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Exkursion Portugal-Spanien SoSe2012
Tag 4: Santiago de Compostela

Tag 4: Santiago de Compostela

 

Unseren zweiten Tag in Santiago de Compostela begannen wir in aller Frühe mit einem kleinen Frühstück im Hostel. Allzu lang konnten wir nicht trödeln, da wir ja schließlich mit einer Professorin der Facultad de Filoloxia unserer Partneruniversität, der Universidade de Santiago de Compostela, verabredet waren. Sie hatte sich für uns etwas ganz Besonderes ausgedacht: ein Ausflug zur Ciudad de la Cultura, einem riesigen futuristisch anmutenden Gebäudekomplex auf dem Berg Gaiás, entworfen vom weltberühmten US-amerikanischen Architekten Peter Eisenmann. Dort angekommen erstarrten wir einen Moment vor Staunen beim Anblick der imposanten Konstruktion aus einheimischem Quarz und Glas mit gigantischen wellenförmigen Dächern, die eher an einen überdimensionierten Skatepark erinnern, als an ein Kulturzentrum. Auf insgesamt 15 Hektar Baufläche ist hier ein Megaprojekt realisiert worden, das eine Bibliothek, das galizische Museum und ein Theater beherbergt. Über 400 Millionen Euro wurden investiert, erzählte uns eine Mitarbeiterin der Kulturstadt, die uns durch die Anlage führte. Eine immense Summe von Geld, für die das Land im Hinblick auf die europäische Staatsschuldenkrise sicher auch anders Verwendung hätte finden können. Der Bau wurde aufgrund der Wirtschaftskrise bis mindestens 2014 gestoppt – ungünstig nur, dass gerade die zwei wichtigsten Gebäude noch nicht fertiggestellt wurden und deshalb noch nicht vollends nutzbar sind. Nach Schätzungen seien für die Fertigstellung weitere 200 Millionen Euro notwendig. Bleibt nur zu hoffen, dass sich diese Investitionen am Ende tatsächlich lohnen…

Beeindruckt aber auch den riesigen Geldsummen kritisch gegenüberstehend fuhren wir mit dem Bus zurück zur Universität. Inspiriert durch das eben gesehene monströse Bauwerk, hatten wir einen ebenso monströsen Hunger, weshalb wir kurzerhand die Mensa stürmten. Eine Stunde später, mit leckeren landestypischen Gerichten, wie Paella oder Meeresfrüchtesalat im Bauch, verließen wir glücklich die Kantine, um den sonnig-warmen Tag in der historischen Altstadt zu verbringen. Einige von uns diskutierten bei einem Kaffee eifrig die galizische Erinnerungspolitik, andere wiederum bevorzugten es, in den zahlreichen Boutiquen shoppen zu gehen und sich mit adäquater Kleidung für die weiteren, natürlich rein der Forschung gewidmeten Exkursionsaktivitäten auszustatten. Abends gingen wir alle zusammen sehr lecker essen und ließen den Abend gediegen ausklingen. Die meisten von uns waren müde und geschafft, von den zahlreichen Abenteuern, die uns dieser Tag gebracht hatte. Auch aufgrund des bevorstehenden langen nächsten Tages in A Coruña lagen die meisten von uns um Mitternacht im Bett. Nur einige wenige besiegten die Müdigkeit und gesellten sich bis früh morgens auf den großen Hinterhof des Hostels, um ihre intellektuellen Debatten mithilfe von den Geist anregenden Getränken zu Ende zu führen.                                                                      
 
Alexander Schumann