die zweite Aufgabenstellung las, fühlte ich mich ein wenig besser, denn die Thematik "Wie gestalte ich eine Ausstellung" war mir ja schon in der Praxis begegnet. Ganz fix ging meine Vorbereitungszeit vorüber, ich hätte sicher doppelt solange schreiben können...
Nun kam es darauf an, mein auf drei Seiten Niedergeschriebenes in geordneter und zusammenhängender Weise den Prüfern nahe zu bringen.
Als mir schlußendlich das Ergebnis aller Prüfungsteile mitgeteilt wurde, war ich dann doch überrascht, ich hatte besser abgeschnitten als ich selbst erwartet hatte – mit 1 ! : )))
Ja, und damit war meine Lehrzeit offiziell beendet, mit dem Bestehen der letzten, der mündlichen Prüfung.
Die Uni ermöglichte mir auch eine befristete Übernahme, allerdings leider nicht in meiner Ausbildungsstelle, dem Archiv, sondern in der Altregistratur des Personaldezernates. Aber inzwischen habe ich mich hier ganz gut eingelebt.

Ein herzliches Dankeschön an meinen Ausbilder Herrn Luther und Frau Dr. Szöllösi, die mich die 3 Jahre im Archiv wirklich gut umsorgt haben.

Besonderen Dank möchte ich auf diesem Wege unbedingt auch noch an unsere Lehrerin Frau Hein loswerden, die "das Unmögliche möglich gemacht" hat, uns in stark verkürzter Zeit dennoch alles theoretische Wissen zu vermitteln und es dazu nebenher noch schaffte, dass der Spaß nicht vollends auf der Strecke blieb.

© Sarah Buschmann im Dezember 2003