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Pressemitteilung vom 10.12.2003

Wirtschaftspädagogik: Ursprünge in Chemnitzer Region

Wirtschaftspädagogik: Ursprünge in Chemnitzer Region
Vor 100 Jahren begründete Herman Theodor Franke die neue wissenschaftliche Disziplin – Chemnitzer Förderverein ehrt Verdienste des sächsischen Vordenkers – seit 1993 werden in Chemnitz Wirtschaftspädagogen ausgebildet

Sein Name ist nicht im Lexikon zu finden, und doch hat er Wegweisendes geleistet: Herman Theodor Franke, 1863 in Lobsdorf bei Glauchau geboren, begründete vor 100 Jahren die Wirtschaftspädagogik als neue wissenschaftliche Disziplin. Im Jahr 1903 führte er den Begriff “Wirtschaftspädagogik” ein, mit dem er die Wechselwirkung von Wirtschaft und Bildung beschrieb.

Herman Theodor Franke erkannte die Zeichen seiner Zeit, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem durch die Industrialisierung geprägt wurde. Er war davon überzeugt, dass sich Pädagogik und Ökonomie zu ergänzen haben und wirtschaftliche Aspekte stärker in der bis dahin eher klassisch ausgerichteten Erziehung vermittelt werden sollten. “Er wollte erreichen, dass sich die Jugend möglichst erfolgreich in die gegebene Wirtschaftsgemeinschaft einfindet”, erläutert Prof. Dr. Helmut Woll, der an der Technischen Universität Chemnitz die Professur für Wirtschaftspädagogik leitet. “Er wollte junge Menschen zum wirtschaftlich selbständigen Handeln erziehen und sie befähigen, an der Erhaltung und Förderung des damaligen Wirtschaftslebens mitzuarbeiten.”

Herman Theodor Franke wurde am 9. März 1863 als achtes Kind eines Gärtners geboren. Er besuchte das Schullehrerseminar in Schneeberg/Erzgebirge und wurde Vikar in Thierbach, später in Ammelshain und Grimma. Ab 1889 war er als Lehrer an einer Mädchenbürgerschule in Wurzen tätig. Für die enge Verbindung von Pädagogik und Ökonomie wurde er zu seiner Zeit stark kritisiert. Bis heute hat sich die Wirtschaftspädagogik allerdings zu einer anerkannten wissenschaftlichen Disziplin entwickelt.

Um die Verdienste des Begründers der Wirtschaftspädagogik zu würdigen, wurde in diesem Jahr der Förderverein “Theodor Franke” von Absolventen der TU Chemnitz gegründet. Der Förderverein macht sich zur Aufgabe, Studierende der Berufs- und Wirtschaftspädagogik und Diplom-Handelslehrer mit Forschungsstipendien und Zuschüssen für Tagungen und Fachbücher zu unterstützen.

Im Jahr 1993 wurde an der TU Chemnitz die Professur für Wirtschaftspädagogik eingerichtet. Derzeit haben sich über 500 Studierende in das Haupt- oder Nebenfach Berufs- und Wirtschaftspädagogik (Magister) und in den Studiengang Diplom-Handelslehrer (Wirtschaftspädagogik) eingeschrieben. Auch außerhalb des Studienbetriebs ist die Chemnitzer Professur für Wirtschaftspädagogik aktiv. Mit besonderem Engagement werden Schüler unterstützt, etwa bei den 1. Sächsischen Schülerwirtschaftstagen “Young Biz”, die vom 28. bis 30. November 2003 in Chemnitz stattfanden. Und auch die sächsische “Schüler- und Juniorenfirmenmesse”, die am 2. und 3. April 2004 im TU-Hörsaalgebäude veranstaltet wird, soll wieder ein Erfolg werden. Dann können sich Schüler mit ihren Geschäftsideen präsentieren. Darüber hinaus wird zur Zeit ein Weiterbildungs-Programm für Realschullehrer in Wirtschaftsdidaktik angeboten.

Weitere Informationen gibt Prof. Dr. Helmut Woll, Professor für Wirtschaftspädagogik der TU Chemnitz, unter Telefon (03 71) 531 22 45 oder per E-Mail helmut.woll@phil.tu- chemnitz.de . Die Professur im Internet: http://www.tu- chemnitz.de/phil/bwp/ .

Kontakt zum Förderverein “Theodor Franke”: Thomas Kleimann, Telefon (03 71) 531 39 19, E-Mail kleimannthomas@hotmail.com .

Hinweis für die Medien: Unter http://www.steiner-verlag.de/ZBW/ZBW3.html finden Sie in der Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Heft 4/2003, unter der Überschrift “Ökonomische Bildung” einen längeren Aufsatz über Herman Theodor Franke, der von Prof. Woll verfasst wurde.