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Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
Pressemitteilungen

Pressemitteilung vom 12.06.2003

Literarische Bilder im heutigen Europa

Literarische Bilder im heutigen Europa
Vortrag zur Rolle der Literatur für ein nationales, sprachliches und kulturelles Selbstverständnis

Am 16. Juni 2003 referiert Prof. Dr. Dr. h.c. Hugo Dyserinck aus Lanaken/Belgien, der "Vater des Aachener Programms der Komparatistik", an der TU Chemnitz zum Thema "Von der Ethnopsychologie zur Ethnoimagologie". Der öffentliche Gastvortrag beginnt um 9.15 Uhr im Hörsaalgebäude an der Reichenhainer Straße 70, Raum N010. Die Professur “Deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts/Komparatistik” an der TU Chemnitz lädt dazu alle Interessenten herzlich ein.

Zum Hintergrund: Die Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft beschäftigt sich mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den einzelnen nationalen Literaturen, fragt zum Beispiel nach dem Einfluss der französischen Literatur auf die deutsche, untersucht das Wesen des künstlerischen Austausches zwischen deutschen Autoren wie Johann Wolfgang von Goethe und polnischen Autoren wie Adam Mickiewicz - und ihr Gegenstand ist auch das Wesen von Literatur schlechthin. Ein Zweig dieser Allgemeinen und Vergleichenden Wissenschaft von der Literatur ist die Imagologie, die detailliert untersucht, wie innerhalb der Literatur Vorstellungen von anderen Ländern, Nationen, Sprachen und Kulturen zu den jeweiligen Lesern transportiert werden. Sie beschäftigt sich also mit den Vorstellungen der Menschen von sich selbst und ihren Vorstellungen von den anderen Menschen, den Fremden, den Unbekannten. Welches Bild von Frankreich haben Schriftsteller, die mit der Französischen Bürgerlichen Revolution sympathisierten, mit ihren Texten in Deutschland verbreitet? Welche Vorstellungen vom Leben der Sowjetmenschen spiegeln sich in der DDR-Literatur? Und wie haben diese Vorstellungen die Autoren selbst in ihren künstlerischen Anschauungen beeinflusst?

Im heutigen Europa wird das Bewusstsein vom eigenen Ich, das Bewusstsein, “anders als die anderen” zu sein, immer weniger mit Nationen, Ländern oder Sprachen in Verbindung gebracht. Auch die Literatur eines Landes entsteht nicht immer in der Landessprache. In Rumänien entsteht deutschsprachige Literatur, in Deutschland entsteht türkischsprachige Literatur. Menschen definieren ihre Zugehörigkeit zu einer Gruppe anderer Menschen mit oder ohne Staatsbürgerschaft, mit oder ohne sprachliche Gemeinsamkeit. Wer sind sie, die “anderen”, und vor allem: Welche Rolle spielt die Literatur für ein nationales, sprachliches oder kulturelles Selbstverständnis? Das ganze Spektrum dieser Fragen, aber auch einige Antworten sind von diesem Gastvortrag zu erwarten.

Weitere Informationen erteilt Dr. Frank Schenke, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur “Deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts/Komparatistik” der TU Chemnitz, Telefon (03 71) 5 31 - 29 32, - 45 30.