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Medienpsychologie
Laufende Projekte

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Forschungsverbund Hybrid Societies (seit 2020)

Logo Hybrid SocietiesDer Mensch neigt relativ schnell dazu, nicht-menschlichen Entitäten (z. B. Saugroboter, Computer, Fabelwesen) komplexe mentale Fähigkeiten zuzuschreiben, sofern sie soziale Verhaltensweisen zeigen oder menschenähnlich aussehen. Findet diese Anthropomorphisierung bei digitalen Technologien statt, spricht man von Embodied Digital Technologies (EDTs). EDTs kommen beispielsweise im Bereich multimedialer Lernumgebungen immer häufiger zum Einsatz, wir finden sie aber auch in der Form humanoider Roboter, virtueller Agenten in Videospielen oder Smart-Home-Systeme im heimischen Wohnzimmer.

Die aktuelle Forschung in diesem Bereich legt den Schluss nahe, dass der Grad der wahrgenommenen Anthropomorphisierung ein möglicher Schlüsselfaktor für den erfolgreichen Einsatz von EDTs in multimedialen Lernumgebungen darstellen könnte. Stärkere Anthropomorphisierung führt nicht nur zu höherer Sympathie gegenüber den EDTs, sondern verbessert auch die kognitive Verarbeitung während der Interaktion, was schlussendlich zu einer besseren Lernleistung führen kann. Allerdings sind diese Befunde bisher auf relativ simple EDTs beschränkt. Studien zu EDTs, die einen höheren Grad an menschlichen Eigenschaften aufweisen, fehlen hingegen bisher im Bereich multimedialen Lernens. Dafür geben Studien aus anderen Forschungsbereichen (z. B. Medienpsychologie und Social Robotics) Hinweise darauf, dass mehr Anthropomorphisierung nicht zwangsläufig auch besser ist. Besonders hohe Anthropomorphierungsgrade können zu unangenehmen Gefühlen (z. B. gruselig und unheimlich) und eher zu einer Verleugnung der wahrgenommenen Menschlichkeit (Deanthropomorphisierung) führen, ein Phänomen, dass in moderner Literatur gerne als Uncanny-Valley bezeichnet wird.

Vor diesem Hintergrund versucht das Forschungsprojekt B01 des Forschungsverbundes Hybrid Societies herauszufinden, ob hochanthropomorphisierte EDTs möglicherweise einen umgekehrten Effekt auf die Lernleistung haben. Aufgrund der empirisch inkonsistenten Befundlage der Uncanny Valley Hypothese, ist eines der Ziele des Forschungsprojektes, einen neuen Erklärungsansatz zu validieren. Der neue Ansatz geht dabei von dynamischen Anthropomorphisierungs- und Deanthropomorphisierungsprozessen aus, welche durch ein (subjektiv) übertriebenes Maß an zugeschriebener Menschlichkeit ausgelöst wird und mit unangenehmen Emotionen einhergehen. Die Forschergruppe nimmt an, dass diese Dynamiken zu einer Erhöhung der lernhinderlichen kognitiven Belastung führen.

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