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Bibliometrie

Indikatoren der bibliometrischen Analyse

Zu den wichtigsten bibliometrischen Indikatoren soll hier ein kurzer Überblick gegeben werden. Dieser ist natürlich nicht vollständig und umfasst lediglich einige der bekanntesten und am häufigsten genutzten Indikatoren.

  • Produktivität = Anzahl der Veröffentlichungen eines Autors bezogen auf einen bestimmten Zeitraum
  • H-Index = Anzahl der Artikel h einer Person oder Einrichtung, die mindestens h mal zitiert wurde (im Beispiel 6 Publikationen, die mindestens 6 mal zitiert wurden)
  • publikationsbezogen: Zitationsanzahl = Gesamtzahl aller Zitationen eines Wissenschaftlers oder einer Institution; Zitationsrate = Maß, wie oft die Publikationen eines Autors oder einer Gruppe durchschnittlich zitiert wurden
  • Journal Impact Factor = Maß für die Zitationshäufigkeit einer Zeitschrift; gibt an wie oft ein durchschnittlicher Artikel der Zeitschrift nach Erscheinen zitiert wird (schiefe Verteilung); unterschiedliche Varianten des JIF (z.B. Zwei-Jahres Impact Factor oder Fünf-Jahres Impact Factor)
  • Scimago Journal Rank = berechnet mittels Page Rank Algorithmus das Prestige einer Zeitschrift; basierend auf Daten aus Scopus
  • Eigenfaktor = bestimmt die Bedeutung einer Zeitschrift unter Einbeziehung des umgebenden Netzwerkes aus Zitationen anderer Zeitschriften; abhängig vom Umfang der Zeitschrift; basiert auf Ranking-Verfahren angelehnt an Google-Algorithmus

Die Verwertung von Online-Nutzungen wissenschaftlicher Informationen aus heterogenen Datenquellen soll den Impact im akademischen und nichtakademischen Bereich gleichermaßen erfassen. Dazu zählen Medienrezeptionen, wie Peer-Reviews, Zitationen, aber auch Kommentare, Bookmarks und im weiterführenden Sinne sogar Blogs, Tweets und Facebookbeiträge.

  • Nutzungshäufigkeit (absolut oder nach Dokumentnutzungsmuster)
  • Altmetrics (Mendeley, CiteULike, Twitter, Facebook)

Publikations- und Zitationsindikatoren sind kontextabhängig und sollten nicht losgelöst davon interpretiert werden. Die Aussagekraft bibliometrischer Indikatoren wird insbesondere von der Qualität ihrer Erhebung und der Qualität ihrer Operationalisierung bestimmt.

Alle gängigen Publikations- und Zitationsdatenbanken haben Schwächen, welche die Erhebung bibliometrischer Metriken beeinträchtigen können (siehe dazu auch unsere Vergleichsanalyse der Zitationsdatenbanken Scopus und Web of Science).

Die Güte der Operationalisierung bibliometrischer Indikatoren, d.h. die Genauigkeit mit der sie die zu messenden realen Sachverhalte (z.B. Produktivität von Forschenden, Qualität von Forschungsleistungen) abbilden, unterliegt ebenfalls zahlreichen Einschränkungen. Bekannte Ursachen der systematischen oder manipulativen Verzerrung bibliometrischer Indikatoren sind u.a.:

  • Matthäus-Effekt („success breeds success“) – neue Artikel von bekannten Wissenschaftlern eines Faches werden häufiger zitiert als die von unbekannten Autoren
  • Zitationsabsprachen zwischen einzelnen Wissenschaftlern oder Gruppen von Wissenschaftlern („Zitationskartelle“), die ein übermäßiges gegenseitiges Zitieren zum Gegenstand haben
  • Nichtzitation verwendeter Quellen

Das Bibliometrie-Team der Universitätsbibliothek ist den Standards guter wissenschaftlicher Praxis verpflichtet. Diesem Anspruch werden wir insbesondere dadurch gerecht, dass wir:

  • Methoden und Datenquellen eigener Untersuchungen umsichtig und zweckgemäß auswählen
  • eindimensionale Analysen mit einem oder wenigen Indikatoren vermeiden
  • mögliche Drittvariablen in statistische Analysen einbeziehen bzw. kontrollieren
  • die verwendeten Verfahren, Daten und Methoden in Untersuchungen offenlegen
  • Ungenauigkeiten und Interpretationsgrenzen erhobener Indikatoren umfassend und exakt darlegen
  • die Verwendung von Publikations- und Zitationsmetriken als Ersatz für die qualitative Begutachtung von Forschungsleistungen ablehnen.

Weitere Empfehlungen für einen verlässlichen und verantwortungsvollen Einsatz bibliometrischer Methoden finden Sie hier:

Hicks, D. et al. (2015): The Leiden Manifesto for research metrics. Nature 520 (7548), 429-431
Volltext

Bornmann, L. et al. (2008): Citation counts for research evaluation: standards of good practice for analyzing bibliometric data and presenting and interpreting results. Ethics in Science and Environmental Politics 8, 93–102, doi: 10.3354/esep00084
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